Stirb für mich: Thriller
gearbeitet, um zu sehen, wie die Rohstoffe verschifft werden. Sie hat Erfahrungen in den verschiedenen Produktionslinien gesammelt – Rohre, Träger, Walzen – und ist dann ins Marketing und in den Verkauf gegangen.«
»Wurde sie von einer bestimmten Person eingearbeitet?«, fragte Boxer.
»So mache ich das nicht. Ich glaube daran, dass Menschen Dinge mit eigenen Augen sehen und aus eigener Erfahrung lernen müssen, nicht gefiltert durch das Denken und die Ansichten eines anderen. Also hat sie Mitarbeiter aus den verschiedenen Abteilungen kennengelernt, vom geschäftsführenden Direktor bis zum Kranführer, von Männern aus der Gießerei bis zum Vertriebsdirektor. Aber es gab keine bestimmte Person, die ihr gesagt hat, was sie über das Geschäft denken sollte. Sie hat sich alles selbst angeschaut und ihre Meinung gebildet.«
»Wo hat sie gearbeitet, bevor sie zurück nach London gegangen ist?«
»Sie war Managerin der Verkaufsteams für den heimischen Markt und für Pakistan.«
»Sie war also nicht im Vorstand?«, fragte Boxer. »Es gab niemanden, der ihr ihre Position hätte neiden können? Sie hat alles aus eigener Kraft erreicht?«
»Sie war, wo sie war, weil sie meine Tochter ist, doch sie hat sich ihre Position nachträglich verdient. Niemand war unzufrieden mit ihrer Arbeit.«
»Wenn die Tochter des Eigentümers in die Firma einsteigt, muss es doch Angestellte geben, die das in einer bestimmten Weise deuten«, sagte Boxer. »Hat irgendjemand gekündigt, weil Alyshia in die Firma gekommen war?«
»Wenn, dann hat er Alyshias Einstieg jedenfalls nicht als Kündigungsgrund angegeben«, sagte D’Cruz. »Sie hatte noch einen langen Weg vor sich, bevor sie einen Direktoriumsposten hätte übernehmen können. Ich habe sie mit Absicht in der Stahlbranche anfangen lassen, weil dort nicht ihr natürliches Interesse lag. Sie hätte in jedem Fall hart arbeiten müssen, um etwas zu erreichen. Der Herstellungssektor hat sie viel mehr interessiert, vor allem Autos, aber ich wollte, dass sie sich erst in der Schwerindustrie beweist und versteht, woher die Komponenten in der Autoproduktion kommen.«
»Wie hieß noch der junge Mann, den du so gerne mochtest?«, fragte Isabel. »Du hast ihn einmal mit nach London gebracht. Wir haben zusammen zu Abend gegessen, kurz bevor Alyshia die Saïd Business School beendet hat. Deepak … sein Nachname fällt mir nicht mehr ein. Was ist mit Deepak passiert?«
»Deepak Mistry hat die Firma verlassen«, sagte D’Cruz. »Es war sehr traurig. Ich hatte große Hoffnungen in ihn gesetzt, doch er wollte nicht mehr in einem Konzern arbeiten, sondern wieder als freier Unternehmer. Er hat gekündigt, um sich selbstständig zu machen. Ich weiß allerdings nicht, wo er jetzt ist. Ich habe gehört, er ist nicht in Bombay, und in Bangalore, wo ich ihn kennengelernt habe, hat ihn auch niemand gesehen.«
»Gab es auf seiner Seite irgendeinen Groll?«
»Ich habe ihn zu einem reichen Mann gemacht. Er hätte bei Konkan Hills alles machen können, was er wollte, doch er hat entschieden, dass das nichts für ihn war. Er hat die Stahlwerke, die ich gekauft hatte, zu dem gemacht, was sie heute sind. Ich dachte, dass er sie eines Tages leiten würde. Aber sosehr ich es versucht habe, ich konnte ihn nicht umstimmen.«
»Könnte es sich lohnen, ihn zu durchleuchten?«
»Ich könnte Pavis die Informationen zu seiner Person schicken, aber ich glaube, die würden nur ihre Zeit verschwenden. Deepak soll Alyshia entführt haben? Das ergibt keinen Sinn.«
»Und warum hat Alyshia Mumbai verlassen?«, fragte Isabel. »Der Entführer scheint es zu wissen. Du warst in ihrer Nähe, Chico. Du musst doch irgendeine Ahnung haben.«
»Es hatte nichts mit ihrer Arbeit zu tun. Meines Wissens gab es keine Spannungen mit irgendwem. Es muss etwas mit ihrem Privatleben zu tun gehabt haben. Ich habe vermutet, dass sie eine unglückliche Affäre hatte«, sagte D’Cruz. »Ich meine, du teilst doch alles mit ihr, und dir hat sie auch nichts erzählt.«
In diesem Moment klingelte es an der Tür. Ein Fahrradkurier brachte Alyshias Handy von Pavis.
George Papadopoulos betrat die Filiale von Bovingdon Recruitment in der Tottenham Court Road und fragte am Empfang nach Alyshia D’Cruz.
»Sie ist heute nicht zur Arbeit gekommen.«
»Das ist seltsam«, sagte Papadopoulos. »Wir haben uns hier um halb zwölf verabredet. Ich hab sie Freitagabend zufällig kennengelernt. Kann ich mit einem ihrer Kollegen sprechen?«
Die
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