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Stimmen der Angst

Stimmen der Angst

Titel: Stimmen der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Stoff für ein fantastisches Kapitel über eine wundersame Heilung erhalten, die er auf seine genialen analytischen und therapeutischen Fähigkeiten zurückführen würde, indem er eine ausgeklügelte Geschichte über eine Behandlung erfand, die nie stattgefunden hatte.
    Er hatte den Programmierungsprozess lediglich deshalb nicht bereits eingeleitet, weil ihre Phobie noch ein wenig Zeit brauchte, um voll zu erblühen. Je größer der Leidensdruck, umso sensationeller würde die Geschichte ihrer Heilung sein und umso grenzenloser ihre Dankbarkeit, wenn ihre Psyche wieder hergestellt war. Wenn er es geschickt anstellte, würde sie vielleicht sogar bereit sein, nach der Veröffentlichung seines Buchs gemeinsam mit ihm in Oprah Winfreys Talkshow aufzutreten.
    Jetzt saß er ihr in seinem Sessel an dem niedrigen Tisch gegenüber und hörte sich ihre Wahnfantasien über Mr. Reeves’ machiavellistische Intrigen an. Ein verborgenes Aufnahmegerät, das ihren Monolog und seine hie und da eingeworfenen Zwischenfragen aufzeichnete, ersparte ihm die Mühe, sich schriftliche Notizen zu machen.
    In spitzbübischer Laune wie so oft, ging ihm plötzlich der Gedanke durch den Kopf, wie lustig es doch sein würde, wenn Keanu der Schauspieler wäre, der im Augenblick nur auf den Moment seiner Attacke gegen die Nase des Präsidenten wartete. Man konnte sich das Entsetzen dieser Patientin vorstellen, wenn sie die Neuigkeit erfuhr, denn sie würde hundertprozentig davon überzeugt sein, dass die verstümmelte Nase ihre eigene gewesen wäre, hätte ein gnädiges Schicksal Keanu nicht das Staatsoberhaupt statt ihrer über den Weg laufen lassen.
    Wunderbar. Sofern im Lauf des Universums ein gewisser Sinn für Humor zu erkennen war, war dieser jedenfalls nicht so fein entwickelt wie der des Arztes.
    »Dr. Ahriman, Sie hören mir nicht zu!«
    »Aber natürlich«, sagte er.
    »Nein, Sie waren nicht bei der Sache, und ich zahle diese horrenden Stundenhonorare nicht dafür, dass Sie Ihren Tagträumen nachhängen«, sagte sie in scharfem Ton.
    Obwohl diese Frau und ihr Langweiler von einem Ehemann sich noch vor fünf Jahren kaum die Fritten zu ihrem Big Mac hätten leisten können, waren die beiden mittlerweile so arrogant und anspruchsvoll, als wären sie mit einem goldenen Löffel im Mund geboren worden.
    Tatsächlich war sowohl ihr Keanuwahn als auch sein Bedürfnis, sich seine Existenzberechtigung an den Wahlurnen bestätigen zu lassen, auf die Plötzlichkeit ihres wirtschaftlichen Aufstiegs zurückzuführen, auf die nagenden Schuldgefühle darüber, dass es sie so wenig Anstrengung gekostet hatte, einen solchen Reichtum zu erwerben, und auf die unausgesprochene Angst, dass dieser Reichtum so schnell zerronnen wie gewonnen sein könnte.
    »Sie haben in diesem Fall doch hoffentlich keinen Loyalitätskonflikt?« In ihrer Stimme schwang plötzlich Misstrauen mit.
    »Wie bitte?«
     
    »Einen verborgenen Loyalitätskonflikt zwischen Arzt und Patient? Sie kennen K-K-Keanu doch nicht etwa, Dr. Ahriman?«
    »Nein, nein. Natürlich nicht.«
    »Eine Verbindung zu ihm zu verschweigen wäre nämlich hochgradig unmoralisch. Hochgradig. Und woher soll ich wissen, ob Sie nicht fähig sind, gegen Ihre Berufsethik zu verstoßen? Was weiß ich überhaupt von Ihnen?«
    Anstatt seine Taurus PT-111 Millennium aus dem Schulterholster zu ziehen und dieser neureichen Zicke Benehmen beizubringen, ließ der Arzt seinen ganzen Charme spielen und redete ihr so lange gut zu, bis sie den Faden ihrer Wahnfantasien wieder aufnahm.
    Die Wanduhr verriet ihm, dass er sie in weniger als einer halben Stunde in die Keanu-vergiftete Welt entlassen durfte. Dann konnte er sich endlich mit Skeet Caulfield und dem rotgesichtigen Mann befassen.
    *
     
    An manchen Stellen war die Oberflache der Terrakottafliesen vollständig abgerieben.
    »Dort habe ich immer Blutflecke gesehen«, erklärte Bernardo Pastore. »Während ich im Krankenhaus war, haben Freunde das Zimmer auf den Kopf gestellt, jeden Zentimeter geputzt, die Möbel weggeschafft, alles. Als ich zurückkam, gab es keine Blutspuren mehr … aber ich habe sie trotzdem gesehen. Ein Jahr lang habe ich jeden Tag hier geschrubbt. Aber eigentlich ging es nicht darum, Blut wegzuwaschen. Ich wollte meinen Schmerz loswerden. Als mir das klar wurde, habe ich aufgehört zu schrubben.«
    In den ersten Tagen hatte er auf der Intensivstation um sein Leben gekämpft und war nur selten bei Bewusstsein gewesen; und selbst wenn er einmal wach

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