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Stimmen der Angst

Stimmen der Angst

Titel: Stimmen der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Telefon war, obwohl es natürlich auch Skeet oder einer der Angestellten der New-Life-Klinik sein konnte. Unter normalen Umständen wäre er hinübergegangen und hätte die Bandaufzeichnung abgehört, aber heute hatte er Angst, dass Martie gerade in diesem Moment aufwachen könnte, nur um festzustellen, dass er sein Versprechen, bei ihr zu bleiben, gebrochen hatte. Skeet war in guten Händen, und was immer die »komische Sache« war, die Susan beschäftigte, sie konnte kaum komischer und ganz sicher nicht wichtiger sein als das, was sich heute hier im Haus abgespielt hatte. Auf jeden Fall hatte es Zeit bis morgen früh.
    Dusty wandte sich wieder dem zu, was Martie ihm über ihren Tag erzählt hatte. Während er sich die abstrusen Ereignisse in allen bizarren Einzelheiten durch den Kopf gehen ließ, wuchs in ihm seltsamerweise die Überzeugung, dass es irgendeinen Zusammenhang gab zwischen dem, was seine Frau erlebt hatte, und dem, was Skeet passiert war. Die beiden Geschichten wiesen übereinstimmend einige Merkwürdigkeiten auf, obwohl ihm nicht klar war, worin genau die Parallele bestand. Fest stand jedoch, dass dies der eigenartigste Tag seines Lebens gewesen war, und sein Gefühl sagte ihm, dass Skeet und Martie nicht aus purem Zufall zur gleichen Zeit durchgedreht hatten.
    Valet hatte sich auf seinem Schlaflager in einer der Zimmerecken zusammengerollt, einem großen Kissen mit einem Lammfell darüber, war aber wach geblieben. Er hatte das Kinn auf eine Pfote gelegt und wandte den Blick nicht von seinem Frauchen ab, das im goldenen Schein der Lampe schlief.
    *
    Da Martie bei ihr eine Menge gut hatte, weil sie sich normalerweise nie aus der Verantwortung zog und immer für sie da war, nahm Susan es ihr nicht übel, als sie um elf Uhr immer noch nicht angerufen hatte; dennoch war sie ein wenig unruhig. Sie rief deshalb ihrerseits noch einmal an, erreichte aber nur den Anrufbeantworter und machte sich jetzt erst recht Sorgen.
    Natürlich hatte Susans Behauptung, von einem Phantom vergewaltigt worden zu sein, für das eine verschlossene Tür kein Hindernis darstellte, Martie erst einmal aus der Fassung gebracht. Aber Martie pflegte nicht um den heißen Brei herumzureden, und sie war auch nicht sonderlich diplomatisch. Inzwischen musste sie zu einem vernünftigen Schluss gekommen sein – sonst hätte sie angerufen und gesagt, dass sie, um diese haarsträubende Geschichte glauben zu können, überzeugendere Beweise brauchte.
    »Ich bin’s, Susan«, sprach Susan auf das Band. »Was ist los? Alles in Ordnung bei dir? Glaubst du, dass ich verrückt bin? Wenn ja, macht mir das nichts aus. Ruf mich an!«
    Sie wartete noch kurz ab, dann legte sie auf.
    Was immer Martie ihr raten würde, konnte im Grunde nicht mehr Erfolg versprechen als ihr eigener Plan mit der Videokamera, also wandte sich Susan wieder ihren Vorbereitungen zu.
    Sie stellte ein halb volles Glas Wein auf den Nachttisch, nicht um es zu trinken, sondern als Requisite.
    Dann machte sie es sich, einen Berg Kissen im Rücken, mit einem Buch im Bett bequem. Aber sie war zu nervös, um zu lesen.
    Eine Weile sah sie sich einen alten Film, Das unbekannte Gesicht , im Fernsehen an, konnte sich aber nicht auf die Handlung konzentrieren. Die Wege, die ihre Gedanken gingen, waren düsterer und unheimlicher als alle dunklen Gassen, durch die Bogart und Bacall je geirrt waren.
    Im Augenblick hatte Susan das Gefühl, dass ihre sämtlichen Sinne aufs Äußerste geschärft waren, aber sie erinnerte sich auch an Nächte, in denen sie aus quälender Schlaflosigkeit schlagartig in einen unnatürlich tiefen Schlaf gefallen – und von ihrem Peiniger heimgesucht worden war. Sofern sie ohne ihr Wissen unter Drogen gesetzt wurde, konnte sie nicht voraussehen, wann die Wirkung einsetzte, und sie wollte unter keinen Umständen aufwachen und feststellen, dass sie nicht nur missbraucht worden war, sondern es auch noch versäumt hatte, die Videokamera einzuschalten.
    Gegen Mitternacht ging sie zu dem BiedermeierBlumenständer, tastete im Efeu unter dem Bonsai-Bäumchen nach der Kamera, drückte den Aufnahmeknopf und kehrte ins Bett zurück. Wenn sie um ein Uhr noch wach war, würde sie die Kassette zurückspulen und noch einmal am Bandanfang mit der Aufnahme beginnen, genauso um zwei und um drei Uhr. Falls sie doch irgendwann einschlief, verringerte sich auf diese Weise die Gefahr, dass das Band zu Ende war, bevor der Kerl überhaupt den Raum betrat.
    Sie schaltete den Fernseher aus,

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