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Stimmen der Angst

Stimmen der Angst

Titel: Stimmen der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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eine Minute zuvor noch nicht für möglich gehalten hätte. Ahriman hatte den Wagen so geparkt, dass er sowohl die Parkplatzeinfahrt als auch den Eingang zur Grünen Oase gut im Blick hatte. Er saß in lässiger Haltung hinter dem Steuer und widmete sich gerade dem zweiten Schokoriegel, als Jennifer im rasch trüber werdenden Licht des Spätnachmittags von der Straße her auftauchte.
    Sie schritt noch genauso munter und energisch aus wie zu Beginn ihres Fußmarschs, und ihr Armschwung hatte nichts von seiner Lebhaftigkeit verloren. Der Pferdeschwanz wippte fröhlich. Sie sah nicht so aus, als wäre sie auch nur ein kleines bisschen in Schweiß geraten, als sie jetzt mit glänzenden Augen auf die Grüne Oase zusteuerte und es offensichtlich nicht erwarten konnte, sich über die gar köstlichen Körnerteller und Breischüsseln herzumachen.
    In wenig diskretem Abstand folgte, blaue Abgaswolken ausspuckend und so auffällig wie ein räudiger, furzender Fuchs auf der Fährte eines Hasen, der bejahrte Pickup und bog in dem Moment auf den Parkplatz ein, als die Jagdbeute die Tür der Grünen Oase öffnete und mit hüpfendem Pferdeschwanz im Innern verschwand. Die Verfolger parkten dichter bei Ahrimans Wagen, als ihm lieb war; aber sie hätten ihn vermutlich nicht einmal bemerkt, wenn er mit einer bunten Narrenkappe auf dem Kopf in einem Karnevalswagen gesessen hätte. Die beiden Männer warteten ein paar Minuten, in denen sie vermutlich ihr weiteres Vorgehen diskutierten, dann stieg der rotgesichtige Mann aus dem Wagen, streckte sich und folgte Jennifer in die Grüne Oase. Skeet blieb allein im Pickup zurück.
    Vielleicht gingen sie davon aus, dass Jennifer sich hier mit Ahriman zu einem romantischen Tête-à-Tête bei Haferschleim und gedünstetem Gemüsebrei verabredet hatte.
    Ahriman erwog kurz, zum Pickup zu gehen, die Beifahrertür zu öffnen und Skeet mit dem Namen Dr. Yen Lo in Trance zu versetzen. Wenn er Erfolg hatte, konnte er Skeet zum El Camino lotsen und mit ihm wegfahren, bevor dessen Begleiter wieder auftauchte.
    Da Skeet mit seinem von Drogen aufgeweichten Puddinghirn aber nicht immer in der gewünschten Weise auf seinen Schlüsselnamen reagierte, bestand die Gefahr, dass die Sache schief ging und das Pfannkuchengesicht von einem Partner ihn auf frischer Tat ertappte.
    Er konnte auch nicht einfach zu dem Pickup hinüber marschieren und Skeet erschießen, denn mit heraufziehender Abenddämmerung begann sich der Parkplatz mit Scharen von Gästen zu füllen, die offensichtlich alle an vollständiger Geschmacksverirrung litten. Gourmets oder Gourmands, Augenzeugen waren Augenzeugen.
    Der rotgesichtige Mann kehrte aus dem Restaurant zurück und kaum zwei Minuten später verschwand er gemeinsam mit Skeet in der Grünen Oase. Offensichtlich hatten sie vor, sich auch eine Portion Körnerfraß einzuverleiben, während sie Jennifer beschatteten.
    Die Aussicht, beide Männer noch im Laufe des Abends in einer angemessen ruhigen Gegend vors Visier zu bekommen und sich anschließend ein Abendessen zu gönnen, das geeignet war, seinen Wolfshunger zu stillen, versetzte Ahriman zunehmend in Hochstimmung. Er hatte die Absicht, ob notwendig oder nicht, alle Kugeln aus dem Magazin abzufeuern, nur so zum Spaß.
    Der angedrohte Regen war ausgeblieben und jetzt brach sogar die Wolkendecke unter dem frühen Abendhimmel auf und gab den Blick auf die ersten Sterne frei. Er hatte gerade den dritten Riegel zur Hälfte verputzt, als er etwas bemerkte, was geeignet war, ihm die gute Laune zu verderben. Eine Reihe hinter ihm in östlicher Richtung hatte ein prachtvoller weißer Rolls-Royce mit getönten Scheiben, der berühmten Kühlerfigur und hochglanzpolierten Radkappen aus Titan geparkt. Ahriman war geradezu entsetzt, dass ein Mensch, der einen so erlesenen Geschmack in der Wahl seines Fahrzeugs bewies und reich genug war, sich einen Rolls-Royce zu leisten, sein Abendessen in der Grünen Oase einzunehmen beabsichtigte, obwohl er nicht mit vorgehaltener Pistole dazu gezwungen wurde. Mit der Kultur ging es wirklich bergab. Der blühende Kapitalismus hatte seinen Geldsegen so weit gestreut, dass mittlerweile schon wurzelkauende, grasfressende Proleten in königlicher Karosse vorfuhren, um in einer Kaschemme vom Charme eines Wienerwalds für Vegetarier zu dinieren.
    Der Anblick der Limousine ausgerechnet an diesem Ort war dem Arzt ein solcher Dorn im Auge, dass er seinen OldtimerRolls-Royce Silver Cloud am liebsten auf der Stelle zur

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