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Stimmen der Angst

Stimmen der Angst

Titel: Stimmen der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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befördert zu werden, während er wie ein aufgeregter Kandidat in einer Quizshow im Wettlauf gegen die Uhr hektisch Namen schrie. »Nora Lemmon!«
    Wenig beeindruckt von Nora Lemmon , kam Eric näher. Dusty richtete sich aus der Hocke auf, versetzte der Anrichte einen Stoß und hechtete nach links, weg von der Treppe, hinter einen schützenden Mauervorsprung, gerade, als eine weitere Salve in den kippenden Koloss aus edlem Kirschholz des achtzehnten Jahrhunderts prasselte.
    Eric stöhnte auf und fluchte, das ohrenbetäubende Krachen, mit dem die Anrichte die Treppe hinunterpolterte, gab aber keinen Aufschluss darüber, ob Eric verletzt oder mit in die Tiefe gerissen worden war. Die Treppe war breiter als die Schmalseite des antiken Stücks, wodurch er ihm möglicherweise hatte ausweichen können.
    Mit dem Rücken an die Flurwand unweit des Treppenabsatzes gedrückt, hatte Dusty wenig Lust, um die Ecke zu lugen, damit er sich ein Bild von der Lage machen konnte. Abgesehen davon, dass er an der Uni keinen Logikkurs belegt hatte, hatte er zudem nie ein Zauberseminar besucht, weshalb er auch nicht wusste, wie man eine Kugel mit den Zähnen auffing.
    Und, großer Gott, noch während das Scheppern-KlappernKrachen-Poltern von der Treppe heraufdröhnte, erschien Martie – die längst mit den anderen hätte verschwunden sein müssen – auf der Bildfläche und rollte einen Aktenschrank mit drei Schubladen vor sich her, den sie aus Lamptons Arbeitszimmer requiriert hatte.
    Dusty sah ihr finster entgegen. Was zum Teufel dachte sie sich dabei? Dass Eric die Munition verbraucht haben würde, bevor ihnen die Möbel ausgingen?
    Er schob Martie beiseite und bewegte sich, den metallenen Schubladenturm von Brusthöhe als Deckung benutzend, vorsichtig zur Treppe zurück.
    Eric war mit der Anrichte zusammen in die Eingangshalle hinuntergestürzt. Das linke Bein war unter dem Möbelstück eingeklemmt. Er hatte die Pistole beim Sturz aber nicht verloren und feuerte jetzt eine Salve in Richtung Treppenabsatz.
    Während sich Dusty duckte, hörte er, wie die Geschosse unkontrolliert in alle Richtungen flogen. Sie prasselten in die Decke, und ein paar Kugeln trafen mit metallischem Klirren auf Leitungen und Rohre, die unter dem Putz verlegt waren. Keine einzige Kugel prallte von dem Aktenschrank ab.
    Sein Herz hämmerte in der Brust, als hätten sich ein paar Kugeln hineinverirrt und würden als Querschläger wild in den Kammern hin und her sausen.
    Als er vorsichtig wieder nach unten spähte, sah er, dass Eric das Bein jetzt unter der Anrichte hervorgezogen hatte und sich aufraffte. Obwohl programmiert und gefühllos wie ein Roboter, ohne Einsichtsfähigkeit seinen Anweisungen folgend, war Eric doch wütend.
    »Eugenie Rose Cheyney!«
    Unter einem Schwall von Flüchen setzte sich Eric, ohne auch nur zu humpeln, wieder zur Treppe hin in Bewegung. Der Aktenschrank war nicht annähernd so bombastisch wie die Anrichte. Eric würde ihm ausweichen können und dabei nicht aufhören, seine Pistole abzufeuern.
    »Ed Mavole!«
    »Ich höre.«
    Eric blieb am Fuß der Treppe wie angewurzelt stehen. Das mörderische Funkeln verschwand aus den Augen, und an seine Stelle trat nicht der harte, grimmig entschlossene Ausdruck, mit dem er ins Haus gestürmt war, sondern der glasige, leicht fragende Blick, der signalisierte, dass er aktiviert war.
    Ed Mavole war also der richtige Name, na schön, aber Dusty fehlte immer noch das Haiku. Ned Motherwell zufolge gab es im Buchladen meterweise Gedichtbände mit Haikus; selbst wenn er also sämtliche Bücher, die Ned für ihn gekauft hatte, in diesem Moment zur Hand gehabt hätte – was leider nicht der Fall war –, wäre er unter Umständen nicht einmal fündig geworden.
    Unten in der Eingangsdiele regte sich Eric, blinzelte und schien sich wieder an die mörderische Absicht, in der er gekommen war, zu erinnern.
    »Ed Mavole«, sagte Dusty wieder, worauf Eric abermals erstarrte. »Ich höre.«
    Es würde kein Kinderspiel sein, war aber durchaus machbar. Immer wieder den Namen sagen, Eric jedes Mal in Trance versetzen, sobald er daraus erwachte, zielstrebig die Treppe hinuntergehen, Eric die Waffe aus der Hand reißen, ihm eine überbraten, ihm den Pistolengriff gerade so fest über die Schläfe ziehen, dass er das Bewusstsein verlor, aber nicht für den Rest seines Lebens im Koma lag, und ihn dann mit dem nächstbesten Kabel, oder was immer erreichbar war, zum Paket verschnüren. Vielleicht würde er kein

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