Stimmen der Angst
heldenhaften Einsatz an der Computertastatur, den kühnen Umgang mit falschen Namen und ungültigen E-Mail-Adressen.«
»Du bist in meinem Haus nicht mehr willkommen«, sagte Claudette.
»Lexus in der Auffahrt«, sagte Fig.
»Was soll daran Besonderes sein?«, fragte Claudette, ohne Martie aus den Augen zu lassen. »Jeder Idiot in dieser protzigen Gegend fährt einen Lexus oder einen Mercedes.«
»Er hält an«, sagte Fig.
Martie und Dusty traten zu Fig ans Fenster.
Die Fahrertür des Lexus ging auf, und ein großer, gutaussehender, dunkelhaariger Mann stieg aus. Eric Jagger.
»O verdammt«, sagte Martie.
Über Susan hatte sich Ahriman damals Zugang zu Martie verschafft. Auch ohne einen Logikkurs an der Uni absolviert zu haben, konnte Dusty in diesem speziellen Fall zwei und zwei zusammenzählen.
Eric drehte sich zum Wagen um, bückte sich und holte etwas vom Beifahrersitz.
Über Susan hatte Ahriman sich auch Zugang zu Eric verschafft, hatte ihn programmiert und ihn veranlasst, sich von seiner Frau zu trennen, damit Susan allein war und niemanden hatte, der verhindern konnte, dass er sich ihrer bediente, wann immer ihm der Sinn danach stand. Und jetzt hatte Ahriman Eric eine weitere Aufgabe übertragen, die etwas mehr Einsatz von ihm verlangte, als nur aus dem Haus seiner Frau auszuziehen.
»Säge«, sagte Fig.
»Knochensäge«, korrigierte Dusty ihn.
»Mit Schädelblättern«, sagte Martie. »Pistole«, sagte Fig.
Eric ging auf das Haus zu.
74. Kapitel
Der Tod kam genauso stilsicher daher wie heutzutage jedermann: verschwunden die von schwarzen Pferden gezogene schwarze Kutsche, eingetauscht gegen einen silberfarbenen Lexus. Verschwunden der schwarze Umhang mit der melodramatischen Kapuze: stattdessen Mokkassins mit Fransenrand, schwarze Freizeithose, Pullover von Jhane Barnes.
Die kugelsicheren Westen lagen im Pickup, und der Pickup stand in der Garage, daher waren Skeet und Fig ebenso ungeschützt wie alle anderen im Haus, aber diesmal würde der Mörder ohnehin auf den Kopf zielen.
»Eine Pistole?«, sagte Lampton auf Marties Frage hin. »Du meinst hier?«
»Nein, natürlich nicht, sei nicht albern«, sagte Claudette, die selbst in diesem Augenblick noch Streit zu suchen schien. »Selbstverständlich haben wir keine Pistole im Haus.«
»Zu schade, dass ihr keine wirklich tödliche Idee habt«, sagte Martie.
Dusty packte Lampton am Arm. »Das Verandadach auf der Rückseite des Hauses. Ihr könnt durch Juniors Fenster oder von eurem Schlafzimmer aus hinausklettern.«
Mit verwirrtem Blinzeln und zuckender Nase, als versuchte er, einen Geruch zu erschnüffeln, der ihm verraten konnte, welche Gefahr eigentlich drohte, sagte der Iltis: »Aber warum …«
»Beeilt euch!«, sagte Dusty. »Ihr alle. Los, geht schon. Auf das Verandadach, runter in den Garten, runter zum Strand, und dann versteckt ihr euch bei einem der Nachbarn.«
Junior war als Erster an der Tür des Arbeitszimmer und spurtete davon. Ihm reichte es offensichtlich völlig, sich allein mit der Vorstellung des Todes zu beschäftigen.
Dusty war der Nächste. Er griff sich Lamptons Schreibtischstuhl und rollte ihn vor sich her in den Flur und weiter bis zum Treppenabsatz, während alle anderen in die entgegengesetzte Richtung davonrannten.
Nein, nicht alle. Schon stand Skeet neben ihm, lieb gedacht, aber keine große Hilfe. »Was soll ich tun?«
»Verdammt, Kleiner, hau einfach ab!«
»Du kannst mir hier helfen«, sagte Martie.
Auch sie hatte nicht die Flucht ergriffen, sondern machte sich an einer zwei Meter langen Sheraton-Anrichte zu schaffen, die der Treppe gegenüber an der Wand des breiten Flurs stand. Mit einer weit ausholenden Armbewegung fegte sie eine Vase und ein Arrangement silberner Kerzenleuchter beiseite, die klirrend zu Boden fielen und in alle Richtungen rollten. Offensichtlich hatte sie erkannt, was Dusty mit dem Schreibtischstuhl vorhatte, war aber der Meinung, dass schwergewichtigere Munition gebraucht wurde.
Nachdem Dusty den Stuhl zur Seite gerollt hatte, wuchteten sie die Anrichte zu dritt von der Wand weg, schoben sie an den Rand der Treppe und stellten sie hochkant auf.
»Und jetzt sag ihm, dass er gehen soll«, sagte Dusty hastig zu Martie, seine Stimme war vor Angst ganz heiser, schlimmer noch als in der Sekunde, als sie nach ihrem Unfall mit dem Mietwagen bei Santa Fe in dem Flusslauf gelandet waren, denn dort hatte ihn im Angesicht der gedungenen Mörder, die über die Böschung kamen, um über sie
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