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Stirb für mich: Thriller

Stirb für mich: Thriller

Titel: Stirb für mich: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Wilson
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spät«, sagte die Stimme. »Die Entdeckung von Jims Leiche durch die Polizei hat uns unter Druck gesetzt. Wir hauen ab, bevor es zu spät ist. Die Entscheidung war einstimmig. Wir haben dir ein paar von deinen eigenen Sachen gebracht, ganz besondere Kleidung. Wir möchten, dass du dich ankleidest und nett und gefasst aussiehst, wenn du deine letzten Worte sprichst. Aber das Ganze muss in zehn Minuten über die Bühne gehen, Alyshia. Wenn du versuchst, es in die Länge zu ziehen, erschießen wir dich einfach wie einen Hund. Den Männern, die dich gefangen halten, ist das egal. Wie du gemerkt hast, sind sie schon jetzt ein bisschen grob mit dir umgesprungen. Sie sind verärgert. Sie wissen, dass sie ihren Bonus nicht kassieren werden.«
    Die Männer zogen sie auf die Füße. Einer von ihnen verließ den Raum. Kurz darauf hörte sie, wie eine Plastikfolie abgestreift wurde. Der andere öffnete die Handschellen.
    »Zu diesem Kleid musst du einen anderen BH tragen«, sagte die Stimme. »Zieh deine Unterwäsche aus.«
    Sie zog sich nackt aus und bedeckte kauernd ihre Blöße. Dann wurde ihr ein Slip in die Hand gedrückt, den sie ebenso überstreifte wie den halterlosen BH , der auf ihre Schulter gelegt wurde.
    Jemand kniete vor ihr.
    »Linken Fuß anheben«, sagte die Stimme. »Und wieder absetzen. Rechter Fuß. Und absetzen.«
    Das Kleid wurde über ihre Schenkel und ihre Hüfte gezogen. Sie erkannte es an dem Stoff: Es war das figurbetonte schwarze Fishtail-Kleid mit dem ausgestellten Taftrock, das sie an ihrem einundzwanzigsten Geburtstag in London getragen hatte.
    Sie suchte verzweifelt nach Worten, irgendwelchen, aber durch ihren Kopf fegte nur ein Jetstream der Furcht.
    Der Reißverschluss am Rücken wurde hochgezogen. Der Schnitt des Kleides ließ ihre Schultern frei, ideal für Schmuck. Eine Schachtel wurde geöffnet. Ihr langes Haar wurde gebündelt und über ihren Kopf gehalten. Arme legten sich um ihre Schultern. Eine eiskalte Berührung auf ihren Schlüsselbeinen ließ ihren Atem stocken, und sie würgte leise, als die Kette in ihrem Nacken geschlossen wurde. Dann fiel ihr Haar wieder auf die Schultern, und man drückte ihr eine Bürste in die Hand.
    »Tu dein Bestes«, sagte die Stimme. »Ohne die Maske abzunehmen.«
    Die Borsten blieb in ihren ungewaschenen Haaren hängen, und sie zog sie so heftig durch die Knoten, dass ihre Haarwurzeln schmerzten und ihre Augen tränten.
    »Schuhe«, sagte die Stimme. »Bringt ihr die Schuhe. In sieben Minuten müssen wir hier raus sein.«
    Ihre Füße wurden in ihre High Heels mit den schwarzen Riemen gesteckt. Alkoholgeruch stieg ihr in die Nase. Ihre tränenüberströmten Wangen wurden mit einem feuchten Wattebausch abgetupft.
    »Kein Make-up. Du solltest möglichst natürlich wirken. Ich möchte, dass sie dein reines Ich sehen. Erinnere sie daran, was ihre Unnachgiebigkeit sie gekostet hat. Sind wir so weit?«, fragte die Stimme. »Schließ die Augen, Alyshia. Nehmt ihr die Maske ab.«
    Die Watte tupfte um ihre Augen, und sie genoss die kühle Berührung, die letzte fürsorgliche Geste in dieser Welt. Das Licht schmerzte in ihren Augen. Sie blinzelte.
    »Mach die Augen auf«, sagte die Stimme. »Die Kamera läuft. Du darfst jetzt sprechen. Action.«
    Ihr ganzes Leben strömte in den Trichter ihres Bewusstseins. Fünfundzwanzig Jahre drängten sich auf engstem Raum, und sie kam sich vor wie ein Kind, das von der falschen Seite durch ein Fernglas blickt und die Erwachsenen unfassbar weit entfernt sieht. Wie bringt man ein Leben auf den Punkt? Nichts hatte sie auf diesen Moment vorbereitet. Nicht einmal die raffinierten Präsentationstechniken, die sie an der Saïd Business School gelernt hatte, waren dieser gewaltigen Aufgabe gewachsen. Wer bin ich? , dachte sie. Wer war ich? Wenn man Prominente fragte, was sie ihren Eltern verdankten, antworteten sie immer: »Alles.« Galt das auch noch, wenn es den eigenen Tod mit einschloss?
    Sie blickte in den Spiegel und nahm ihre Schönheit am Rande des Abgrunds noch intensiver wahr. Im Gegensatz dazu waren die Männer links und rechts von ihr besonders hässlich. Sie trugen formlose hüftlange Motorradjacken, den Reißverschluss bis an die Nase hochgezogen, und Wollmasken, die nur die Augen sichtbar ließen. Der Mann rechts neben ihr hielt locker eine Pistole mit Schalldämpfer in der Hand. Alyshia zitterte innerlich, spürte, wie ihre Bauchmuskeln unter dem Stoff ihres Kleides bebten. Sie konzentrierte sich auf die Diamantkette,

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