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Stimmen der Angst

Stimmen der Angst

Titel: Stimmen der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Jeder Foltermeister hätte sich, nur mit den Dingen ausgestattet, die Martie jetzt vor Augen hatte, auf dem Weg zum Inquisitionsgericht bestens gerüstet gefühlt.
    Die Schublade enthielt auch große Plastikklammern zum Wiederverschließen von Kartoffelchiptüten, Messlöffel, Messbecher, einen Melonenlöffel, Teigschaber aus Gummi, Schneebesen und andere Gegenstände, die so aussahen, als könnten sie selbst in den Händen des mordgierigsten Psychopathen kein tödliches Unheil anrichten.
    Zögerlich streckte sie die Hand aus, um die gefährlichen von den ungefährlichen Objekten zu trennen, zog sie aber gleich darauf mit einem Ruck wieder zurück. Sie traute sich selbst nicht über den Weg.
    »Das ist verrückt, das ist der totale Wahnsinn«, murmelte sie in einem Ton vor sich hin, in dem eine solche Angst und Verzweiflung schwang, dass sie die eigene Stimme kaum wieder erkannte.
    Sie kippte den gesamten Inhalt in die Mülltonne, trug die zweite, nun leere Schublade in die Küche zurück und stapelte sie auf die erste.
    Dusty, wo, zum Teufel, bleibst du? Ich brauche dich! Ich brauche dich. Komm nach Hause, bitte, komm nach Hause!
    Weil sie in Bewegung bleiben musste, um nicht vor Angst zu erstarren, nahm sie allen Mut zusammen und öffnete eine dritte Schublade. Mehrere große Vorleggabeln. Fleischgabeln. Ein Elektromesser.
    Draußen schrillte der Gesang der Kröten durch die nasskalte Dämmerung.

22. Kapitel
    Zwanghaft getrieben, verzweifelt bemüht, ihre Panik in Zaum zu halten, sich nicht völlig von ihr überwältigen zu lassen, bewegte sich Martie in einer Küche, in der ihr die tödliche Bedrohung so allgegenwärtig zu sein schien wie im Getümmel eines Schlachtfelds.
    In einer Schublade neben dem Herd entdeckte sie ein Nudelholz. Mit einem Nudelholz konnte man jemandem die Nase einschlagen, das Gesicht zerschmettern, ihm damit so lange auf den Kopf dreschen, bis der Schädel zertrümmert war, bis derjenige auf dem Boden lag und mit stumpfen, blutunterlaufenen Augen zu seinem Mörder aufstarrte.
    Obwohl kein potenzielles Opfer in der Nähe war und obwohl sie wusste, dass sie nicht fähig war, einen Menschen zu erschlagen, musste sich Martie zwingen, das Nudelholz aus der Schublade zu nehmen. »Nimm es, nun mach schon, um Gottes willen, hol es heraus, und sieh zu, dass du es loswirst.«
    Auf dem Weg zur Mülltonne rutschte ihr das Nudelholz aus der Hand. Es fiel mit einem entsetzlich klappernden Geräusch zu Boden.
    Sie konnte sich nicht sofort überwinden, es wieder aufzuheben. Als sie es mit dem Fuß anstieß, rollte es zur offenen Tür hin und blieb an der Schwelle liegen.
    Mit dem Regen hatte sich auch der Sturmwind endgültig gelegt, aber von der Veranda her wehte ein kalter Luftzug durch die Küchentür herein. In der Hoffnung, dass ihr Kopf in der kalten Luft klar werden würde, atmete Martie tief durch. Mit jedem Atemzug ging ein Zittern durch ihren Körper.
    Sie betrachtete das Nudelholz, das vor ihren Füßen lag. Sie brauchte es nur aufzuheben und in die Tonne hinter der Schwelle zu werfen. Es würde nicht länger in ihrer Hand sein als ein paar Sekunden.
    Allein im Haus, konnte sie niemanden verletzen. Und selbst in einem Anfall selbstzerstörerischer Wut eignete sich ein Nudelholz nicht sonderlich gut, um damit Harakiri zu begehen, obwohl es immer noch besser war als ein Gummischaber.
    Mit diesem armseligen Scherz überwand sie sich, das Nudelholz vom Boden aufzuheben und in die Tonne fallen zu lassen.
    In der nächsten Schublade befand sich eine Sammlung von Geräten und Utensilien, die sie auf den ersten Blick nicht in Angst und Schrecken versetzten. Ein Mehlsieb. Eine Eieruhr. Eine Knoblauchpresse. Ein Bratenpinsel. Ein Durchschlag. Ein Soßenseiher. Eine Salatschleuder.
    Mörser und Stößel. Nicht gut. Der Mörser war etwa so groß wie ein Baseball und aus massivem Granit. Man konnte einem Menschen den Schädel damit zu Brei schlagen. Sich von hinten anschleichen, ihn mit Schwung auf den Kopf des Ahnungslosen hinuntersausen lassen.
    Der Mörser musste verschwinden, jetzt, auf der Stelle, bevor Dusty nach Hause kam oder ein ahnungsloser Nachbar an der Tür klingelte.
    Der Stößel wirkte harmlos, aber die beiden Objekte gehörten zusammen, also trug sie beides zur Mülltonne. Der Granitmörser schmiegte sich kalt in ihre Handflächen. Selbst nachdem sie ihn weggeworfen hatte, peinigte sie der Gedanke daran, wie kalt und schwer er sich angefühlt hatte, und sie wusste, dass sie das Richtige

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