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Stimmen der Angst

Stimmen der Angst

Titel: Stimmen der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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sprang der Hund auch mit einem Satz gleich auf den Beifahrersitz; er liebte es, während der Fahrt aus dem Fenster zu schauen. Dusty schnallte Valet mit dem Spezialgurt an und empfing zum Dank einen feuchten Hundekuss mitten ins Gesicht, bevor er die Beifahrertür schließen konnte.
    Dann schob er sich hinters Lenkrad und ließ den Motor an. Während er den Wagen aus der Garage zurücksetzte, sagte er: »Die Nachrichtenmacher glauben die Welt zu retten, und dabei richten sie nichts als Chaos an. Weißt du, was bei ihrem ganzen gewichtigen Denken herauskommt, Goldlöckchen? Es kommt nicht mehr dabei heraus als das, was wir in den kleinen blauen Tüten einsammeln, wenn wir mit deinesgleichen spazieren gehen.«
    Der Hund sah ihn grinsend an.
    Dusty schloss mit einem Druck auf die Fernbedienung das Garagentor und fragte sich in diesem Moment, warum er das alles nicht zu dieser aufdringlichen Person am Telefon gesagt hatte. Diese ständigen Anrufe von den Abonnentenfängern der Times gehörten neben Erdbeben, Waldbränden und Erdrutschgefahr zu den wenigen gravierenden Nachteilen, die das Leben in Südkalifornien mit sich brachte. Hätte er dieser Frau, die ihm die Times hatte aufschwätzen wollen – oder war es ein Mann gewesen? –, auf diese Weise seine Meinung kundgetan, so wäre er inzwischen vielleicht endlich aus ihrer Kandidatenliste gestrichen.
    Während er den Wagen im Rückwärtsgang auf die Straße hinaus lenkte, wurde sich Dusty plötzlich der merkwürdigen Tatsache bewusst, dass er sich nicht erinnern konnte, ob die Person am Telefon ein Mann oder eine Frau gewesen war. Andererseits gab es eigentlich auch keinen Grund, sich daran zu erinnern, da er gleich wieder aufgehängt hatte, als ihm klar wurde, worum es bei dem Sermon am anderen Ende der Leitung ging.
    Normalerweise beendete er solche Werbegespräche, indem er den Anrufer oder die Anruferin mit einem Gegenvorschlag auf die Schippe nahm. Na schön, ich abonniere die Zeitung, wenn Sie sich auf einen Tauschhandel einlassen. Ich streiche Ihre Büroräume und kriege dafür die Times drei Jahre lang umsonst. Oder: Klar, ich nehme ein lebenslängliches Abonnement, wenn Sie mir versprechen, einen gewöhnlichen Sportler nie mehr als Helden zu bezeichnen.
    Diesmal hatte er keinen Gegenvorschlag gemacht. Aber er konnte sich auch nicht daran erinnern, was er gesagt hatte, nicht einmal an ein einfaches Nein danke oder: Hören Sie auf, mich zu belästigen .
    Eigenartig. In seinem Kopf herrschte Leere.
    Offensichtlich beschäftigte – und irritierte – ihn der morgendliche Zwischenfall mit Skeet stärker, als er bis jetzt angenommen hatte.

15. Kapitel
    Das chinesische Essen war sicher so gut, wie Susan behauptete, aber obwohl auch Martie des Lobes voll war, fand sie es eigentlich eher fad. Das Tsingtao hatte heute einen bitteren Beigeschmack.
    Weder am Essen noch an dem Bier war etwas auszusetzen. Vielmehr bewirkte ihre innere Unruhe, auch wenn sie im Augenblick ein wenig abgeebbt war, dass sie nichts richtig genießen konnte.
    Sie selbst aß mit Stäbchen, hatte aber anfangs befürchtet, dass der bloße Anblick der Gabel in Susans Hand eine neuerliche Panikattacke auslösen würde. Doch dann stellte sie fest, dass es sie nicht erschreckte, die spitzen Zinken zu sehen. Sie fürchtete sich nicht vor der Gabel als solcher, vielmehr jagte ihr die Vorstellung, was eine Gabel in ihrer Hand anrichten konnte, Angst ein. In Susans Hand dagegen schien sie ein völlig ungefährliches Instrument zu sein.
    Die Ahnung, sie selbst, Martie Rhodes, könnte die dunkle Fähigkeit in sich tragen, etwas unsagbar Gewalttätiges zu tun, war so beängstigend, dass sie nicht weiter darüber nachdenken wollte. Es war eine zutiefst irrationale Angst, denn ihr Verstand und ihr Innerstes sagten ihr, dass sie keiner solchen Tat fähig war. Und doch hatte sie sich in Bezug auf den Flaschenöffner nicht über den Weg getraut …
    Angesichts ihrer Nervosität – und ihres angestrengten Bemühens, sich diese Nervosität Susan gegenüber nicht anmerken zu lassen – hätte sie eigentlich beim Binokel noch schlechter abschneiden müssen als sonst. Das Gegenteil war jedoch der Fall: Sie bekam ein gutes Blatt nach dem anderen und nutzte die Chancen, die sich boten, mit meisterhaftem Geschick und sicherem Auge, vielleicht, weil das Spiel sie von ihren düsteren Gedanken ablenkte.
    »Du bist heute unschlagbar«, sagte Susan.
    »Ich habe meine Glückssocken an.«
    »Deine Schulden haben sich schon von

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