Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stimmen der Angst

Stimmen der Angst

Titel: Stimmen der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
Vom Netzwerk:
er hatte sich eine großartige Verwendung für den lieblich duftenden Inhalt des blauen Beutels ausgedacht.
    Er wählte heute einen teuren Zegna-Anzug: ein schwarzes, elegant geschnittenes Stück mit hochmodischem Revers und einem einreihigen Jackett. Im dreiteiligen Spiegel seines begehbaren Kleiderschranks gab er damit eine so umwerfende Figur ab, dass er kurz erwog, die Videokamera zu installieren, um zu dokumentieren, wie fantastisch er an diesem historischen Tag ausgesehen hatte.
    Leider war, genau wie am Abend zuvor, die Zeit von entscheidender Bedeutung. Er hatte der Keanuphobin versprochen, den ganzen Tag in der Praxis für sie erreichbar zu sein und auf ihre Entscheidung zu warten, ob sie sich den Rebellen im Kampf gegen den teuflischen Computer anschließen würde. Er durfte die neureiche Irre nicht enttäuschen.
    Er beschloss, auch an diesem Tag, dem zweiten in Folge, nicht unbewaffnet aus dem Haus zu gehen. Zwar schien die Gefahr nicht mehr ganz so groß zu sein, nachdem nun viele der potenziellen Gegner tot waren, aber es waren eben unsichere Zeiten.
    Obwohl die Taurus PT-111 Millennium – die ihm die freundlichen Leute vom Institut besorgt hatten, wie im Übrigen alle seine Waffen – nicht registriert war, konnte er sie nicht noch einmal benutzen. Sie war ein heißes Eisen, jetzt, da man sie mit zwei Morden in Verbindung bringen konnte; er musste sie in ihre Einzelteile zerlegen, um diese dann so unauffällig wie möglich verschwinden zu lassen.
    Aus dem hinter einem Bücherbord im Salon der Suite verborgenen Safe, in dem er seine Schusswaffen aufbewahrte, wählte er eine kleinkalibrige Beretta 85F, eine elegante Pistole mit achtschüssigem Magazin, die kaum mehr als 600 Gramm wog. Sie war ebenfalls nicht registriert und hatte keine zurückverfolgbare Geschichte.
    In einer handgenähten Ledermappe mit mehreren Innenfächern verstaute er den blauen Beutel, die Tüte aus der Grünen Oase und das Aufnahmegerät, das er für seine Diktate benutzte. Während er auf den Anruf der Keanuphobin wartete, würde er ein paar Spielstrategien entwickeln und ein Kapitel für sein Buch Fürchte dich nicht, denn ich bin bei dir entwerfen.
    Im Arbeitszimmer sah er nach seinen E-Mail-Eingängen und wunderte sich, dass immer noch keine Bestätigung der Doppelexekution in New Mexico eingetroffen war. Erstaunt, aber keineswegs in Sorge, formulierte er eine kurze verschlüsselte Anfrage und schickte sie an das Institut.
    Er nahm seinen Rolls-Royce-Oldtimer, den Silver Cloud.
    Der Wagen inspirierte ihn während der kurzen Fahrt zu seiner Praxis, mehrere Haikus zu komponieren.
    Tagblau, Silver Cloud. Prunkwagen der Könige. Blauer Beutel Kot.
    Der Arzt war in Bestform, und seine übermütige Stimmung brachte ihn, nur zwei Straßenzüge von seiner Praxis entfernt, auf einen weiteren lustigen Vers:
    Rolls mit schwarzem Dach. Blinder auf dem Übergang. Mitleid oder Spaß?
    Er entschied sich für das Mitleid und ließ den Blinden unbeschadet die Straße überqueren. Davon abgesehen, war der Silver Cloud ein Schmuckstück, und den Arzt schauderte bei dem Gedanken, die herrliche Limousine könnte auch nur einen winzigen Lackschaden davontragen.
    *
    Als sie sich in Kalifornien in schnellem Sinkflug dem Flughafen näherten, kam Dusty der Gedanke, dass es für ihn und Martie noch lange weiter abwärts gehen würde, wenn die Räder der Maschine längst sicher auf der Landebahn aufgesetzt hatten. Hinter dem sonnigen Tag verbargen sich dunkle Orte, die ihrer noch harrten.
    Unbewaffnet, aber ausgerüstet mit seinem Wissen, war er der Meinung, dass ihnen keine andere Wahl blieb, als Ahriman zur Rede zu stellen. Er war nicht so naiv zu glauben, dass der Arzt ein Geständnis ablegen oder auch nur eine Erklärung liefern würde. Sie konnten im Grunde nur hoffen, dass er unbeabsichtigt etwas sagen würde, was ihnen wenigstens einen kleinen Anhaltspunkt gab, zu verstehen, wer er war und welche Rolle das Institut spielte.
    »Außerdem glaube ich nicht, dass Ahriman in seinem Leben oft auf Widerstand gestoßen ist. Für ihn ist bis jetzt immer alles reibungslos gelaufen. Nach dem zu urteilen, was ich in seinem albernen Buch gelesen habe, ist er genau das narzistische Arschloch, als das Closterman ihn bezeichnet hat.«
    »Und verdammt eingebildet dazu«, sagte Martie, der Dusty ein paar Passagen aus dem Buch vorgelesen hatte.
    »Er mag Macht und Verbindungen haben und schlau sein, aber vielleicht ist er im Kern seines Wesens trotzdem ein schwacher

Weitere Kostenlose Bücher