Stirb für mich: Thriller
werden.«
»Zwing mich nicht, es noch einmal zu sagen, Isabel. Selbst Mercy war entsetzt.«
»Hör auf mit deinem verdammten Komitee.«
»Also gut«, sagte Boxer. »Noch etwas ist wichtig: Du musst dir Jordan mit einem menschlichen Gesicht vorstellen.«
Isabel blinzelte, konnte jedoch kein Bild heraufbeschwören. Sie ertappte sich nur dabei, eine riesige, beinahe unkontrollierbare Wut gegen den Mann zu unterdrücken, der ihr Kind entführt hatte.
»Es ist absolut entscheidend, dass du ihn nicht entmenschlichst«, sagte Boxer. »Ich möchte, dass du an jemanden denkst, wenn du mit ihm redest. Nicht unbedingt an jemanden, den du kennst. Es kann auch ein Schauspieler oder Politiker sein, aber jemand, den du trotz seines schwierigen Wesens vermutlich bewunderst, weil du denkst, dass er im tiefsten Innern ein guter Mensch ist.«
»Jetzt willst du mich bloß dafür bestrafen, dass ich kein Komitee will.«
»Der andere Mensch, über den ihr sprechen könnt, ist Frank«, sagte Boxer. »Und da entdeckt ihr vielleicht Gemeinsamkeiten. Du hast keine Illusionen über Frank. Du liebst ihn nicht mehr, und du weißt, warum du ihn nicht mehr liebst. Du hattest das Gefühl, Jordan würde ihn auch kennen und ebenfalls nicht mögen. Über die Gründe dafür seid ihr euch einig.«
Isabel starrte nickend auf den Tisch.
»Noch etwas, worüber du nachdenken und worauf du dich konzentrieren solltest«, sagte Boxer. »Etwas, was dir Kraft geben kann. Selbst wenn du in Alyshia noch immer dein Kind siehst, solltest du nicht vergessen, dass sie eine erwachsene Frau ist. Sie hat Erfahrung im Umgang mit Menschen, sie ist intelligent und selbstbewusst und weiß das auch. Sie kann auf sich selbst aufpassen. Sie hat Reserven.«
»Ja, du hast recht«, sagte Isabel und schlug leise mit der Faust auf den Tisch, als wollte sie sich diese Dinge einbläuen. »Ich sehe sie wirklich als mein kleines Mädchen. Ich ertappe mich sogar dabei, mit ihr zu schimpfen, als wäre sie eins. Deshalb wird sie so wütend auf mich.«
»So sehe ich Amy auch. Manchmal jedenfalls. In letzter Zeit ist das, wie ich zugeben muss, fast unmöglich geworden. Aber den Beschützerinstinkt verliert man nie; er wird einem mit dem Moment ihrer Geburt eingebrannt.«
Es klingelte.
»Das wird Chico sein«, sagte Isabel und stand auf.
Immer noch zu wenig Zeit, sie vorzubereiten, dachte Boxer. Zu viel Ablenkung. Immer wieder entglitt ihm die Situation.
Als D’Cruz hereinkam, stand er auf und gab ihm die Hand.
Sie hörten sich das morgendliche Telefonat mit Jordan an. D’Cruz schüttelte fassungslos den Kopf und fragte, wo Alyshias Handy jetzt sei.
»Pavis schickt es vorbei, sobald sie es kriminaltechnisch untersucht und alle Daten kopiert haben«, sagte Boxer. »Ist dir noch etwas dazu eingefallen, wer dieser Mann sein könnte? Auch wenn du es für unwahrscheinlich hältst, dass es sich um einen unzufriedenen Angestellten handelt, sollten wir jede Möglichkeit in Betracht ziehen.«
D’Cruz sagte nichts.
»Ein Profiler hat sich das Gespräch angehört«, erklärte Isabel. »Er glaubt nicht, dass Jordan ein Kidnapper ist. Er wollte es nicht sagen, aber er denkt, er ist ein Mörder. Warum sollte Jordan so etwas tun wollen? Du musst irgendwas wissen, Chico. Du musst irgendwem übel in die Quere gekommen sein, dass er etwas so Furchtbares macht.«
»Als Geschäftsmann habe ich eine Menge schrecklicher Dinge getan«, sagte D’Cruz. »Klar habe ich Leute gefeuert. Ich habe andere Firmen aggressiv und ohne Billigung der Besitzerfamilien übernommen. Ich habe skrupellose Entscheidungen getroffen, das will ich nicht leugnen. Aber dies ist das erste Mal, dass jemand aus Rache meine Tochter entführt.«
»Und was ist in Mumbai passiert?«, fragte Isabel. »Warum ist Isabel nach Weihnachten nicht zurückgeflogen?«
»Wie kommst du darauf, dass ich das weiß?«, sagte D’Cruz. »Ich bin nicht wie du, Isabel. Alyshia und ich haben eine andere Beziehung. Nach ihrer Ankunft in Bombay hat sie nur das erste Wochenende mit Sharmila und mir verbracht, bevor sie in die Wohnung gezogen ist, die wir für sie organisiert hatten. Von dem Tag an hatte sie ihr Privatleben. Ich habe ihr Verantwortung in der Firma übertragen. Sie musste die Stahlbranche von der Pike auf lernen.«
»Und wie ging das?«, fragte Boxer.
»Sie hat in verschiedenen Abteilungen gearbeitet. Ich habe sie nach Australien geschickt, damit sie die Rohstofflieferanten kennenlernt. Sie hat in der Speditionsabteilung
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