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Stimmen der Angst

Stimmen der Angst

Titel: Stimmen der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Mond, Schüsse. Tod, wo das Leben begann. Das Meer und der Gischt.
    Auf die Schnelligkeit kam es an. Keine Zeit für die Dichtkunst. Zwei weitere Kugeln in die Brust des am Boden liegenden Skeet – peng, peng –, um ganz sicherzugehen.
    »Deine Mutter ist eine Hure, dem Vater ist ein Schwindler, und dein Stiefvater hat nichts als Schweinescheiße im Kopf«, feixte Ahriman.
    Schnelle Drehung, zielen. Peng, peng. Zwei Kugeln in die Brust des Dicken, nur der Gerechtigkeit halber. Bedauerlicherweise wusste der Arzt nichts über die Familie dieses Mannes, sodass er den Augenblick nicht mit schillernden Beleidigungen würzen konnte.
    Der scharfe Pulvergeruch war befriedigend, aber leider bot das unstete Mondlicht nicht die ideale Beleuchtung, um sich genüsslich am Anblick des Blutes und des zerfetzten Fleischs zu weiden.
    Vielleicht blieb ihm ja eine Minute Zeit, sich mit seinem Taschenmesser ein paar Erinnerungsstücke herauszuschneiden?
    Er fühlte sich so jung . Wie neu geboren. Der Tod war eindeutig das, worum es im Leben wirklich ging.
    Noch zwei Schüsse im Magazin.
    Der sanftmütige Retriever winselte, jaulte und war sogar so kühn, ein Bellen von sich zu geben. Er war rückwärts zur Brandung hin zurückgewichen und machte keinerlei Anstalten anzugreifen. Dennoch beschloss Ahriman, die letzten beiden Kugeln für ihn aufzuheben.
    Noch während ihm der achte Schuss in den Ohren dröhnte, schnellte er zu dem Hund herum und wollte eben auf den Abzug drücken … als ihm bewusst wurde, dass Valet gar nicht ihn anbellte, sondern irgendetwas, was sich hinter ihm auf der Düne befinden musste.
    Als er sich umdrehte, sah er eine merkwürdige Gestalt, die am Rand der Böschung stand und auf ihn herunterblickte. Einen Moment lang hatte er die wahnwitzige Vorstellung, dass es einer der Außerirdischen war, mit denen Skeet und sein Begleiter Kontakt aufzunehmen versucht hatten.
    Dann erkannte er das cremefarbene Kostüm, das hell im Mondlicht schimmerte, das blonde Haar und die arrogante Haltung der Neureichen.
    In einem Anfall von Paranoia hatte sie ihn erst an diesem Nachmittag bezichtigt, sich in einem Loyalitätskonflikt zu befinden und gegen die ethischen Grundsätze seines Berufs zu verstoßen. Sie kennen K-K-Keanu doch nicht etwa, Dr. Ahriman?
    Er hatte geglaubt, ihr diesen absurden Verdacht unter Aufbietung seines ganzen Charmes ausgeredet zu haben, aber offensichtlich hatte er sich geirrt.
    Ausgerechnet er hätte es eigentlich besser wissen müssen. Genau das war sein spezielles Fachgebiet und zudem Thema seines nächsten Bestsellers, Fürchte dich nicht, denn ich bin bei dir . Menschen, die unter schweren Zwangsvorstellungen oder Phobien litten – und auf diese Frau traf beides zu –, waren in hohem Maße unberechenbar und im schlimmsten Fall zu den irrationalsten Handlungen fähig. Sie war ein Problem in Sechshundert-Dollar-Schuhen.
    Genauer gesagt, hielt sie je einen dieser Schuhe in den Händen und stand in Strümpfen da. Er ärgerte sich wieder, dass er seine schönen italienischen Lederschuhe ruiniert hatte.
    Er hatte nicht gewusst, was für einen Wagen sie fuhr, jetzt wusste er es. Einen weißen Rolls-Royce.
    Während er sich so köstlich damit amüsiert hatte, die beiden Schwachköpfe zu beschatten, war diese Verrückte ihm gefolgt, in der Hoffnung, ihn bei einem heimlichen Treffen mit Keanu Reeves zu ertappen. Seine Kurzsichtigkeit war geradezu beschämend.
    Alle diese erschreckenden Erkenntnisse schossen dem Arzt in einer Zeitspanne von nur zwei Sekunden durch den Kopf. In der dritten hob er die Pistole und feuerte eine der Kugeln, die er für den Hund aufgehoben hatte, auf die Frau ab.
    Vielleicht lag es am Wind oder an der Entfernung, am Blickwinkel oder am Schock, den ihm ihr Anblick versetzt hatte – was immer auch der Grund war, jedenfalls verfehlte er sie.
    Sie rannte. Weg vom Rand der Düne. Aus seinen Augen.
    Obwohl er es bedauerte, dass ihm nun nicht mehr die Zeit blieb, den Hund zu töten und Souvenirs von den beiden Männern mitzunehmen, jagte Ahriman hinter seiner keanuphobischen Patientin her. Er konnte es kaum erwarten, sie gründlich und endgültig von ihrem Leiden zu befreien.
    Von Jagen konnte allerdings, wenn man seine Gangart beschreiben wollte, nicht mehr die Rede sein, als er die Böschung erreicht hatte. Im Sand des durch Erosion entstandenen Hangs wuchs kein Gras, das einem Fuß Halt geboten hätte. Es erwies sich als wesentlich schwieriger hinaufzuklettern, als

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