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Stimmen der Angst

Stimmen der Angst

Titel: Stimmen der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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beiden kleinen Koffer als Handgepäck mit ins Flugzeug genommen, nachdem die Tasche mit Figs Feuerwehrauto in der Orange County unbeanstandet den Sicherheitscheck passiert hatte. So mussten sie nicht am Gepäckband warten und konnten sich direkt zur Autovermietung begeben.
    Als Martie in den zweitürigen Ford stieg, atmete sie die Zitrusduftwolke eines Lufterfrischers ein, die einem Orangenhain alle Ehre gemacht hätte, aber dennoch nicht ausreichte, um den unangenehmen Geruch von kaltem Zigarettenrauch, der im Wageninnern hing, ganz zu überdecken.
    Als sie auf dem Weg zum Stadtzentrum die Cerillos Road erreicht hatten, entfernte Martie die Messingschrauben vom Boden des Feuerwehrautos. Sie nahm den Filzbeutel aus dem Innern und zog die Pistole heraus.
    »Willst du sie an dich nehmen?«, sagte sie zu Dusty.
    »Nein, nur zu, nimm du sie, du kannst ohnehin besser damit umgehen als ich.«
    Dusty hatte die Springfield Armory Champion, eine hochmodifizierte Version der Colt Commander, die in der Waffenschmiede Springfield maßangefertigt wurde, mit zahlreichen Extras bestellt: einem abgeschrägten Magazinschacht, ausgekehltem Lauf, abgesenktem, ausgestelltem Ausstoßfenster, niedrig montiertem Novak-Visierkamm, einem ausgefeilten Zuführer, ausgefeilten Auszieher und Auswerfer und einem auf zwei Kilogramm Widerstand eingerichteten A-1-Abzug. Die siebenschüssige Pistole war leicht, kompakt und benutzerfreundlich.
    Ursprünglich war Martie gegen den Kauf dieser Waffe gewesen. Nach einem Dutzend Besuchen auf dem Schießplatz und zweitausend abgefeuerten Schuss hatte es sich jedoch gezeigt, dass sie mit der Waffe viel besser zurechtkam als Dusty, was sie allerdings mehr überraschte als ihn.
    Sie steckte die Pistole in ihre Schultertasche, was beileibe nicht der ideale Aufbewahrungsort war, weil sie die Waffe so nicht schnell und ungehindert ziehen konnte. Dusty hatte sich zwar für die Verwendung auf dem Schießstand nach Holstern umgesehen, war aber noch nicht dazu gekommen, einen geeigneten auszusuchen.
    Da Martie über ihren Jeans einen marineblauen Pullover und eine blaue Tweedjacke trug, hätte sie die Waffe auch am Bauch oder am Rücken in den Hosengürtel stecken können, ohne dass sie sonderlich aufgefallen wäre. Aber das hätte ihr auf Dauer allzu großes Unbehagen bereitet, und so blieb als Notlösung nur die Tasche.
    »Jetzt sind wir von Rechts wegen Gesetzesbrecher«, sagte sie trocken. Um leichteren Zugriff zu der Waffe zu haben, ließ sie den Reißverschluss des Mittelfachs offen.
    »Das waren wir schon von dem Moment an, in dem wir das Flugzeug bestiegen haben.«
    »Na ja, jetzt sind wir halt auch in New Mexico Gesetzesbrecher.«
    »Wie fühlst du dich dabei?«
    »Kam Billy Bonney nicht aus Santa Fe?«, sagte sie.
    »Billy the Kid? Keine Ahnung.«
    »Jedenfalls kam er aus New Mexico. Ich fühle mich allerdings kein bisschen wie Billy the Kid, das kann ich dir flüstern. Es sei denn, er war auch ständig in Sorge, sich vor Angst in die Hosen zu machen.«
    An einem Einkaufszentrum machten sie Halt, um ein Diktiergerät und einen Vorrat an Minikassetten und Ersatzbatterien zu kaufen.
    In einem Telefonbuch, das angekettet in einer öffentlichen Telefonzelle hing, suchten sie mit über die Seiten gebeugten Köpfen – ihr Atem dampfte in der frostigen Luft – die wenigen Namen, die sie aus den Zeitungsausschnitten in Roy Clostermans Unterlagen herausgeschrieben hatten. Einige der Personen auf ihrer Liste konnten sie nicht finden, wahrscheinlich weil diese gestorben oder in eine andere Stadt umgezogen waren – oder weil sie, sofern sie zu den damals betroffenen Mädchen gehörten, inzwischen verheiratet waren und dadurch einen neuen Namen angenommen hatten. Immerhin fanden sie einige der Namen und Adressen.
    Wieder im Auto, aßen sie Hühnchentacos zu Mittag, die sie bei einer Imbissbude geholt hatten. Dusty studierte dabei den Stadtplan, den sie von der Autovermietung bekommen hatten, während Martie Batterien in das Diktiergerät einlegte und die Bedienungsanleitung überflog. Das Aufnahmegerät war ein denkbar einfaches Modell und kinderleicht zu bedienen.
    Sie wussten nicht, wie viel belastendes Material sie auf diese Weise sammeln konnten und ob irgendetwas davon geeignet war, die Geschichte, die sie der Polizei in Kalifornien erzählen wollten, glaubhafter zu machen, aber sie hatten schließlich nichts zu verlieren, und es war einen Versuch wert. Wenn sie die eigenen Anschuldigungen nicht durch die

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