Stirb für mich: Thriller
Jordan.«
»Klein und stämmig mit einer kleinen Wampe. Langes, fettiges rotes Haar, auf dem Kopf schon ein bisschen kahl. So hab ich ihn die meiste Zeit gesehen, über das Mikro gebeugt. Sein linkes Bein war kaputt. Ich hab Reecey danach gefragt, und er meinte, es wär’ eine Schrapnellwunde von einer Bombenfalle im Irak. Ja, und seine Stimme passte nicht zu seinem Aussehen.«
»Inwiefern?«
»Sie war ganz sanft; so als ob es ihm echt was ausmachen würde«, sagte Skin. »Aber das konnte Alyshia nicht wissen. Ich hab mir hinterher ein paar von den Aufnahmen angehört, und seine Stimme war elektronisch verfremdet.«
»Können Sie sein Gesicht beschreiben?«, fragte Mercy.
»Ich hab nicht viel davon gesehen«, sagte Skin. »Er war ein bisschen pummelig und hatte schlechte Haut.«
»Pickel?«
»Nein, nur ziemlich unrein. Mit roten Flecken an den falschen Stellen.«
»Bart? Schnauzer?«
»Nein, nichts.«
»Was ist mit Reecey und dem Iren?«
»Reecey war in Top-Verfassung. Körperlich, meine ich«, sagte Skin. »Hat während seiner Schicht regelmäßig trainiert. Ich hatte den Eindruck, dass Jordan ihn für die Entführung angeheuert und er wiederum über Pike das Lagerhaus und den Taxifahrer besorgt hatte.«
»Und Reecey war Engländer?«
»Ja, und er war befreundet mit dem irischen Wichser, der McManus heißt, wie mir Jordan erzählt hat.«
»Was ist mit dem, den Sie nicht gesehen haben?«
»Sie haben gesagt, er wäre Amerikaner«, antwortete Skin. »Einen Namen hat man mir nie genannt. Die waren überhaupt nicht besonders gesellig. Reecey hat meistens gelesen, wenn er nicht sein Work-out gemacht hat.«
»Statur, Größe?«
»Groß, über 1,80 Meter. Und kräftig. An die neunzig Kilo. Kurze blonde Haare. Helle Augen, vielleicht grau. Überkronte Zähne. Auf mich hat er gewirkt wie ein Ex-Militär. Ich weiß nicht, warum, aber so war es.«
»Und Sie haben Jordan und Reecey erschossen, als Sie die Entführung übernommen haben?«
Skin zögerte kurz, ob er etwas so Gravierendes so leichtfertig gestehen sollte, aber er wusste schon, dass das Morddezernat am Tatort seine DNA gesichert hatte. Und wenn er ohnehin untergehen würde, konnte er genauso gut ganz auspacken. Der Gedanke machte ihn großspurig, und er ließ seine Brustmuskeln spielen.
»Ja, das ist richtig«, sagte er.
»Können Sie den anderen Wachmann beschreiben? McManus?«
»Dem wollen Sie nicht zu nahe kommen. Ich wollte es jedenfalls nicht.«
»Warum?«
»Man konnte sehen, dass er ein Killer war und Spaß daran hatte. Der hat sich freiwillig für die Scheinexekution gemeldet. ›Das lass ich mir nicht entgehen‹, hat er gesagt. ›Schade, dass ich es nicht durchziehen kann.‹ Ein mieses Schwein.«
»Wie sah er aus?«
»Unscheinbar. Mittelgroß. Etwa 1,75 Meter. Kurze, lockige schwarze Haare. Schmaler Schnurrbart. Braune Augen, glaube ich, aber ich bin mir nicht sicher, weil ich nicht zu lange hinsehen wollte. Sonst wurden sie gleich schwarz, wenn Sie wissen, was ich meine.«
»Warum haben Sie beschlossen, die Entführung zu übernehmen, wenn Sie wussten, dass Ihre Auftraggeber absolute Profis waren?«, fragte Mercy. »Sie haben eine Menge riskiert für hundert Riesen.«
»Es hat nicht mit hundert Riesen angefangen.«
»Ihr Motiv war also das Geld?«
»Das war nicht alles.«
»Was denn noch?«
»Es hat uns nicht gefallen, was sie ihr angetan haben … Alyshia.«
»Für mich klang es so, als hätten Sie mitgemacht bei dem, was man ihr angetan hat. Ihr auf die Toilette helfen … Und was war mit der Scheinhinrichtung? Waren Sie daran auch beteiligt?«
»Das war echt zu viel, Scheiße, Mann. Das ging zu weit. Danach haben wir es beschlossen.«
»Sie waren also die Guten«, sagte Mercy. »Oder waren Sie einfach bloß ein bisschen verknallt in sie, Skin?«
»Hören Sie auf«, sagte Skin und schürzte die Lippen zu einem angedeuteten Kuss in ihre Richtung.
»Ja, klar«, erwiderte Mercy achselzuckend. »Ist auch nicht ganz Ihre Liga, würde ich meinen.«
»Was die mit ihr gemacht haben«, sagte Skin unvermittelt lebhaft und stieß mit dem Finger in die Luft, »war einfach zu viel, verdammt noch mal. Und deswegen sind wir dazwischengegangen.«
»Schon gut, Skin. Springen Sie nicht gleich aus dem Hemd«, sagte Mercy.
»Das reicht mir als Ausgangspunkt«, erklärte Boxer im Beobachtungsraum.
»Sie sagen uns Bescheid«, sagte DCS Makepeace. »Oder?«
Nach der Schießerei im Dharavi-Slum wurde Deepak Mistry mit dem Wagen von
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