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Stimmen der Angst

Stimmen der Angst

Titel: Stimmen der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Kälte?
    Was, wenn sie zu diesen komischen Vögeln gehörten, die gern ihre Härte unter Beweis stellten, indem sie in eiskaltem Wasser schwammen? Polarbären nannten diese Typen sich selbst. Und was, wenn sie Polarbären waren, die gern nackt badeten?
    Die Vorstellung, Skeet und seinen Kumpel im Adamskostüm zu begegnen, änderte Ahrimans Beziehung zu den vier Schokoriegeln, die er im Magen hatte. Der eine ein wandelndes Knochengerippe, der andere ein Teigkloß auf zwei Beinen.
    Er nahm nicht an, dass sie schwul waren, obwohl auch das nicht auszuschließen war. Ein kleines heimliches Geturtel auf einem Parkplatz am Strand.
    Sollte er sie, wenn er sie in ihrem Wagen überraschte, während sie sich wie zwei unbehaarte Affen übereinander hermachten, erschießen wie geplant oder ihnen einen Aufschub gewähren?
    Wenn die Leichen unter diesen Umständen gefunden wurden, würden Polizei und Medien davon ausgehen, dass sie wegen ihrer sexuellen Neigung ermordet worden waren. Das wäre ärgerlich. Der Arzt hatte nichts gegen Homosexuelle. Bigotterie jeglicher Ausprägung war ihm fremd. Er wählte seine Opfer nach den Regeln sportlicher Fairness und im Glauben an eine reelle Chance für alle Beteiligten aus.
    Zugegebenermaßen hatten mehr Frauen durch ihn gelitten als Männer. Er war jedoch im Begriff, dieses Ungleichgewicht innerhalb der nächsten Stunde zu verringern – und möglicherweise ganz wettzumachen, bis das Spiel zu Ende war, zu dem diese beiden Morde ja nur ein kleiner Auftakt waren.
    Als der Pickup nach zehn Minuten immer noch nicht wieder aufgetaucht war, schob der Arzt seine Bedenken beiseite. Um des guten Sportsgeistes willen schaltete er die Scheinwerfer ein und fuhr los.
    Außer dem Pickup war tatsächlich weit und breit kein Fahrzeug auf dem Parkplatz zu sehen.
    Der Mond war zwar die einzige Lichtquelle hier, aber sie genügte Ahriman, um zu erkennen, dass sich niemand im Führerhaus des Pritschenwagens befand.
    Wenn Liebeslust im Spiel war, hatten sie sich vielleicht in das Campingabteil zurückgezogen. Dann fiel ihm der Hund ein. Er verzog angewidert das Gesicht. Wohl eher nicht.
    Er parkte ein paar Meter von dem Pickup entfernt und mahnte sich selbst zur Eile. Möglicherweise wurden Parkplätze wie dieser nachts von der Polizei kontrolliert, damit keine alkoholisierten Jugendlichen auf die Idee kamen, hier wüste Gelage zu veranstalten.
    Sofern eine solche Streife die Kennzeichen notierte, sah es schlecht aus für Dr. Ahriman, wenn am Morgen die Leichen gefunden wurden. Es kam also darauf an, blitzschnell zuzuschlagen und zu verschwinden, bevor vom Highway her irgendjemand auftauchte.
    Er zog die Sturmhaube über den Kopf, schaltete den Motor des El Camino ab, stieg aus und verriegelte die Tür. Möglicherweise hätte er bei seiner Rückkehr ein paar wertvolle Sekunden gewonnen, wenn er den Wagen nicht abgeschlossen hätte, aber selbst hier, an der goldenen Küste Kaliforniens in Orange County, wo die Kriminalität viel niedriger war als in den meisten anderen Gegenden, trieben sich leider gelegentlich üble Gestalten herum.
    Der Wind war angenehm: kühl, aber nicht eisig, kräftig, aber nicht so schneidend, dass er ihn gestört hätte, und in jedem Fall geeignet, die Schüsse zu dämpfen und zu verwehen. Das nächste an der Küste gelegene Haus befand sich fast zwei Kilometer weiter im Norden.
    Als er das entfernte Donnern der Brandung registrierte, wurde ihm bewusst, dass der Wind nicht sein einziger Verbündeter war. In dieser sündigen Welt schien die gesamte Natur auf seiner Seite zu sein, ein Gedanke, der ihn mit einem angenehmen Gefühl der Geborgenheit erfüllte.
    Ahriman zog die Taurus PT-111 Millennium aus dem Schulterholster und lief zum Pickup hinüber. Nur um sich zu vergewissern, dass sich niemand darin befand, warf er einen raschen Blick durchs Seitenfenster.
    Dann ging er um den Wagen herum und legte ein stoffbedecktes Ohr an die Tür des Campingaufbaus, um zu hören, ob irgendwelche animalischen Laute zu vernehmen waren. Zu seiner Erleichterung war alles still.
    Er ließ den Pickup hinter sich, und als er in die Dunkelheit spähte, entdeckte er am Strand, etwa fünfzig Meter weiter nördlich, ein eigenartiges Licht. Im Mondschein konnte er zwei Männer erkennen, die etwa sechs Meter von der Wasserlinie entfernt am Boden kauerten und mit irgendetwas beschäftigt waren.
    Er fragte sich, ob sie nach essbaren Muscheln suchten. Er hatte keine Ahnung, wo und wann man Muscheln normalerweise

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