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Stimmen der Angst

Stimmen der Angst

Titel: Stimmen der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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aufstieg, dem die Bohnen noch nicht zugefügt waren.
    Zina rief ihren Mann an seinem Arbeitsplatz an. Er betrieb eine Kunstgalerie in der Canyon Road. Nachdem er gehört hatte, warum Martie und Dusty mit ihm reden wollten, dauerte es nicht einmal zehn Minuten, bis er zu Hause war.
    Während sie auf ihn warteten, stellte Zina rote Tontassen mit starkem Kaffee auf den Tisch. Das bittere Aroma des Gebräus wurde durch die Beigabe von Zimt gemildert. Dazu servierte sie mit gerösteten Pinienkernen verziertes Geleegebäck.
    Als Chase Glyson die Küche betrat, sahen sie einen Mann vor sich, der den Eindruck machte, als verdiente er seinen Lebensunterhalt nicht als Kunsthändler, sondern als Cowboy auf der Weide: groß und schlaksig, zerzaustes blondes Haar und ein sympathisches, von Wind und Sonne gegerbtes Gesicht. Er sah aus wie ein Mann, der einen Stall nur zu betreten brauchte, um das Vertrauen der Pferde zu gewinnen, sodass sie ihm leise zur Begrüßung zuwieherten, die Hälse über ihre Boxentüren reckten und mit weichen Nüstern in seinen Händen nach Leckereien schnupperten.
    In ruhigem, aber konzentriertem Ton fragte er, nachdem er sich zu den Besuchern an den Küchentisch gesetzt hatte: »Was hat Ahriman Ihnen und den Ihren angetan?«
    Martie erzählte ihm von Susan. Von der Agoraphobie, die immer schlimmer geworden war, von dem Vergewaltigungsverdacht, von Susans völlig überraschendem Selbstmord.
    »Er hat sie dazu gebracht, es zu tun«, sagte Chase Glyson. »Davon bin ich überzeugt. Hundertprozentig. Sind Sie nur wegen Ihrer Freundin von so weit her gekommen?«
    »Ja. Sie war meine beste Freundin.« Martie sah keinen Grund, ihm mehr zu erzählen.
    »Es ist jetzt mehr als neunzehn Jahre her«, sagte Glyson,
    »dass er meine Familie zerstört hat, und mehr als zehn, dass er seinen verdammten Hintern aus Santa Fe herausgeschafft hat.
    Eine Zeitlang hatte ich gehofft, er wäre tot. Dann ist er mit seinen Büchern berühmt geworden.«
    »Macht es Ihnen etwas aus, wenn wir unser Gespräch aufnehmen?«, fragte Dusty.
    »Nein, überhaupt nicht. Aber was ich zu sagen habe … mein Gott, ich habe das alles im Laufe der Jahre mindestens hundert Mal der Polizei und verschiedenen Beamten der Staatsanwaltschaft erzählt, ich habe mir den Mund fusselig geredet. Keiner hat mir zugehört. Das heißt, selbst wenn mir einmal jemand zugehört und geglaubt hat, dass ich möglicherweise die Wahrheit sagen könnte, hat er prompt Besuch von ein paar einflussreichen Freunden Ahrimans bekommen, die ihm derart die Leviten gelesen haben, dass er hinterher genau wusste, was er über meine Eltern zu denken hatte.«
    Während sich Dusty und Martie mit Chase Glyson unterhielten, saß Zina nahe beim Kamin auf einem Hocker vor ihrer Staffelei und zeichnete eine Bleistiftskizze von einem schlichten Stillleben, das sie zuvor an einer Ecke des Tischs aus gebürstetem Pinienholz, an dem die anderen saßen, arrangiert hatte. Fünf indianische Tongefäße von ausgefallener Form, darunter ein Hochzeitskrug mit zwei Schnäbeln.
    Im Wesentlichen erzählte Glyson das, was sie bereits aus Roy Clostermans Zeitungsausschnitten erfahren hatten. Teresa und Carl Glyson hatten jahrelang einen beliebten Kindergarten, die Häschenschule, geführt, bis man ihnen und drei ihrer Angestellten vorwarf, Kinder beiderlei Geschlechts sexuell missbraucht zu haben. Ahriman hatte, wie auch etliche Jahre später im Ornwahl-Fall in Laguna Beach, angeblich nach allen Regeln des psychologischen Wissens eingehende Gespräche mit den Kindern geführt und – in manchen Fällen mit Hilfe von Rückführungshypnosen – übereinstimmende Muster in ihren Geschichten festgestellt, die den Missbrauchsvorwurf erhärteten.
    »Das Ganze war ein einziger Hokuspokus, Mr. Rhodes«, sagte Chase Glyson. »Meine Eltern waren die freundlichsten Menschen, die man sich vorstellen kann.«
    »Terri, Chases Mutter, hätte sich lieber die Hände abgehackt, als sie gegen ein Kind zu erheben«, sagte Zina.
    »Und mein Vater genauso«, sagte Glyson. »Abgesehen davon war er fast nie in dem Kindergarten. Nur hin und wieder, wenn es etwas zu reparieren gab, weil er handwerklich sehr geschickt war. Ansonsten war der Kindergarten die Sache meiner Mutter. Mein Vater war Mitinhaber eines Autohauses, und damit hatte er alle Hände voll zu tun. Es gab viele Leute hier in der Stadt, die kein Wort von all diesen Gerüchten geglaubt haben.«
    »Aber andere haben sie geglaubt«, sagte Zina mit finsterer

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