Stimmen der Angst
an der klemmenden Tür zu rütteln.
*
Der weinrote 59er Chevrolet El Camino war perfekt getunt: die Motorhaube von allen Chromteilen befreit und mit Lüftungsschlitzen versehen; einteilige, glatte Stoßstangen; ein ästhetisch gerundeter Kühlergrill; über der Ladefläche ein Hardtop mit luftdruckunterstützten Halterungen; tiefergelegt und mit überbreiten Reifen.
Ahriman hatte den Wagen so am Straßenrand geparkt, dass er die Parkplatzausfahrt hinter dem Praxisgebäude überschauen konnte, und saß nun wartend am Steuer.
Er hatte sich, bevor er den Wagen umgestellt hatte, mit einem Blick unter den Fahrersitz davon überzeugt, dass die Sturmhaube da war. Guter, verlässlicher Cedric.
Das Gewicht der kleinen 9-mm-Pistole im Holster unter seiner linken Achselhohle war ihm nicht unangenehm. Er empfand das warme Ding eher als beruhigend. Peng, peng, du bist tot.
In diesem Moment tauchte auch schon Jennifer mit dem Mercedes auf. Da auf der Windschutzscheibe des Mercedes eine für einen Monat gültige Parkplakette klebte, hielt sie sich am Kassenhäuschen nur auf, um dem Kassierer kurz hallo zu sagen. Dann ging die gestreifte Schranke hoch, und sie fuhr bis zum Stoppschild an der Straße vor.
Hinter ihr wurde der Pickup so hart an der wieder heruntergelassenen Schranke abgebremst, dass sämtliche Antennen aufgeregt wippten.
Jennifer bog nach links in die Straße ein.
Der Zeitspanne nach zu urteilen, die sie am Zahlhäuschen warten mussten, hatten die beiden kopflosen Detektive vergessen, Kleingeld für eine reibungslose Ausfahrt bereitzuhalten. Als sie endlich den Parkplatz verließen, war der Mercedes bereits am Ende der Straße abgebogen, sodass sie ihn vorübergehend aus den Augen verloren.
Der Arzt hatte befürchtet, dass Skeet und sein Kumpan, wenn sie nur Jennifer und nicht das eigentliche Objekt ihrer Verfolgung sahen, notfalls auf dem Parkplatz warten würden, bis sie schwarz wurden, in der Hoffnung, dass er selbst irgendwann wieder auftauchte. Vielleicht hatten sie es gerade deshalb versäumt, das Kleingeld für die Parkgebühren bereitzuhalten, weil sie darüber diskutiert hatten, ob es klug sei, sich an das Auto zu hängen, wenn er gar nicht darin saß. Zu guter Letzt hatten sie den Köder jedoch geschluckt, genau wie er es erwartet hatte.
Er folgte ihnen nicht. Da er wusste, dass Jennifer zur Mercedes-Werkstatt fuhr, konnte er einen anderen, kürzeren Weg dorthin nehmen.
Der El Camino hatte einen 5,7-Liter-V8-Motor mit einer Verdichtung von 9,5 : 1 unter der Haube. Es machte dem Arzt Spaß, durch Newport Beach zu rasen. Er hielt eine Hand immer auf der Hupe, um lebensmüde Fußgänger von den Zebrastreifen zu scheuchen, während er mit einem Auge nach Streifenwagen Ausschau hielt.
Er parkte gegenüber der Einfahrt zur Werkstatt des Autohauses, wo er über vier Minuten warten musste, bevor der Mercedes mit dem Pickup im Schlepptau auftauchte. Jennifer bog direkt in die Werkstatteinfahrt ein, während der Pritschenwagen ein Stück weiter fuhr, um dann ein paar Meter vor dem El Camino am Straßenrand zu parken.
Der Campingaufbau versperrte den beiden Insassen den Blick durch das Rückfenster, sodass weder Skeet noch sein treuer Mitstreiter ohne weiteres die Fahrzeuge sehen konnte, die hinter ihnen geparkt waren. Natürlich hätten sie die Straße durch die Seitenspiegel beobachten können, aber Ahrimans Vermutung nach waren sie so sehr von ihrer Rolle als unerschrockenes Beschattungsteam eingenommen, dass sie gar nicht auf die Idee kamen, sie könnten selbst Gegenstand einer Beschattung sein.
*
Der handliche Spezialcolt mit den abgeflachten Griffen ließ sich leichter unter den Gürtel schieben und saß bequemer am Rücken, als Martie erwartet hatte.
Sie zog den Pullover darüber und zupfte gerade ihre Tweedjacke zurecht, als die Fahrertür mit dem knirschend-krachenden Geräusch von verbogenem Blech aufgestemmt wurde.
Ein Mann befahl ihnen auszusteigen.
Halb erstickt von den Benzindämpfen, mit schmerzender Lunge um Atem ringend, robbte Martie über die Wagendecke und schlängelte sich durch die Tür ins Freie.
Ein Mann packte sie am linken Arm, zerrte sie auf die Füße, schleifte sie hinter sich her und stieß sie dann grob zur Seite. Sie verlor das Gleichgewicht und landete unsanft zwischen dornigem Gestrüpp auf dem harten Sandboden.
Da sie immer noch krampfhaft nach Luft schnappte und ihre Augen dermaßen tränten, dass sie halb blind war, zog sie die Pistole nicht sofort. Ihre
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