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Stimmen der Angst

Stimmen der Angst

Titel: Stimmen der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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war?
    Blödsinn.
    Die Wahrheit lauerte irgendwo da draußen, aber sie hatte nichts Übernatürliches an sich.
    Susan setzte das Glas an, um daran zu nippen – leerte es dann aber mit einem kräftigen Zug zur Hälfte.

28. Kapitel
    Das Ambiente war wie ein Bild aus Schöner Wohnen . Zwei Stehlampen mit fransenbesetztem Seidenschirm. Zwei schwere, einander gegenüberstehende Lehnsessel mit Fußstütze, dazwischen ein niedriger Couchtisch. Bestickte Kissen in den Sesseln. Auf der einen Seite der Wohnzimmerkamin.
    Es war Marties Lieblingsplatz im Haus. In den vergangenen drei Jahren hatte sie oft abends mit Dusty hier gesessen und gelesen, jeder in sein eigenes Buch vertieft und doch so innig miteinander verbunden, als würden sie sich bei den Händen halten und tief in die Augen sehen.
    Jetzt hatte sie die Beine im Sessel hochgezogen, und wie sie so, ohne Buch und leicht nach links gewandt, relativ bewegungslos und scheinbar entspannt dasaß, hätte man ihre Haltung als ein Zeichen innerer Ruhe deuten können, obwohl sie keineswegs heiter und gelassen, sondern innerlich völlig ausgelaugt war.
    Im anderen Sessel saß Dusty und gab sich alle Mühe, wie ein ruhiger, aufmerksamer Zuhörer auszusehen. Er konnte jedoch nicht verhindern, dass er immer wieder nervös auf der Sitzkante hin und her rutschte.
    Gelegentlich unterbrochen von verlegenen Pausen, noch häufiger jedoch stumm vor Staunen über die Einzelheiten ihres wahnwitzigen Treibens, legte Martie, ab und an durch Dustys Zwischenfragen sanft zum Weiterreden ermuntert, einen stockenden Bericht über die leidvollen Erlebnisse dieses Tages ab.
    Dustys bloßer Anblick wirkte beruhigend auf sie und erfüllte sie mit Zuversicht, aber in manchen Momenten konnte sie ihm nicht in die Augen sehen. Stattdessen starrte sie in den erkalteten Kamin, als züngelten dort hypnotische Flammen an den Keramikscheiten.
    Seltsamerweise versetzte sie das verschnörkelte Kaminbesteck nicht in Angst und Schrecken. Eine kleine Schaufel. Eine Zange mit spitz zulaufenden Enden. Ein Schürhaken. Noch vor kurzem hätte allein dessen Anblick schon genügt, ihre Nervenstränge harfengleich in ein Tremolo der Angst zu versetzen.
    In ihr flackerten noch die letzten Reste einer ängstlichen Glut, aber im Augenblick fürchtete sie sich mehr vor einer neuerlichen Panikattacke als vor der eigenen Gewaltbereitschaft.
    Obwohl sie den Anfall in all seinen schrillen Einzelheiten beschrieb, konnte sie nicht ausdrücken, wie sie sich dabei gefühlt hatte. Es fiel ihr sogar schwer, sich das ganze Ausmaß ihres Entsetzens in Erinnerung zu rufen. Vielmehr hatte sie das Gefühl, all das wäre einer anderen Martie Rhodes passiert, einer verwirrten Seele, die sich für kurze Zeit aus dem Schlick ihres Innern erhoben hatte und jetzt wieder darin versunken war.
    Ab und zu ließ Dusty vernehmlich das Eis in seinem Whiskyglas klirren, um ihre Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Wenn sie dann den Kopf hob, hielt er das Glas hoch wie als Aufforderung an sie, ebenfalls einen Schluck zu nehmen. Sie hatte den Scotch nur widerstrebend angenommen, weil sie Angst hatte, wieder die Kontrolle über sich zu verlieren. Aber mit jedem Zentiliter zeigte sich, dass Johnny Walker Red Label eine heilsame Medizin war.
    Valet lag vor ihr auf dem Boden und erhob sich von Zeit zu Zeit, um ihr das Kinn auf die Knie zu legen, ihr den Kopf zum Streicheln unter die Hand zu schieben und mit seinen verträumten Augen teilnahmsvoll zu ihr aufzublicken.
    Zweimal gab sie dem Hund einen kleinen Eiswürfel aus ihrem Whiskyglas. Er zerkaute sie mit einem fast komisch anmutenden feierlichen Vergnügen.
    Nachdem Martie ihren Bericht beendet hatte, fragte Dusty: »Und was nun?«
    »Dr. Closterman, gleich morgen früh. Ich habe schon auf dem Heimweg von Susan einen Termin mit ihm vereinbart. Das war noch, bevor es richtig schlimm wurde.«
    »Ich komme mit.«
    »Ich habe einen Rundum-Check vor. Großes Blutbild. Computertomographie, falls es ein Gehirntumor sein sollte.«
    »Du hast keinen Tumor«, sagte Dusty im Brustton einer Überzeugung, die sich nur auf seine Hoffnung gründete. »Dir fehlt nichts Ernsthaftes.«
    »Aber irgendetwas habe ich.«
    »Nein.« Man sah Dusty an, wie sehr ihn die Vorstellung erschreckte, Martie könnte krank, vielleicht sogar unheilbar krank Martie hätte jede einzelne Sorgenfalte in seinem Gesicht küssen mögen, weil sie ihr deutlicher als alle schönen Worte der Welt zeigten, wie sehr er sie liebte.
    »Ich würde einen

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