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Stirb ewig

Titel: Stirb ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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Branson getroffen, als er gerade das Gebäude verlassen wollte. Nun saßen beide in Ashleys kühlem, minimalistischem Wohnzimmer und studierten im Display ihres zierlichen Handys die fehlerhafte SMS.
    leBE, *#pOllizei rUUfe
    Ashley saß ihnen gegenüber und rang die Hände. Ihr Gesicht war blass, die Augen schwammen in Tränen. Es schien, als wäre sie verabredet gewesen, dachte Grace, als er ihre cremefarbene Bluse, den Leinenrock, das hochgesteckte Haar und das starke Parfüm registrierte. Aber wo? Und mit wem?
    Eigentlich hätte sie ihm Leid tun müssen. Ihr Verlobter war verschwunden, die Hochzeit abgesagt; anstatt in den Flitterwochen zu sein, saß sie nun allein hier in Brighton. Doch er empfand kein Mitleid, sondern abgrundtiefes Misstrauen.
    »Haben Sie versucht, ihn zurückzurufen?«
    »Ja, und eine SMS habe ich auch geschickt. Aber es klingelt nur, und dann springt die Mailbox an.«
    »Immerhin ein Fortschritt«, erklärte Grace. »Bisher meldete sich sofort die Mailbox.«
    Branson tippte auf der Tastatur herum, er kannte sich mit technischen Dingen viel besser aus als Grace. »Die Nachricht kam von Michael Harrison, Rufnummer +447973134620«, verkündete er, drückte mit dem Daumen einen Knopf und sog nachdenklich an seiner Unterlippe. »Heute Abend um 22.28 Uhr.« Grace und Branson sahen auf die Uhr. Vor etwas über einer Stunde.
    Zwanzig Minuten bevor sie angerufen hatte, dachte Grace. Warum hatte sie zwanzig Minuten gewartet?
    Glenn Branson wählte die Nummer und hielt das Handy ans Ohr, während Grace und Ashley ihn gespannt ansahen. Dann meldete er sich: »Hier spricht Detective Sergeant Branson von der Kriminalpolizei Brighton. Dies ist eine Antwort auf Ihre Nachricht an Ashley Harper. Bitte rufen Sie an oder schicken Sie eine SMS an 0789965018. Noch einmal zur Wiederholung: 0789965018.« Er legte auf.
    »Bekommen Sie öfter SMS von Michael?«
    Sie zuckte die Achseln. »Keine Riesenmengen, aber kleine Liebesbotschaften, das schon.« Sie lächelte unvermittelt. Ihr Gesicht wirkte plötzlich warm und wunderschön, und Grace verstand, warum sie alle Herzen zum Schmelzen brachte.
    Branson grinste. »Tippt er immer so katastrophal?«
    »Nein.«
    Wieder las Grace die Worte. leBE, *#pOllizei rUUfe
    Es sah aus, als hätte ein Kind sie geschrieben. Außer natürlich, Michael hatte es eilig gehabt oder war dabei Auto gefahren. Grace wusste aus eigener Erfahrung, dass das nicht so einfach war.
    »Was sagt Ihnen die Nachricht?«, wollte Ashley wissen.
    Grace entschied spontan, ihr nichts zu verraten, und stieß Branson mehrfach vorsichtig an, damit er ihm nicht widersprach. »Leider nicht allzu viel. Einerseits ist es natürlich gut, dass er am Leben ist, doch scheint er eindeutig in Schwierigkeiten zu stecken. Immer vorausgesetzt, dass die SMS nicht auch Teil eines Scherzes ist.«
    Grace hatte die ganze Zeit über ihre Körpersprache studiert; alles war durchdacht, nichts geschah spontan.
    »Sie können doch nicht allen Ernstes glauben, dass Michael noch scherzt, oder?«, fragte sie ungläubig, was Grace gewollt theatralisch erschien. Er berichtete ausführlich, wie sie den Sarg entdeckt hatten.
    »Also ist er entkommen – das glauben Sie doch auch, oder?«
    »Mag sein. Oder er war nie drin.«
    »Ach so, er hat also vorher von innen den Deckel zerkratzt.«
    »Das wäre eine denkbare Möglichkeit. Wenn auch nicht unbedingt die richtige.«
    »Ach, kommen Sie, mal ehrlich. Diese SMS klingt verzweifelt. Und Sie sitzen hier und wollen mir den Mist über einen Scherz verkaufen?«
    »Ashley, es ist uns sehr ernst damit«, entgegnete Grace ruhig. »Wir haben eine Sonderkommission zusammengestellt, über hundert Beamte suchen nach Michael Harrison, die Medien berichten im großen Stil darüber – wir tun wirklich alles Menschenmögliche.«
    Jetzt wirkte sie zerknirscht, ein kleines, verängstigtes Mädchen, das die Polizisten mit aufgerissenen Augen ansah und sich mit einem Taschentuch die Tränen wegtupfte. »Tut mir Leid«, schniefte sie, »ich wollte Sie nicht angreifen, Sie beide haben bis jetzt so toll gearbeitet. Aber ich bin so – so – « Sie begann zu zittern, wieder flossen Tränen.
    Grace erhob sich verlegen und ging mit Branson zur Tür.
    »Wir finden allein hinaus.«
     

    77
     
     
     
    MARK WÄHLTE DIE NUMMER, doch das Fax ging erst nach fünf Versuchen durch. Beim ersten Mal hatte er das Blatt schief eingelegt und einen Papierstau verursacht. Dann hatte er kostbare Minuten damit verbracht, das

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