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Stimmen der Angst

Stimmen der Angst

Titel: Stimmen der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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zu gehen und in seinen 59er Chevrolet El Camino zu steigen, der dort auf ihn warten würde.
    *
    Die Reitplätze und Koppeln der Ranch lagen verlassen da, die Reitpferde waren rechtzeitig vor dem angekündigten Sturm in die geschützten Ställe gebracht worden.
    Als Martie jetzt vor dem Mietwagen stand, kam ihr das im Adobestil gebaute Ranchhaus nicht mehr so anheimelnd und romantisch vor wie noch bei ihrer Ankunft. Wie viele andere Bauten in New Mexico hatte es einen Zauber ausgestrahlt, als wäre es wie durch Hexerei eigenhändig aus der Wüste emporgewachsen; aber jetzt sahen die verwitterten Lehmwände nicht mehr romantischer aus als Wüstenstaub, und das Haus schien sich nicht stolz zu erheben, sondern in sich zusammenzusakken, mit der Erde zu verschmelzen, aus der es entstanden war, und von der Bildfläche zu verschwinden, als ob es nie existiert hätte, genau wie die Menschen, die in seinen Mauern einmal Liebe und glückliche Momente geteilt hatten.
    »Womit haben wir es hier wirklich zu tun, das möchte ich doch zu gern wissen«, sagte Dusty, während Martie den Wagen auf den Weg zurücklenkte. »Wer ist Ahriman … abgesehen von dem, der er nach außen hin zu sein scheint?«
    »Du meinst nicht nur seine Beziehungen, das Institut, die Leute, die ihn schützen und die Gründe, warum sie das tun.«
    »Nein.« Seine Stimme hatte einen stillen, ernsten Ton ange nommen, als würde er mit seinen Worten an ein heiliges Tabu rühren. »Wer ist dieser Mann, über das Offensichtliche und Naheliegende hinaus?«
    »Ein Psychopath. Ein Narziss, Closterman zufolge.« Aber sie wusste, dass auch das nicht die Antwort war, nach der er suchte.
    Der fast zwei Kilometer lange private Schotterweg, der von der Ranch zur asphaltierten Straße führte, verlief zuerst über eine flache Ebene und dann über abschüssiges Hügelgelände.
    Unter dem fahlen Gipshimmel, in der letzten Stunde des ausklingenden Wintertages, wirkte das dunkelgrüne Präriegesträuch silbern gefleckt. Die losen Büschel der Steppenläufer lagen in der Windstille so reglos da wie die merkwürdigen Felsengebilde, die wie halb vom Sand verwehte knorrige Knochen prähistorischer Mammuts aussahen.
    »Wenn Ahriman jetzt in dieser Sekunde auf uns zugelaufen käme«, sagte Dusty, »würden dann die Klapperschlangen zu Tausenden aus ihren Schlupfwinkeln quellen und ihm folgen wie zahme Hauskatzen?«
    »Komm mir nicht mit solchen Gruselgeschichten, Kindskopf.«
    Aber Martie fiel es dennoch nicht schwer, sich Ahriman vorzustellen, wie er nach den Schüssen, unberührt von den heranschleichenden Kojoten, an Dion Pastores Kinderzimmerfenster stand, wie er, umringt von diesen Raubtieren, als würde er einen Ehrenplatz in ihrem Rudel einfordern und erhalten, das Gesicht ans Fliegengitter drückte und gierig den süßlichen Blutgeruch einsog, während die Präriewölfe unter leisem, kehligem Grollen mit gebleckten Zähnen neben ihm am Gitter draht kratzten.
    An der Stelle, wo der Schotterweg in einer Biegung um einen Hügel verlief und dann steil abfiel, hatte jemand eine Nagelsperre ausgelegt, wie sie von der Polizei bei innerstädtischen Verfolgungsjagden benutzt wurden, wenn das Objekt der Verfolgung mit anderen Mitteln nicht zu stoppen war. Martie sah das Hindernis zu spät. Sie bremste erst in dem Moment, als die Vorderreifen schon platzten.
    Das Lenkrad ruckte in ihren Händen hin und her. Sie versuchte, den Wagen unter Kontrolle zu bringen.
    Gegen den Wagenboden ratternd wie eine wildgewordene Schlange mit gebrochenen Wirbeln, peitschte das Stahlband unter dem Ford durch und schlug seine spitzen Zähne in das nächste Gummi, das es fand. Die Hinterreifen platzten. Mit vier platten Reifen auf einem abschüssigen, holprigen Schotterweg hatte Martie weniger Kontrolle über den Ford, als wenn sie über Glatteis geschlittert wäre. Der Wagen drehte sich quer zur Straße.
    »Halt dich fest!«, schrie sie, als ob es dieser Aufforderung noch bedurft hätte.
    Dann das Schlagloch.
    Der Ford schleuderte herum, kippte zur Seite, schien den Bruchteil einer Sekunde in der Luft zu stehen und überschlug sich dann.
    Überschlug sich zwei-, vielleicht auch dreimal, so genau konnte Martie das nicht sagen, denn ihre erste Sorge galt nicht dem Zählen, vor allem in dem Moment nicht, in dem sie über den Rand der Böschung kippten und in merkwürdig zeitlupenartigem Fall rutschend und rollend in ein breites ausgetrocknetes Flussbett stürzten. Die Windschutzscheibe splitterte, Blechteile

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