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Stirb für mich: Thriller

Stirb für mich: Thriller

Titel: Stirb für mich: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Wilson
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zwischen den beiden.«
    »War sie ein geselliges Kind?«
    »Klar. Sie war immer sehr beliebt. Hatte jede Menge Freundinnen und Mädchen, die ihre Freundinnen sein wollten, aber … sie hat sie nie behalten.«
    »Bis jetzt hast du noch nichts gesagt, was ich beunruhigend finde. Was genau ist das Problem?«
    »Neben dem üblichen Kram wie pathologisches Lügen und unmittelbare Aggression, die sich in der Hauptsache gegen Mercy richtet, ist es für mich, glaube ich, ihre Distanziertheit«, sagte Boxer.
    »Inwiefern?«
    »Ich habe sie einmal mit einer Gruppe von Jugendlichen beobachtet, die sich über die neueste Band unterhalten haben, was damals The Killers waren. Sie sollten irgendwo auftreten, und alle waren ganz wild darauf. Aber ich konnte sehen, dass es Amy nicht interessierte. Später hab ich sie gefragt, warum, und sie meinte, The Killers wären ›floaters‹.«
    »›Floaters‹?«
    »Ein schillerndes Wort in Amy-Sprech. Es bedeutet ›tot im Wasser‹, aber auch ›an der Oberfläche treiben‹. Es ist Musik, die einen innerlich nicht erreicht.«
    »Aber das ist gut, Charlie. Das ist originell.«
    »Ja, schon, aber es ist auch beunruhigend, weil ich sehe, wie einsam sie ist. Sie ist eine seltsame Mischung aus grenzenloser Neugier und endloser Lethargie. Sie ist wie ein aufgeregtes Kind in der ersten Reihe bei einer Party mit einem Zauberer, dessen Begeisterung mit jedem durchschauten Trick weiter erlahmt. Und nichts ist enttäuschender als die Erkenntnis, wie banal Magie ist.«
    »Was ist deine größte Sorge? Ich meine … sie klingt nicht selbstmordgefährdet.«
    »Nein, das glaube ich auch nicht«, sagte Boxer. »Ich mache mir mehr Sorgen, dass sie so ist wie ich.«
    »Und wie bist du?«
    Es klingelte an der Tür.
    »Das wird Mercy sein«, sagte Boxer erleichtert. »Ich rede kurz draußen mit ihr, bevor ich euch miteinander bekannt mache.«
    »Über uns?«
    » Das wäre nicht ratsam.«
    Boxer zog sich einen Mantel über, nahm den Schlüssel und ging nach draußen.
    Mercy trug ein schlichtes dunkles Kostüm und einen Rollkragenpullover unter einem schwarzen Wollmantel, dazu Lederhandschuhe an ihren langen, schlanken Händen. Kein Schmuck. Ihr Haar war kurz geschnitten, was die feinen Konturen ihres Gesichts betonte – hohe Wangenknochen, ausgeprägtes Kinn, eine zierliche Nase, die auf Ahnen von südlich der Sahara hindeuteten. Ihre Augen waren gegen die Kälte zusammengekniffen, ihre Lippen geschürzt. Sie war nicht allein. Fünf Meter hinter ihr stand ein junger Mann, Anfang dreißig. Kurzes, dichtes schwarzes Haar mit widerspenstigem Wirbel, tief liegende braune Augen, lange Nase, zu breiter Mund und trotz der morgendlichen Rasur bereits ein sichtbarer Bartschatten. Unter einem schwarzen Regenmantel trug er einen dunklen Anzug, dazu Krawatte und Schnürschuhe. Boxer war überrascht, dass er kein Blaulicht auf dem Kopf trug, denn alles an ihm kreischte förmlich »Polizist«.
    »Wer ist das?«, fragte Boxer.
    »George Papadopoulos«, sagte sie und fügte flüsternd hinzu: »Detective Sergeant. Wir nennen ihn George Papa.«
    »Von ihm hat mir niemand was gesagt«, erwiderte Boxer. »Wen soll er darstellen?«
    »Meinen Trainee Consultant.«
    »Und wessen Autorität verdankt er seine Anwesenheit?«
    »Ich glaube, das geht hoch bis zum Commissioner der Met«, sagte Mercy und legte einen Finger ans Kinn. »Es ist Teil des Deals.«
    »Von dem mir niemand was gesagt hat.«
    »Es gab eine Personalklausel«, erklärte Mercy und legte Daumen und Zeigefinger aufeinander. »Im Kleingedruckten.«
    »Und was soll das?«
    »George erledigt die Laufarbeit, während ich meine Verbindungen anzapfe«, sagte Mercy. »Wissen wir schon, wann und wo die Entführung stattgefunden hat?«
    »Nein.«
    »Dürfen wir reinkommen, oder müssen wir hier draußen ein Zelt aufschlagen?«
    »Hast du eins dabei?«, fragte Boxer. »Ray Moss, der Profiler, hat angerufen, nachdem er sich die Aufzeichnung des Telefonats angehört hatte. Es gefällt ihm gar nicht. Er glaubt, wir haben es nicht mit einem Kidnapper, sondern mit einem Killer zu tun. Er hat gesagt: ›Ich würde sofort die Met darauf ansetzen.‹ Wie gefällt dir das?«
    »So was hört man aus dem privaten Sektor nicht oft.«
    »Außerdem gibt es kein Krisenmanagementkomitee«, sagte Boxer. »Isabel Marks will es nicht. Sie will mir nicht mal Namen nennen für den Fall, dass sie selbst außerstande ist, mit den Entführern zu reden. Sie ist da drinnen allein.«
    »Was ist mit ihrem

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