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Stimmen der Angst

Stimmen der Angst

Titel: Stimmen der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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ausgezehrte, rotznäsige kleine Scheißer von einem Bruder. Er winkte.
    Der Saturn schoss mit blitzschnell kleiner werdenden Rücklichtern wie ein Rakete, die zum Eintritt in den Hyperraum ansetzte, mit halsbrecherischer Geschwindigkeit in die nächtliche Dunkelheit davon.
    Der Arzt hoffte, sie würden gegen einen der Müllcontainer rasen, die den Weg säumten, hoffte, der Wagen würde außer Kontrolle geraten, sich überschlagen und in Flammen aufgehen. Er hoffte, Dusty, Martie und Skeet würden bei lebendigem Leib verbrennen, sodass nur noch angesengte Knochen und verkohlte Fleischklumpen von ihnen übrig blieben, und dann, so hoffte er, sollte ein großer Schwarm mutierter Aaskrähen vom Himmel herunterstoßen, sich in den Trümmern des Saturn niederlassen und so lange an dem verbrannten Fleisch reißen und zerren und hacken und fetzen, bis kein essbares Fäserchen mehr übrig war.
    Nichts von alledem geschah.
    Der Wagen fuhr unbehelligt weiter geradeaus und bog an der zweiten Kreuzung nach links in die breitere Straße ein.
    Ahriman stand noch mitten auf dem Weg und starrte dem Saturn nach, als dieser schon längst aus seinem Sichtfeld verschwunden war.
    Der Wind blies stürmisch gegen ihn an. Er begrüßte die kalten Luftstöße, als könnten sie die Verwirrung aus seinem Kopf vertreiben und Klarheit in seinen Gedanken schaffen.
    Im Wartezimmer seiner Praxis hatte Dusty Rhodes am Nachmittag in Botschafter der Angst gelesen, dem Buch, das er Martie als Joker zugedacht hatte, der, wenn er je ausgespielt wurde, eine spannende Bereicherung des Spiels sein sollte. Beim Lesen hatte ihm der Thriller wahrscheinlich eine Gänsehaut über den Rücken gejagt, die durch die Geschichte selbst nicht zu erklären war, besonders dann, wenn er auf den Namen Viola Narvilly gestoßen war. Vielleicht waren ihm die rätselhaften Parallelen zu den Ereignissen in seinem Leben aufgefallen, und er hatte angefangen, zu grübeln und sich Fragen zu stellen.
    Aber die Wahrscheinlichkeit, dass Dusty allein aufgrund der Lektüre von Condons Roman weit reichende Erkenntnisse gewinnen konnte, die ihm die wahre Natur und die Absichten des Arztes offenbarten, war ungefähr so groß wie die Chance einer Raumschiffbesatzung, auf dem Mars eine KentuckyFried-Chicken-Niederlassung zu finden, in der Elvis in einer Nische saß und fröhlich vor sich hin schmauste. Und Ahriman hielt es für absolut unmöglich – Betonung auf unmöglich –, dass der Malermeister alle diese Erkenntnisse an einem einzigen Nachmittag gewonnen haben sollte.
    Folglich musste es Joker geben, die der Arzt nicht unter die Karten gemischt hatte, die vielmehr vom Schicksal ausgeteilt worden waren.
    Einer dieser Joker war vermutlich Skeet. Skeet, dessen Gehirn ja auch durch jahrelangen Drogenkonsum derartig benebelt war, dass er nicht vollständig programmiert werden konnte.
    Und genau aus dieser Sorge über die Unzuverlässigkeit des Malergehilfen war Ahriman an diesem Abend schließlich eigens in die Klinik gefahren, um Skeets UnterUnterbewusstsein ein Selbstmordszenario einzuprägen, das diesen kläglichen Versager veranlasst hätte, sich noch vor dem Morgengrauen auf die Socken zu machen und sich umzubringen. Jetzt musste er sich wohl eine neue Strategie überlegen.
    Gab es noch andere Joker außer Skeet? Zweifellos waren da noch welche im Spiel. Wie viel Dusty und Martie auch wissen mochten – vielleicht war ihr Wissen in Wirklichkeit ja gar nicht so umfassend, wie es den Anschein hatte –, es war jedenfalls unmöglich, dass sie den Großteil des Puzzles zusammengesetzt hatten, ohne mehr zu haben als das Buch und Skeet.
    Die unerwartete Entwicklung sagte Ahrimans Sportsgeist gar nicht zu. Er liebte in seinen Spielen durchaus ein gewisses Risiko, aber nur solange das Risiko kalkulierbar blieb.
    Er war ein Spieler, kein Hasardeur. Er zog die geordnete Struktur eines Regelwerks dem Wildwuchs des Glücks vor.

61. Kapitel
    Die Wohnwagen drängten sich Schutz suchend im stürmischen Wind zusammen, als erwarteten sie einen jener Wirbelstürme, die sie unfehlbar in ihren Parks aufzuspüren und zum boshaften Vergnügen der Fernsehkameras in der ganzen verwüsteten Gegend zu zerstreuen pflegten. Zum Glück waren Wirbelstürme in Kalifornien selten, von mäßiger Stärke und kurzer Dauer. Den Bewohnern des Parks würde das aufgesetzte Mitleidsgetue von Reportern erspart bleiben, die sich nicht entscheiden konnten zwischen dem Reiz, eine Geschichte der Zerstörung bis ins Letzte

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