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Stimmen der Angst

Stimmen der Angst

Titel: Stimmen der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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hervor und flatterte auf.
    Nachdem er einen weiteren REM-Anfall abgewartet hatte, sagte Dusty: »Skeet, bist du wach?«
    Der Junge zögerte einen Moment, dann antwortete er: »Ich weiß es nicht.«
    »Du weißt nicht, ob du wach bist. Folglich … musst du schlafen.«
    »Nein.«
    »Wenn du weder schläfst noch weißt, ob du wach bist … was tust du dann?«
    »Was tue ich?«
    »Das war meine Frage.«
    »Ich höre.«
    »Fängst du damit wieder von vorn an?«
    »Womit?«
    »Womit was?«
    »Womit soll ich anfangen?«, fragte Skeet.
    Die sichere Vorahnung, dass in ihrer Unterhaltung ein tieferer, wenn auch rätselhafter Sinn steckte und dass sie auf eine Offenbarung zusteuerte, die dem Ganzen plötzlich einen Sinn geben würde, war verflogen. Die Unterhaltung schien ihm jetzt, so einmalig und bemerkenswert sie auch sein mochte, ebenso absurd und deprimierend wie zahllose andere Gespräche, die er mit Skeet geführt hatte, wenn dieser sich wieder einmal mit einem seiner Drogenhämmer den Verstand aus dem Hirn gebläut hatte.
    »Womit soll ich anfangen?«, fragte Skeet noch einmal.
    »Ach, lass mich in Ruhe und schlaf ein«, sagte Dusty gereizt.
    Gehorsam schloss Skeet die Augen. Seine Gesichtszüge entspannten sich, die zu Fäusten geballten Hände wurden wieder schlaff. Im nächsten Augenblick ging sein Atem ruhig, flach und gleichmäßig. Er schnarchte leise.
    »Was, zum Teufel, ist das denn?« Dusty hatte die Frage laut ausgesprochen. Er legte die flache Hand in den Nacken, um die Kälte zu verscheuchen und die Härchen, die sich plötzlich aufgestellt hatten, zu glätten. Aber unter seiner Hand, die eiskalt geworden war, drang die Kälte nur noch tiefer in die Haut ein.
    Valet kam ins Zimmer zurückgetrottet. Das Nackenfell war jetzt nicht mehr gesträubt, und er schnüffelte neugierig in allen Winkeln und unter dem Bett, als hätte er irgendeine Witterung aufgenommen. Was immer ihn zuvor durcheinander gebracht hatte, war nicht mehr da.
    Offensichtlich war Skeet eingeschlafen, weil es ihm gesagt worden war. Aber man konnte doch nicht einfach so auf Kommando einschlafen.
    »Skeet?«
    Dusty schüttelte seinen Bruder erst ganz sanft, dann immer fester an der Schulter.
    Skeet reagierte nicht. Er schnarchte weiter leise vor sich hin. Seine Lider zuckten, dahinter bewegten sich die Augen rasch hin und her. REM. Diesmal war es zweifellos eine echte Traumphase.
    Dusty hob Skeets rechte Hand und legte zwei Finger auf sein Handgelenk. Der Puls des Jungen kam kräftig und regelmäßig, aber sehr langsam. Dusty zählte mit. Achtundvierzig Schläge in der Minute. Das schien ihm beängstigend langsam zu sein, selbst für einen Schlafenden.
    Skeet befand sich tatsächlich in einer Traumphase. Tief in einer Traumphase.

21. Kapitel
    Der Messerhalter aus Edelstahl, der an zwei Haken an der Wand hing, sah aus wie das Totem eines Clans von Teufelsanbetern, deren Küche finstereren Zwecken diente als der Zubereitung von Mahlzeiten.
    Ohne die Messer zu berühren, nahm Martie den Halter von der Wand, schob ihn in einen der Unterschränke und schlug hastig die Tür zu.
    Das war’s aber nicht. Aus den Augen war nicht aus dem Sinn. Die Messer waren immer noch viel zu leicht erreichbar. Sie musste sie ganz aus ihrer Reichweite schaffen.
    In der Garage kramte sie nach einem Pappkarton und einer Rolle Paketklebeband und kehrte mit beidem in die Küche zurück.
    Martie bückte sich hinunter zum Schrank, in dem sie die Messer verstaut hatte, konnte sich aber nicht gleich überwinden, die Tür zu öffnen. Ja, sie schaffte es nicht einmal, sie anzufassen; sie fürchtete sich vor diesem harmlosen Schrank, als hätte sie einen satanischen Reliquienschrein vor sich, der einen Splitter der Bocksfüße des Teufels enthielt. Als sie endlich genügend Mut gefasst hatte, um den Messerhalter mit spitzen Fingern aus dem Schrankfach zu ziehen, zitterten ihr die Hände so sehr, dass die Klingen in ihren Halterungen klirrten.
    Nachdem sie die Messer hastig in den mitgebrachten Karton geworfen hatte, knickte sie die Verschlusslaschen um und wollte sie eben mit dem Paketband zukleben … als ihr einfiel, dass sie das Klebeband auf irgendeine Weise würde abschneiden müssen.
    Sie zog eine Schublade auf und wollte dort eine Schere herausnehmen, konnte aber auch diese nicht anfassen. Auch die Schere konnte ja als tödliche Waffe dienen. Wie in den Filmen, in denen der Mörder seinen Opfern mit einer Schere auflauerte.
    Der menschliche Körper verfügte nun einmal

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