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Stimmen in der Nacht - Brodie, L: Stimmen in der Nacht

Stimmen in der Nacht - Brodie, L: Stimmen in der Nacht

Titel: Stimmen in der Nacht - Brodie, L: Stimmen in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Brodie
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Tod des Plastikbrontosaurus, den ihre Mom mit dem Rasenmäher zerschnitten hatte. Die vierjährige Maggie hatte es knirschen hören und gesehen, wie der Rasenmäher das lila Wesen zwei Meter weit über den Rasen spuckte. Als sie hinrannte und es aufhob, hatte es keinen Kopf mehr.
    Ihre Mutter hatte sich weder entschuldigt noch Bedauern gezeigt. »Ich habe dir oft genug gesagt, dass du dein Spielzeug vom Rasen holen sollst. Du weißt, dass ich die Dinger nicht sehen kann, wenn das Gras hoch ist.«
    Dann kam die Nacht, in der Maggie aus einem Albtraum aufwachte und laut nach ihren Eltern rief. Sie hörte die Tür des Schlafzimmers aufgehen, gefolgt von langsamen Schrittenund dann ein Schimpfen ihrer Mutter: »Au! Verdammt noch mal!« Maggie hatte ihre Eltern vorher noch nie fluchen gehört, und sie erschrak, wie harsch und furchteinflößend die Wörter klangen. Ihre Mutter musste auf die über den Flur verstreuten Puppen und Plastikmöbel getreten sein, die Maggie liegen gelassen hatte. Emma kam humpelnd in ihr Zimmer. »Ich habe dir doch gesagt, du sollst dein Spielzeug vor dem Zubettgehen aufräumen.«
    Als Maggie am nächsten Morgen ihre Flurmenagerie durchsah, fehlte eine ihrer Puppen.
    »Wo ist meine türkise Polly?«
    »Die habe ich in den Mülleimer im Bad geworfen, nachdem ich gestern Nacht daraufgetreten bin.« Es lag keine Reue in der Stimme ihrer Mutter.
    Maggie rannte ins Badezimmer, doch der Eimer war schon ausgeleert worden. »Dein Dad hat den Müll heute Morgen wohl schon zum Container gebracht«, erklärte ihre Mom. »Tut mir leid.«
    Die Entschuldigung hatte mechanisch geklungen, nicht ernsthaft.
Tut mir leid, dass du dein Spielzeug nicht aufgeräumt hast. Tut mir leid, dass die Plastikfinger deiner Puppe so scharf sind. Tut mir leid, dass ich ein Kind geboren habe, das auf dem Teppich Sachen liegen lässt, die sich nachts um drei als Landminen erweisen.
    Dann kam der Tod eines lebenden Wesens, zwei Wochen bevor die College-Studenten auftauchten. Maggie und ihre Mutter waren am Morgen auf dem Weg zur Vorschule zehn Minuten zu spät dran und rasten die Kurven entlang, als Maggie ein Eichhörnchen über die Straße laufen sah.
    »Ein Eichhörnchen! Da vorne!«
    Ihre Mom fuhr nicht langsamer. Das Eichhörnchen huschte auf das Gras am rechten Straßenrand zu, doch in typischer Eichhörnchenmanier erstarrte es plötzlich und flitzte dann in die entgegengesetzte Richtung zurück mitten auf die Straße. Obwohl ihre Mutter das Lenkrad noch nach links riss, konnteMaggie doch den leichten, abscheulich dumpfen Schlag spüren.
    »Du hast es überfahren!«
    »Es war ein Unfall, es ist mir direkt vors Auto gerannt.«
    »Kehr um! Vielleicht lebt es noch!«
    »Es lebt nicht mehr, und selbst dann könnten wir ihm nicht helfen.«
    »Wir können die Tierpolizisten anrufen.« Maggie hatte eine Sendung im Fernsehen gesehen, in der ein Team von Männern ein Reh gerettet hatte, das in einem Sumpf stecken geblieben war.
    »Die retten keine Eichhörnchen, die schon fast tot sind«, erwiderte ihre Mutter.
    »Wenn es tot ist, sollten wir es begraben oder es wenigstens von der Straße nehmen.« Inzwischen schluchzte Maggie.
    »Liebling, tut mir leid. Ich wollte es nicht überfahren. Aber Eichhörnchen laufen dauernd vor Autos, und wir können nicht umkehren. Ich muss dich in die Vorschule bringen und mein Seminar vorbereiten, bevor die Studenten kommen.«
    »Ich hasse dich.« Maggie hatte ihre Tränen unterdrückt. »Ich hasse dich ganz doll.«
    Neun Jahre später sah Maggie ihre Reaktionen auf diese Tode als das an, was sie waren   – kindliche Proteste gegen die Grausamkeit der Welt und die Emotionslosigkeit der Erwachsenen, die nicht verstanden, dass Spielzeug und Eichhörnchen vielschichtige Gefühle hatten. Seitdem hatte sie Dutzende von toten Tieren gesehen   – Eichhörnchen, Murmeltiere, Kaninchen und Opossums. Ihr Vater hatte einmal ein Reh angefahren, das an seine rechte Stoßstange prallte und dann in den Wald floh, wo vermutlich ein langsamer und schmerzvoller Tod auf es wartete. Und ein andermal hatte er ein Stinktier totgefahren, nach dessen versprühtem Sekret das Auto noch wochenlang gestunken hatte, doch das hatte Maggie ihm nicht vorwerfen können.
    Vielleicht wäre es vor all den Jahren hilfreich gewesen,wenn sie dem Sheriff erzählt hätte, dass ihre Mutter ein Eichhörnchen und ein paar Plastikspielsachen getötet hatte. Es hätte gezeigt, wie harmlos Emma Greene war, diese Frau, deren größtes

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