Stipatus - Der silberne Nebel (German Edition)
davon überzeugt. »Etwas anderes bleibt ihm ja nicht übrig.«
»Das hoffen wir auch«, sagte Viktor und trank im einen Zug das ganze Glas leer.
Viktor blieb ebenfalls nicht mehr lange. Als der Teenager neben ihm zahlte und die Kneipe verließ, machte auch er sich langsam auf den Weg. Er lief noch ein wenig herum, nahm viele Treppen und Verbindungen, bis er das unterste Stockwerk erreichte und sich in einem kleinen Park auf eine Bank setzte. Außer ihm war niemand zu sehen. Es war bereits dunkel und der Mond schien immer wieder durch kleine Löcher in den Wolken hindurch. Auch wenn die Türme in dieser Gegend sehr eng beieinander standen, konnte man ihn deutlich sehen.
Der Park selbst wirkte verdreckt und heruntergekommen, dass jeder anständiger Bürger sich nicht einmal in die Nähe wagen würde. Mehrere Polizeisirenen ertönten in nicht weiter Ferne und für einen kurzen Moment erstrahlten die Wände der Türme in einem tiefen roten und blauen Licht.
Viktor atmete tief ein und schloss seine Augen. In der Nähe saßen auf einer andere Bank einige kleine, weiß leuchtende Vögel, von denen man glauben könnte, sie hätten in einem weißleuchtenden milchigen Substanz gebadet, das sogar immer wieder von ihnen heruntertropfte. Doch sie verschwanden schlagartig, als ein größerer tiefblauer leuchtender Vogel, der von der Farbe und Größe abgesehen völlig gleich aussah, angeflogen kam, auf die die Lehne der Parkbank setzte und laut krächzte.
»Salvatore«, flüsterte Viktor kaum hörbar.
»Ja?«, antwortete eine hohe Stimme in seinem Kopf. Seine eigene.
»Was denkst du? Glaubst du, es wird alles gut gehen?« Salvatore zögerte.
»Du weißt wie, wie Christopher ist.« Viktor lachte.
»Mehr als genug. Deine Erinnerungen sind schließlich auch meine.«
»Dann weißt du auch, dass er ein riesiger Sturkopf ist. Desmond scheint dies auch von ihm geerbt zu haben.«
»Ja. Sie sind beide unheimlich stur.«
»Doch du solltest nicht vergessen, dass Chris niemals etwas Böses in Sinn hat. Er ist nur im Glauben, er hätte das Anrecht auf mehr Kontrolle.«
»Hoffen wir nur, dass sie sich letztendlich noch versöhnen.«
»Mach dir keine Sorgen. Ich bin sicher, es wird alles gut gehen.«
»Glaubst du das wirklich?«, fragte Viktor noch leise.
Eine leise brise wehte in sein Gesicht, die den für ihn fast unerträglichen Gestank aufwirbelte. Der Gestank von Abfall, gemischt mit Blut. Das Blut von. Er riss seine Augen weit auf und drehte seinen Kopf leicht nach rechts. Einige Meter von ihm entfernt stand eine junge Frau, die an ihrem Bauch blutete und ihre Hand fest auf die Wunde presste. Viktor stand zögernd auf und sah sie geschockt an.
»Ada?«, fragte er fast tonlos.
»Viktor? Der weisen Mutter sei Dank bist du hier«, sagte sie erleichtert und rannte auf ihn zu, bevor sie ihn kräftig umarmte. Sie sah mit ihren verweinten Augen in sein Gesicht. Mit ihrer Brille, ihrer kleinen spitzen Nase und ihren strohigen, brünetten Locken wirkte sie fast so, wie dieser typischen Bibliothekarinnen.
»Was ist passiert?«, fragte Viktor besorgt.
»E-es war einer der Jäger. Einer der Golden Eagle. Er hat uns einfach angegriffen«, sagte sie vollkommen aufgelöst
»Bist du dir sicher, dass es einer von ihnen war?«, fragte Viktor skeptisch. »Sie lassen uns doch eigentlich in Ruhe.«
»Es war hundert prozentig einer von ihnen. Er trug diesen schwarzen Mantel und sein Gesicht war von dieser weißen Maske bedeckt.«
Viktor überlegte kurz. »Was ist mit den anderen? Wo sind sie?«
»Ich war nur zusammen mit Frances unterwegs, doch ich , ich weiß nicht wo sie ist. Sie hat ihn abgelenkt, damit ich fliehen konnte. Wenn , wenn ihr jetzt etwas zustößt.« Ada war kurz davor ihn Tränen auszubrechen, doch Viktor streichelte sanft über ihre Wangen um sie zu beruhigen.
»Mach dir keine Sorgen. Es braucht mehr, als einen Menschen, um Frances ernsthaft in Gefahr zu bringen. Wir gehen am besten zu Luisa und du wirst sehen das sie dort bereits auf dich wartet.«
Ada hatte sich wieder ein wenig beruhigt und stimmte leise nickend zu.
Einige Straßen von den beiden entfernt lief Rob, der eine junge Frau fest in seinen Armen hielt, die Straßen entlang. Sie war eine der wenigen Frauen, die keine Kleider trugen. Dafür hatte sie alte abgenutzte Jeans mit Hosenträgern und ein verwaschenes, gestreiftes Hemd an. Da sie auch eine alte, schwarze Fischersmütze trug und sehr kurze dunkelblaue Haare hatte, könnte man sie auch für
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