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Stimmen der Angst

Stimmen der Angst

Titel: Stimmen der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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bei diesem Gedanken das Lachen im Hals stecken. Zum zweiten Mal an diesem Abend und gleichzeitig zum zweiten Mal in seinem Leben trat ihm kalter Schweiß auf die Stirn.
    Missmutig ließ er den langen, an Überraschungen reichen Tag vor seinem inneren Auge passieren, suchte in seiner Erinnerung nach einem entscheidenden Detail, das er bis dato möglicherweise falsch interpretiert oder übersehen hatte. Wie den weißen Rolls-Royce auf dem Parkplatz der Grünen Oase, der völlig falsche Assoziationen in ihm geweckt hatte.
    Ahriman ging ins Bad und wusch sich mit Flüssigseife gründlich die Hände, schrubbte sie mit einer weichen Bürste, die eigentlich zum Reinigen der Fingernägel gedacht war. Er bürstete kräftig von den Fingerspitzen bis zu den Handgelenken und bearbeitete dabei besonders sorgfältig die Hautfalten zwischen den Fingerwurzeln.
    Es war unwahrscheinlich, dass die Keanuphobin ihn wegen der beiden Toten am Strand bei der Polizei anzeigen würde, und ebenso unwahrscheinlich war es, dass ihn ein anderer Augenzeuge in der Nähe des Tatorts gesehen hatte. Für den Fall aber, dass dennoch überraschend die Polizei bei ihm auftauchte, durften an seinen Händen keine Schmauchspuren zu finden sein, die im Labor nachweisbar waren und beweisen würden, dass er an diesem Abend eine Waffe abgefeuert hatte.
    Ihm fiel kein weiteres Detail ein, dem er Beachtung hätte schenken müssen.
    Nachdem er sich die Hände abgetrocknet hatte, kehrte er an den Schreibtisch im Schlafzimmer zurück, wo er Marshal Dillon und einen schurkischen Revolverschützen zum entscheidenden Duell aufstellte.
    »Peng, peng, peng«, sagte er und schnippte den toten Marshal in so hohem Bogen vom Tisch, dass er sechs Meter weiter von der Wand abprallte.
    Marshal und Bandit. Schüsse im Wilden Westen. Fraß für die Geier.
    Jetzt fühlte er sich besser.
    Das Abendessen wurde gebracht.
    Das Leben war schön.
    Genau wie der Tod, wenn man ihn austeilte.
    *
    Aus höheren Wüstenregionen zum hoch gelegenen Wüstenplateau, von Santa Fe bis zum mehr als siebenhundert Meter tiefer gelegenen Albuquerque, brauchte Dusty für die etwa hundert Kilometer eineinhalb Stunden. Mit abnehmender Höhe ließ das Schneetreiben merklich nach, aber es schneite auch noch in der tiefer gelegenen Stadt unablässig.
    Sie fanden ein annehmbares Motel und bezahlten bar, für den Fall, dass man versuchen würde, ihnen über ihre Kreditkarten auf die Spur zu kommen.
    Nachdem sie ihr Gepäck im Zimmer abgestellt hatten, fuhren sie etwa zwei Kilometer weit vom Motel weg und ließen den BMW in einer ruhigen Seitenstraße stehen, wo er nicht besonders auffallen und höchstwahrscheinlich tagelang keine besondere Beachtung finden würde. Dusty hatte Martie angeboten, allein zu fahren, während sie im warmen Motelzimmer blieb, aber sie wollte unter keinen Umständen ohne ihn sein.
    Mit dem Putzlappen, den sie aufbewahrt hatte, wischte Martie Lenkrad, Armaturenbrett, Türgriffe und sämtliche Flächen ab, die sie möglicherweise angefasst hatten.
    Dusty ließ die Schlüssel nicht im Wagen zurück. Wenn der BMW von Jugendlichen für eine Spritzfahrt gestohlen und zu Schrott gefahren wurde, würde die Polizei den Besitzer informieren, und die Leute vom Institut würden ihre Suche umgehend nach Albuquerque verlagern. Er schloss den Wagen ab und ließ die Schlüssel in den nächsten Gully fallen.
    Hand in Hand liefen sie durch den Schnee zum Motel zurück. Die Nacht war kalt, aber nicht eisig, und der Wind, der in den höheren Regionen aufgekommen war, hatte Albuquerque bislang nicht erreicht.
    Bis zu diesem Tag hätte Dusty einen solchen nächtlichen Spaziergang vielleicht genossen, ihn sogar romantisch gefunden. Jetzt war Schnee für ihn gleichbedeutend mit Tod, und er vermutete, dass diese beiden Dinge bis ans Ende seines Lebens in seinem Kopf miteinander verbunden sein würden, dass er es von nun an vorziehen würde, die sonnige kalifornische Küste in den Wintermonaten nicht zu verlassen.
    In einem Supermarkt, der die ganze Nacht geöffnet hatte, kauften sie ein Weißbrot, eine Packung Käse, ein Glas Senf, Nachos und Bier.
    Während sie auf der Suche nach den gewünschten Artikeln an den Warenregalen entlangliefen, eine Beschäftigung, die Dusty normalerweise ungern und eher ungeduldig erledigte, wurde er plötzlich von seinen Gefühlen übermannt, und er war so dankbar, am Leben zu sein, so froh, dass Martie bei ihm war, dass ihm die Knie weich wurden. Er musste sich an ein Regal

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