Stimmen der Angst
würden, hatte ihm aber auch zu gut gefallen.
Wenn es ihm gelang, sie und ihren Mann ausfindig zu machen, würde er sie aktivieren können, sie in ihre innere Kapelle führen und herausfinden, was sie sonst noch über ihn in Erfahrung gebracht und wem sie davon erzählt hatten. Höchstwahrscheinlich konnte man den Schaden wieder gutmachen, das Spiel wieder aufnehmen und in der gewünschten Weise zu Ende führen.
Er hatte ihre Mobiltelefonnummer, aber sie wussten, dass er sie hatte, und würden in ihrer gegenwärtigen paranoiden Gemütsverfassung vermutlich keinen Anruf entgegennehmen. Abgesehen davon, konnte er am Telefon nicht beide gleichzeitig aktivieren, sodass derjenige, der nicht als Erster betroffen war, augenblicklich in Alarmbereitschaft versetzt würde. Zu gefährlich.
Das Problem war, sie jetzt zu finden. Sie waren auf der Flucht, misstrauisch und wachsam, und sie würden sich nicht aus ihrem Versteck rühren, bis sie am Morgen das Flugzeug nach Santa Fe bestiegen.
Sie auf dem Flughafen am Abflugschalter abzufangen kam nicht in Frage. Selbst wenn sie nicht die Flucht ergriffen, konnte er sie nicht in aller Öffentlichkeit aktivieren, durch ihr Haiku führen und ihnen Instruktionen geben.
Wenn sie erst einmal New Mexico erreichten, waren sie aber so gut wie tot.
Als das Band unter giftigem Gestank in Flammen aufging, drehte der Arzt den Gashahn auf. Zisch, und binnen zwei Minuten war nichts mehr davon übrig als ein klebriger Fleck auf dem obersten Keramikscheit.
Er hatte schlechte Laune, der Arzt, und Traurigkeit war nicht der Hauptauslöser seiner miserablen Stimmung.
Das Spiel machte überhaupt keinen Spaß mehr. Er hatte sich so viel Mühe damit gegeben, hatte so ausgeklügelte Strategien entwickelt, und jetzt sah alles danach aus, als würde es nicht, wie geplant, an den Stranden von Malibu seinen glorreichen Höhepunkt erleben.
Er hatte gute Lust, dieses Haus niederzubrennen.
Nicht nur aus purer Bosheit und auch nicht, weil ihm dessen Architektur und Inneneinrichtung missfielen. Vielmehr konnte er sich, wenn er nicht das ganze Haus Zentimeter für Zentimeter absuchte, nicht sicher sein, ob die Mikrokassette mit Susans Anschuldigungen wirklich das einzige Belastungsmaterial gewesen war, das Martie und Dustie gegen ihn gesammelt hatten. Und da er keine Zeit zu verlieren hatte, konnte er sich selbst am sichersten schützen, indem er das Haus bis auf die Grundfesten abbrannte.
Zugegeben, Susans Nachricht auf dem Band hätte nicht als Beweismittel ausgereicht, um ihn unter Anklage zu stellen, geschweige denn, ihn zu verurteilen. Aber er war ein Mensch, der sich niemals auf einen Handel mit dem Gott des Zufalls einließ.
Es wäre aber viel zu gefährlich für ihn, das Haus selbst anzuzünden. Wenn der Brand erst gelegt war, konnte er beim Verlassen des Hauses von irgendjemandem gesehen werden, der später vielleicht in der Lage war, ihn vor Gericht zu identifizieren.
Er drehte den Gashahn im Kamin zu.
Beim Hinausgehen schaltete er Raum für Raum die Lichter aus.
Auf der rückwärtigen Veranda schob er den Ersatzschlüssel unter die Fußmatte, wo ihn der nächste Besucher auf seine Anweisung hin finden würde.
Noch vor dem Morgengrauen würde er das Haus abgefackelt haben, nicht eigenhändig, sondern durch einen Beauftragten. Es gab einen geeigneten Kandidaten für diese Aufgabe, programmiert und telefonisch jederzeit erreichbar, der die Brandstiftung begehen würde, wenn man es ihm befahl, sich aber später nicht mehr erinnern würde, je ein Streichholz entzündet zu haben.
Die Nacht war immer noch vom Lärmen des Windes erfüllt.
Auf dem Weg zu seinem Auto, das er drei Straßen weiter abgestellt hatte, bemühte sich der Arzt erfolglos, ein WindHaiku zu komponieren.
Als er am trauten viktorianischen Heim der Rhodes’ vorbeifuhr, stellte er sich vor, wie es aussehen würde, wenn die Flammen aus dem Dach schlugen, und er zermarterte sich das Hirn nach einem Siebzehn-Silben-Gedicht zum Thema Feuer, aber die Worte entzogen sich ihm.
Stattdessen kamen ihm die Zeilen in den Sinn, die er so mühelos aus dem Stegreif gedichtet hatte, als er beim Eintritt in Marties Arbeitszimmer das auf ihrem Schreibtisch gestapelte Entwurfsmaterial gesehen hatte.
Blauäugige Frau. Schafft emsig ihr Hobbitspiel. Mordor bringt den Tod.
Er überarbeitete das Werk, brachte es auf den neuesten Stand, sodass es der aktuellen Entwicklung Rechnung trug:
Blauäugige Frau. Spielt emsig Detektivin. Tod in Santa
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