Stirb für mich: Thriller
dass du würdig bist?«
»Ich kannte seinen Bruder in Dubai. Wir waren während meiner früheren … Karriere im selben Team. Er ist der Grund dafür, dass ich eine so starke Position in der muslimischen Gemeinde von Bombay genieße«, sagte D’Cruz. »Und als Abdel Iqbals ältester Sohn einen sehr seltenen Hirntumor bekam, war ich zur Stelle, um einen amerikanischen Chirurgen in Los Angeles aufzutreiben, der bereit war, die notwendige Operation durchzuführen, die sonst niemand machen wollte. Ich hab die Rechnung von zweihundertfünfzigtausend Dollar bezahlt. Es war die beste Investition meines Lebens.«
»Und damit bist du in Amir Jats Einflussbereich vorgedrungen«, sagte Boxer. »Er klingt nicht wie jemand, der etwas verschenken würde.«
»Ich weiß nicht, wie viel du über Geschäftsbeziehungen weißt«, sagte D’Cruz. »Schlicht ausgedrückt geht es immer um Macht. Das klingt naheliegend, doch wenn man es zulässt, dass eine Person zu lange in einer mächtigeren Position bleibt als man selbst, wird einen das in dieser Beziehung für immer schwächen. Deshalb muss man in einer Geschäftsbeziehung stets versuchen, die Macht aller Beteiligten in ein Gleichgewicht zu bringen.«
»Klingt so, als würdest du das Grundprinzip der Korruption beschreiben«, sagte Boxer. »Aber wenn er enge Beziehungen zu den afghanischen Taliban pflegt, ist Amir Jat wahrscheinlich ein sehr frommer Muslim.«
»Ja, und obwohl er große Mengen an Geld kontrolliert, hat er kein Interesse daran, selbst etwas davon zu besitzen. Für ihn ist es nur ein Mittel, um seine weitreichende Macht zu demonstrieren. Seine persönlichen Bedürfnisse sind äußerst bescheiden. Er trinkt gekochtes Wasser, er lebt jeden Tag, als wäre Ramadan, das heißt, er isst morgens nur vor Sonnenaufgang und abends erst nach Sonnenuntergang. Und natürlich betet er fünfmal am Tag.«
»Er ist also kein offensichtlicher Kandidat.«
»Aber ich habe es geschafft, ihn zu korrumpieren«, sagte D’Cruz. »Ich habe seine schändlichste Schwäche entdeckt und benutzt.«
»Und die wäre?«, fragte Boxer.
»Das brauchst du nicht zu wissen«, sagte D’Cruz mit ausdruckslosen Augen.
Und Boxer erkannte, dass es ein Eingeständnis wäre, das einen heftigen Tribut verlangen würde.
»Es ist etwas, das ich schon ganz früh erfahren habe«, sagte D’Cruz. »Jeder Mensch ist korrumpierbar.«
Die Art, wie D’Cruz ihn ansah, gefiel Boxer nicht. Er begann zu begreifen, wie Amir Jat, Isabel Marks und all die Menschen sich fühlten, die je mit dem betörenden Charisma von Frank D’Cruz in Berührung gekommen waren. Ohne zu blinzeln, starrte er zurück.
»Und worin bestand die Demonstration der Aufrichtigkeit, die er von dir verlangt hat?«
»Das weiß ich immer noch nicht genau. Es könnte sein, dass ich einfach nur weiter den Mund halten muss, wobei ich, von seinem schändlichen Laster einmal abgesehen, keine Ahnung habe, worüber. Ich denke, vielleicht will er nur die Waage der Macht zu seinem Vorteil neu justieren«, sagte D’Cruz. »In der muslimischen Gemeinde in Bombay bin ich gut geschützt, dort hätte er mir nichts anhaben können, es sei denn, er hätte sich an eine der hinduistischen Banden gewandt, was nie in Frage gekommen wäre. In London ist es leichter.«
»Aber normalerweise führen Leute Entführungen aus bestimmten Gründen aus«, sagte Boxer. »Um ein Lösegeld zu kassieren, um den offensichtlichsten zu nennen. Oder um irgendjemandes Schweigen zu garantieren, aber nur, bis ein entscheidender Moment verstrichen ist. Sich dein Schweigen darüber zu erkaufen, wie du ihn korrumpiert hast, ist ein zu allgemeines Motiv für eine Entführung. Wie lange soll er Alyshia denn festhalten, um sicherzugehen, dass du den Mund hältst? Lebenslänglich? Es muss noch einen konkreten Grund geben, einen bevorstehenden terroristischen Anschlag zum Beispiel.«
»Nein. Meine Mittelsmänner haben mir versichert, dass das nicht der Fall ist. Im Vorfeld der Olympiade ist der Boden hier zu heiß. Die etablierten Terrororganisationen wollen keinen Fehlschlag riskieren, der der Reputation ihres Netzwerks schaden könnte.«
»Also für mich hat dieses Szenario einen logischen Bruch, Frank, und wenn ich den erkenne, kannst du dein Leben darauf verwetten, dass der MI 5 ihn ebenfalls sieht.«
»Hör zu, Charles, weil ich Geschäfte mit einem Mann wie Amir Jat mache, achte ich darauf, alles über ihn zu wissen, was man wissen kann. Er operiert nicht im luftleeren Raum, und ich
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