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Stimmen der Angst

Stimmen der Angst

Titel: Stimmen der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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viele selbstzerstörerische Dinge taten. Also ich, aus meiner Sicht, hieß es bei Plath, stelle mir vor, dass die Welt sich nur aus einem Grund dreht, einem einzigen: Panik. Panik vor der Hundeschnauze, der Teufelsfratze, dem Hexenmaul, der Hurenfresse, Panik in Großbuchstaben, ohne jedes Gesicht – wachend oder schlafend, es ist immer derselbe Johnny Panic.
    In den achtundzwanzig Jahren ihres bisherigen Lebens hatte es in Marties Welt eigentlich keine Angst gegeben. Sie war vielmehr immer durchdrungen gewesen von einem Gefühl der inneren Ruhe, der Zugehörigkeit, des Friedens und der Verbundenheit mit der Schöpfung, weil ihr Vater sie in dem Glauben erzogen hatte, dass jedwedes Leben einen Sinn hat. Wenn man sich von Mut, Ehre, Selbstachtung, Aufrichtigkeit und Mitgefühl leiten ließ und mit Herz und Verstand die Lehren aufnahm, die diese Welt uns vermittelt, dann würde man den Sinn der eigenen Existenz über kurz oder lang erfassen, vielleicht noch in diesem, ganz sicher aber im nächsten Leben. Das hatte sie von Strahlebob gelernt, und mit einer solchen Überzeugung gewann man dem Leben hellere, freundlichere Seiten ab als diejenigen Menschen, deren Weltanschauung die Sinnlosigkeit war. Und doch hatte sich Johnny Panic auf unerklärliche Weise nun auch in ihr Leben geschlichen, ließ sie an seinen Fäden tanzen und dieses aberwitzige Schauspiel vollführen.
    Auf dem umfriedeten Abstellplatz öffnete Martie den mit einer Klammer verschlossenen Deckel der letzten von drei Plastiktonnen, der einzigen, die noch leer war. Sie ließ die umwickelte Schachtel mit den Messern hineinfallen, knallte den Deckel wieder zu und hakte mit fliegenden Fingern den Stahlverschluss fest.
    Eigentlich hätte sie erleichtert sein müssen.
    Aber stattdessen nahm ihre Angst noch zu.
    Im Grunde hatte sich nichts verändert. Sie wusste, wo sich die Messer befanden. Wenn sie wollte, konnte sie ihrer wieder habhaft werden. Sie würden erst außerhalb ihrer Reichweite sein, wenn die Müllmänner am nächsten Tag die Tonnen geleert hatten und mit dem Müllauto davongefahren waren.
    Schlimmer noch – die Messer waren nicht die einzigen Objekte, mit denen sie ihre erschreckenden, gewalttätigen Fantasien in die Tat umsetzen konnte. Ihr Haus mit seinem fröhlichen Anstrich und seinem liebenswert verschnörkelten Zierrat mochte aussehen wie ein wahrer Hort des Friedens, war aber in Wirklichkeit ein Schlachthof mit allem Drum und Dran, eine Waffenkammer mit reichem Arsenal; wer Mörderisches im Sinn hatte, konnte hier viele scheinbar harmlose Gegenstände finden, die zum Stechen, Schneiden oder Schlagen taugten.
    Verzweifelt presste Martie die Hände an die Schläfen, als könnte sie das Chaos schrecklicher Gedanken, die schrill kreischend durch die Straßen ihres Bewusstseins jagten, durch physischen Druck vertreiben. Die Schläfen pulsierten unter ihren Handflächen und Fingern; ihr Schädel war plötzlich wie aus Gummi. Je fester sie drückte, umso größer wurde der innere Aufruhr.
    Sie musste etwas tun. Strahlebob hatte immer gesagt, dass man damit den meisten Problemen begegnen konnte. Angst, Verzweiflung, Mutlosigkeit und sogar Wut rühren oft daher, dass wir uns machtlos, hilflos fühlen. Es ist hilfreich, etwas zu tun, um Probleme zu lösen, aber wenn auch nur die geringste Aussicht bestehen soll, dass wir das Richtige und Wirksamste dagegen tun, müssen wir klug vorgehen und uns dabei an moralischen Grundsätzen orientieren.
    Martie hatte nicht die blasseste Ahnung, ob sie das Richtige oder Wirksamste tat, als sie die große Tonne auf ihren zwei Rädern aus der Umfriedung zog und sie eilig über den Weg zur Rückseite des Hauses rollte. Um klug und nach moralischen Grundsätzen zu handeln, brauchte man einen klaren Kopf; in ihr aber tobte ein Sturm, und dieser innere Sturm nahm von Sekunde zu Sekunde an Kraft zu.
    In diesem Augenblick wusste Martie in keiner Weise, was sie tun sollte, sie wusste lediglich, dass sie etwas tun musste . Sie konnte nicht warten, bis sie die Ruhe wieder gefunden hatte, die sie brauchte, um die ihr zur Verfügung stehenden Möglichkeiten vernünftig abzuwägen; sie musste handeln, sich mit irgendetwas beschäftigen, denn sobald sie auch nur einen Moment lang untätig dastand, schlug der reißende Strudel ihrer düsteren Gedanken wie ein gewaltiger Orkan über ihr zusammen. Wenn sie es wagte, sich hinzusetzen oder auch nur ein paar Mal tief durchzuatmen, würde der Sturm sie zerreißen, zerschmettern,

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