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Stimmen der Angst

Stimmen der Angst

Titel: Stimmen der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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einschließlich der Minikassetten, mit denen sie die Gespräche mit Chase Glyson und Bernardo Pastore aufgezeichnet hatten.
    Offensichtlich hatten Zachary und Kevin nach den Kassetten gesucht, während sie, von den Benzindämpfen halb erstickt und mit tränenden Augen, in der Nähe des Autowracks auf der Erde gesessen hatte. Zweifellos wären die Kassetten ebenfalls im Brunnenschacht gelandet.
    Es war immer noch völlig windstill. Obwohl der Schnee nicht in dichten Böen heruntergeweht wurde, war die Sicht schlecht, und sie waren sich nicht sicher, ob sie von der Ruinensiedlung den Weg zurück zum Schotterweg finden würden.
    Die Sträucher und Kakteen am Rand des Wegs bildeten jedoch eine gut sichtbare Seitenbegrenzung, an der sie sich orientieren konnten. Es waren kaum fünf Zentimeter Schnee gefallen, und nirgendwo gab es Schneewehen, die den Weg unkenntlich gemacht hätten. Der BMW war mit Winterreifen und Schneeketten hervorragend für das schlechte Wetter gerüstet.
    Auf dem Schotterweg, der zur Ranch führte, kehrten sie bis zu der Stelle zurück, an der sie mit dem Mietwagen über die Nagelsperre gefahren waren und sich überschlagen hatten. Sie stiegen aus und kletterten im Schein der Taschenlampe die flach abfallende Böschung zu dem ausgetrockneten Flussbett hinunter.
    Der auf dem Dach liegende Wagen war nach vorn gekippt, sodass Dusty den Kofferraum weit genug öffnen konnte, um die beiden Gepäckstücke herauszuholen. Mit je einem Koffer beladen, kletterten Martie und Dusty den schneeglatten Hang hinauf. Figs Feuerwehrwagen und die persönlichen Gegenstände, die aus Marties Handtasche herausgefallen waren, ließen sie im Wagen zurück; der Innenraum roch immer noch stark nach Benzin, und sie hatten kein Bedürfnis, das Schicksal herauszufordern.
    Bevor sie den Highway erreichten, hielt Dusty den Wagen an. Martie ging etwa zwanzig Meter weit ins Gelände, bis sie eine Stelle fand, wo sie den Colt gut vergraben konnte. Der Sandboden war nicht gefroren. Er ließ sich leicht ausheben. Sie grub mit beiden Händen ein tiefes Loch, legte die Pistole hinein und füllte das Loch wieder mit Erde. Dann suchte sie einen losen Stein, fand einen von der Größe einer Zuckerpakkung und legte ihn obenauf.
    Sie waren jetzt unbewaffnet, wehrlos, hatten dafür aber mehr Feinde denn je.
    Im Augenblick war Martie zu erschöpft, um sich darüber Gedanken zu machen. Sie wusste nur, dass sie nie wieder auf einen Menschen schießen wollte. Vielleicht würde sie morgen oder übermorgen anders empfinden. Vielleicht heilte die Zeit diese Wunde. Vielleicht machte die Zeit sie aber auch nur härter.
    Nachdem der letzte Rest des Reinemachens erledigt war, kehrte sie zum Wagen der beiden Toten zurück, und Dusty fuhr weiter nach Santa Fe.
    *
    Richtung Süden auf dem Pacific Coast Highway, zwischen Corona del Mar und Laguna Beach. Wenig Verkehr. Die Bewohner des Küstenstreifens beim Abendessen im Restaurant oder gemütlich zu Hause. Am Himmel nur noch vereinzelte Wolkenfetzen, die sich nach Osten hin auflösten.
    Sterne, Mond aus Eis. Ein Schattenriss von Flügeln. Nachtvogel auf Jagd.
    Heute Abend würde er seine Kompositionen keinem strengen Urteil unterwerfen. Er würde zur Abwechslung einmal von seinen hohen künstlerischen Ansprüchen absehen.
    Schließlich war er heute Abend mehr Raubtier als Künstler, obwohl das eine das andere nicht unbedingt ausschloss.
    Der Arzt fühlte sich so frei wie ein Nachtvogel und wieder jung, gerade erst flügge geworden.
    Er hatte nicht mehr eigenhändig getötet, seit er seinem Vater vergiftete Petits Fours serviert und mit einem 12-mm-Bohrer einen bleibenden Eindruck in Vivecas Herz hinterlassen hatte. Mehr als zwanzig Jahre lang hatte er sich damit zufrieden gegeben, andere zu manipulieren und den Tod durch ihre willigen Hände austeilen zu lassen.
    Natürlich war ein ferngelenkter Mord unendlich viel ungefährlicher als eigenhändiges Handeln. Ein Mann, der in seinen Kreisen so bekannt war und so viel zu verlieren hatte wie er, musste in diesen Dingen ein feines Gespür entwickeln, musste lernen, die Macht, andere zu lenken, ihnen das Morden zu befehlen, höher zu schätzen als die Lust am Morden selbst. Und der Arzt war stolz darauf, von sich sagen zu können, dass er dieses Gespür nicht nur verfeinert und doppelt verfeinert hatte, sondern dass er dessen vollendetste, reinste Essenz herauskristallisiert hatte.
    Wenn er jedoch ganz ehrlich war, konnte er nicht leugnen, dass er sich manchmal

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