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Stimmen der Angst

Stimmen der Angst

Titel: Stimmen der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Fond des Wagens bildete. Und noch einmal und noch einmal, ein viertes, ein fünftes Mal, schwer atmend, mit hämmerndem Herzen …
    … das jedoch nicht laut genug hämmerte, um die neuerlichen Schüsse zu übertönen, das harte, hässliche Rattern einer vollautomatischen Maschinenpistole irgendwo in der Ferne, rat-tattat-tat-tat-tat .
    Vielleicht beide erledigt. Vielleicht auch nicht.
     
    Martie hatte keine Maschinenpistole. Damit waren die beiden Gangster bewaffnet.
    Lauschend hielt er den Atem an, aber es war keine zweite Salve zu hören.
    Wieder trat er gegen die Rückenlehne, trat, trat, bis er hörte, wie Plastik oder eine Holzfaserplatte splitterte, spürte, wie sich etwas bewegte. Ein schmaler Lichtstreifen im Schwarz. Licht, das aus dem Innenraum des Wagens drang. Er drehte sich um, drückte mit beiden Händen gegen die Rückenlehne, stemmte sich mit aller Kraft mit der Schulter dagegen.
    *
    Der Sterbende hatte sein letztes bisschen Kraft verausgabt, als er Marties Handgelenk packte, vielleicht nicht einmal in mörderischer Absicht, sondern um sicherzugehen, dass sie ihm zuhörte. Als sie das Gleichgewicht verlor und im Fallen acht bis zehn Schüsse in die Baumkrone jagte, löste sich Kevins Hand von ihrem Arm und glitt zu Boden.
    Während Zweige und Aststücke aus der hohen Krone der Pappel herunterprasselten, von der Kivamauer abprallten und mit dumpfen Schlägen in den Schnee fielen, schob sich Martie hastig ein Stück zurück, richtete sich auf die Knie auf und packte die Maschinenpistole wieder fester mit beiden Händen. Sie richtete den Lauf auf Kevin, drückte aber nicht ab.
    Als die letzten Astfragmente gefallen waren, hatte sich auch Marties Atem wieder beruhigt und in der Stille, die nun wieder eingetreten war, stieß der Mann keuchend hervor: »Was bist du?«
    Sie nahm an, dass er in diesen letzten Augenblicken seines Lebens im Fieberwahn redete, dass sein Verstand vom Blutverlust verwirrt war.
    »Schließen Sie lieber Frieden mit Gott«, sagte Martie leise, weil sie nicht wusste, was sie sonst sagen sollte. Selbst einem Heiligen hätte man in diesem Moment keinen anderen Rat geben können und er war umso angemessener, wenn man bedachte, wie weit entfernt dieser Mann davon war, ein Heiliger zu sein.
    Als er genug Kraft gesammelt hatte, um weiterzusprechen, kamen Martie Zweifel an ihrer ersten Annahme, dass er im Delirium redete. Seine Stimme war so fadenscheinig wie ein jahrtausendealtes Gewebe. »Wer bist du wirklich?« Der schwache Glanz seiner Augen war kaum zu sehen. »Womit hatten wir … es hier zu tun?«
    Ein Kälteschauer ging durch Martie hindurch, der nichts mit der Kälte der Nacht und des Schnees zu tun hatte. Seine Worte hatten sie daran erinnert, dass Dusty dieselbe Frage gestellt hatte, bevor sie auf dem Schotterweg über die Spikesperre gefahren waren, nur hatte er Dr. Ahriman damit gemeint.
    »Wer … bist du … wirklich?«, wiederholte Kevin seine Frage.
    Er rang nach Luft und schien an etwas zu würgen, was ihm den Hals zuschnürte. Ein metallischer Geruch entströmte seiner Lunge mit dem letzten Atemzug und vermischte sich mit der kälteklirrenden Luft, dann ergoss sich ein Blutstrom aus seinem Mund.
    Als er sein Leben aushauchte, entstand kein Wirbel in dem still rieselnden Schnee, der dicht verhangene Mond zeigte nicht einmal für den Bruchteil einer Sekunde sein Gesicht, nicht das leiseste Rascheln ging durch die Bäume. In dieser Hinsicht waren sie alle gleich: Auch ihr Tod, wenn er sie früher oder später ereilte, würde die Erde gleichgültig lassen, sie würde sich ruhig und ungerührt weiterdrehen, dem Zauber eines neuen Tages entgegen.
    Wie im Traum erhob sich Martie und blieb fröstelnd und nachdenklich vor dem Toten stehen, unfähig, eine Antwort auf seine letzte Frage zu finden.
    Sie verfolgte die Spur seiner und ihrer Schritte zurück. Einmal musste sie sich an die Mauer des Kiva lehnen. Dann setzte sie ihren Rückweg fort.
    Während sie, der Bogenlinie folgend, durch dichten Schneefall, der nie mehr enden zu wollen schien, wieder auf den Lichtschein zuging, hielt sie die Maschinenpistole schussbereit in beiden Händen, getrieben von einer fast abergläubischen Ahnung, dass vor ihr immer noch eine gefährliche Kreatur lauerte, doch dann wurde ihr bewusst, dass die Augen, mit denen diese gefährliche Kreatur die Nacht zu durchdringen suchte, ihre eigenen waren, und sie ließ die Waffe sinken.
    Auf freies Gelände im Halbrund der umliegenden Ruinen, zu dem leise

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