Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stimmen der Angst

Stimmen der Angst

Titel: Stimmen der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
Vom Netzwerk:
sechshunderttausend auf fünfhundertachtundneunzigtausend verringert.«
    »Super. Dann kann Dusty vielleicht nachts wieder schlafen.«
    »Wie ist Dusty eigentlich zurzeit drauf?«
    »Er ist noch süßer als Valet.«
    »Du hast einen Mann, der liebenswerter ist als ein Golden Retriever?« Susan seufzte. »Und ich muss ein egoistisches Schwein heiraten.«
    »Vorhin hast du Eric noch in Schutz genommen.«
    »Er ist ein Schwein.«
    »Das ist mein Text.«
    »Und ich danke dir dafür.«
    Draußen grollte ein wölfischer Wind, scharrte an den Fenstern und schickte heulende Klagelaute zu den Dachtraufen hinauf.
    »Warum dieser plötzliche Sinneswandel?«, fragte Martie. »Möglicherweise ist die Ursache meiner Agoraphobie in Problemen zu suchen, die ungefähr zwei Jahre zurückliegen, Ereignisse, die ich bis jetzt verdrängt habe.«
    »Hat das Dr. Ahriman gesagt?«
    »Er bringt mich nicht direkt auf solche Ideen. Er versetzt mich lediglich in die Lage … selbst darauf zu kommen.« Martie spielte eine Pikdame aus. »Du hast mir nie erzählt, dass es zwischen dir und Eric Probleme gab. Abgesehen davon, dass er mit … der jetzigen Situation nicht klargekommen ist.«
    »Aber ich nehme an, dass wir welche hatten.«
    Martie runzelte die Stirn. »Du nimmst es an ?«
    »Na ja, es ist mehr als eine Annahme. Wir hatten ein Problem.«
    »Binokel«, sagte Martie, die gerade den letzten Stich gemacht hatte. »Was für ein Problem?«
    »Eine Frau.«
    »Der Kerl hat dich betrogen?«, fragte Martie.
    »Wenn man so etwas aus heiterem Himmel erfährt, fühlt man sich ziemlich verletzlich«, sagte Susan, aber ihre Stimme drückte die Gefühle, die man bei diesen Worten eigentlich erwartet hätte, nicht aus. Es klang vielmehr, als würde sie aus einem Lehrbuch der Psychologie zitieren. »Und darum geht es bei der Agoraphobie … um ein erdrückendes, lähmendes Gefühl der Verletzlichkeit.«
    »Du hast nie auch nur eine Andeutung gemacht.«
    Susan zuckte die Achseln. »Vielleicht habe ich mich zu sehr geschämt.«
    »Geschämt? Wofür hättest du dich denn schämen sollen?«
    »Ach, ich weiß nicht …« Mit einem Ausdruck der Verwunderung fuhr sie schließlich fort: »Du hast Recht. Warum hätte ich mich eigentlich schämen sollen?«
    Martie kam es erstaunlicherweise so vor, als würde Susan hier und jetzt zum ersten Mal über diese Frage nachdenken. »Nun ja … wahrscheinlich weil … weil ich nicht gut genug für ihn war, nicht gut genug im Bett, meine ich.«
    Entgeistert sah Martie die Freundin an. »Da bleibt einem doch die Spucke weg! Du bist eine tolle Frau, Susan, du bist erotisch, du hast einen gesunden Sexualtrieb …«
    »Vielleicht habe ich ihm auch nicht genug emotionale Bestätigung gegeben.«
    Martie sagte, indem sie die Karten beiseite schob, ohne die Punkte zusammenzuzählen: »Ich glaube einfach nicht, was ich da höre.«
    »Ich bin nicht vollkommen, Martie. Ganz und gar nicht.«
    Ihre Stimme klang dünn und gepresst, wie niedergedrückt von einem verhaltenen Kummer, der grau und schwer wie Blei war.
    Sie schlug die Augen nieder wie in tiefer Verlegenheit. »Ich habe ihn irgendwie enttäuscht.«
    Ihre beschämte Haltung und ihre Worte erschienen Martie völlig fehl am Platz und machten sie richtiggehend wütend. »Du gibst ihm alles – deinen Körper, deinen Verstand, dem Herz und dein Leben –, und du gibst es ihm in dieser überschwänglichen, bedingungslosen und leidenschaftlichen Susan-Jagger-Art, wie man sie an dir kennt. Dann betrügt er dich, und du machst dir selbst Vorwürfe?«
    Nachdenklich drehte Susan eine leere Bierflasche in ihren schlanken Händen und betrachtete sie so eindringlich, als hätte die Flasche Zauberkräfte und könnte ihr, richtig gehandhabt, auf wundersame Weise des Rätsels Lösung verraten. »Vielleicht hast du gerade den springenden Punkt getroffen, Martie.
    Vielleicht hat ihn diese Susan-Jagger-Art einfach … erdrückt.«
    »Ihn erdrückt? Das kann nicht dein Ernst sein!«
    »Doch, vielleicht war es so. Vielleicht …«
    »Was soll dieses dauernde ›Vielleicht‹?«, fragte Susan.
    »Warum suchst du krampfhaft nach Entschuldigungen für das Schwein? Womit hat er denn sein Verhalten entschuldigt?« Susan drehte immer noch die Flasche in den Händen, aber ihre Bewegungen wurden langsamer und langsamer, bis sie endlich ganz innehielt und in augenscheinlicher Verwirrung die Stirn runzelte.
    »Susan?«, sagte Martie. »Was war seine Entschuldigung?«
    »Seine Entschuldigung?« Susan

Weitere Kostenlose Bücher