Stimmen der Angst

Titel: Stimmen der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz

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von ihnen waren die langjährigen Ehefrauen von Studiobossen oder Medienzaren, sie sahen so protestantisch aus wie eine Bostoner Matrone, die ihre Wurzeln bis zur Mayflower zurückverfolgen konnte, waren kultiviert und aristokratisch – hätten aber, ohne mit der Wimper zu zucken, das Herz ihres Feindes, garniert mit einem Soufflé aus den Nieren, zum Mittagessen verspeist und genießerisch ein Glas besten Merlots dazu geschlürft.
    Ahriman hatte sich aus einem Feinkostladen, der noch an die Existenzberechtigung von Mayonnaise, echter Butter und tierischen Fetten aller Art glaubte, ein Mittagessen liefern lassen, das er sich jetzt an seinem Schreibtisch, den blauen Beutel mit dessen zerknittertem Rand in fröhlicher Schräglage neben dem Teller, schmecken ließ. Der anrüchige Inhalt störte ihn kein bisschen, denn er erinnerte ihn daran, in welchem Zustand die Polizei Derek Lamptons Leiche finden würde.
    Um Viertel nach eins hatte er sein Mittagessen beendet und die Pappteller und Verpackungen vom Tisch geräumt, aber die Arbeit an der Anekdote der anorektischen Patientin noch nicht wieder aufgenommen. Die Schreibunterlage aus geprägtem Leder mit Einlegearbeiten aus Elfenbeinimitat war leer bis auf den blauen Beutel.
    Sehr zu seinem Bedauern war ihm die Freude, Lamptons Erniedrigung persönlich mitzuerleben, nicht vergönnt, und sofern nicht eines der übleren Boulevardblätter seinem Ruf gerecht wurde, würde er vermutlich nicht einmal ein zufriedenstellendes Bild zu sehen bekommen. Die New York Times und selbst die USA Today waren ja nicht gerade erpicht darauf, Fotos von aufgeklappten und mit Exkrementen gefüllten Schädeln abzudrucken.
    Zum Glück hatte der Arzt ein ausgeprägtes Vorstellungsvermögen. Den Beutel als Inspiration vor sich auf dem Schreibtisch, fiel es ihm nicht schwer, die lebhaftesten und amüsantesten Bilder vor seinem inneren Auge entstehen zu lassen.
    Um halb zwei hielt er die Schießerei für beendet und nahm an, dass Eric Jagger mit seiner laienhaften Schädeleröffnung beschäftigt, vielleicht sogar schon fast fertig war. Als er die Augen schloss, konnte er das rhythmische Raspeln der Knochensäge hören. So verhärtet, wie die Knochenmasse von Lamptons Schädel sein musste, war es sicher klug von ihm gewesen, an ein Ersatzsägeblatt zu denken. Falls es im Haus der Lamptons keinen Hund gab, hoffte er, dass ein ballaststoffreiches Müslifrühstück zu Erics Ernährungsgewohnheiten gehörte.
    Sein größtes Bedauern galt der Tatsache, dass sich sein ursprünglicher Plan als undurchführbar erwiesen hatte, demzufolge Dusty, Skeet und Martie hätten Claudette und die beiden Dereks töten und verstümmeln sollen. Anschließend hätten sie, bevor sie kollektiv Selbstmord begingen, eine ausführliche Erklärung aufgesetzt, die besagte, dass Derek senior und seine Gattin sowohl Skeet als auch Dusty in grausamer Weise missbraucht hatten, als diese noch im Kindesalter waren, und später Martie und Susan Jagger – die Ahriman möglicherweise in das Hinrichtungskommando aufgenommen hätte, wenn sie ihm nicht mit einer Videokamera ein Schnippchen hätte schlagen wollen – unter dem Einfluss von Rohypnol mehrfach vergewaltigt hatten. Die Zahl der Todesopfer würde sich auf sieben belaufen, plus Handwerker und Nachbarn, sofern solche zufällig anwesend waren, was die minimale Größenordnung eines Blutbads war, das die Aufmerksamkeit der Medien im ganzen Land auf sich ziehen sollte – obwohl bei Dereks Ruf als Psycho-Guru sieben Tote dasselbe Medienecho hervorrufen würden wie ein Bombenattentat mit zweihundert Toten, unter denen aber keine Berühmtheit zu verzeichnen war.
    Nun gut, auch wenn das Spiel nicht ganz so perfekt ablief, wie er es gern gesehen hätte, war es letztlich der Sieg, der ihm Genugtuung verschaffte. Da keine Möglichkeit für ihn bestand, sich in den Besitz von Derek Lamptons Gehirn zu bringen, konnte er sich vielleicht den blauen Beutel als symbolische Siegestrophäe in Acryl gießen lassen.
    *
    Obwohl Skeets Denkfähigkeit sich während der vergangenen drei drogenfreien Tage enorm gesteigert hatte, verfügte er doch nicht über das Konzentrationsvermögen, das erforderlich war, um ein Atomkraftwerk zu überwachen oder auch nur mit dem Fegen der Böden darin betraut zu werden. Zum Glück war er sich darüber im Klaren und hatte die Absicht, sich während der Fahrt von Malibu nach Newport Beach jeden Schritt seines Angriffs auf Dr. Ahriman gründlich zu überlegen.
    Im