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Stirb leise, mein Engel

Stirb leise, mein Engel

Titel: Stirb leise, mein Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Götz
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soll das? Was passiert hier?
    »Gute Reise«, sagt Tristan und grinst.
    Dann setzt der Schmerz ein …

11
    »LETZTER ANGRIFF!«, RIEF Hanselmann und klatschte dreimal in die Hände. »Hopp, hopp, hopp!«
    Der Basketball flog auf Sascha zu, er fing ihn sicher und lief los. Ein Pfiff schrillte durch die Sporthalle.
    »Schrittfehler!«
    »Mann, Schmidti«, maulte Björn, »du bist echt eine Null. Schrittfehler! Das ist wie im Kindergarten!«
    »Ja, ja.« Sascha warf den Ball einem Gegenspieler zu. Mannschaftssport war einfach nicht sein Ding. Jemand wie Björn konnte sich das natürlich nicht vorstellen.
    Hanselmann ließ den Freiwurf nicht mehr ausführen, sie waren eh schon weit über die Zeit. »Ab unter die Duschen! Hopp, hopp!«
    »Du musst das verstehen«, meinte Jan auf dem Weg in die Umkleidekabine grinsend zu Björn, »Schmidti ist total ausgepowert wegen seiner Catcher-Braut. Oder, Schmidti?« Er klopfte Sascha auf die Schulter. »Bei schlechter Beinarbeit bist du bei der sofort unten durch. Und dann gibt’s Hiebe statt Liebe.«
    Sascha rollte mit den Augen. Wie lange wollte Jan noch auf der Geschichte rumreiten? Über seine bescheuerten Witzchen lachte doch schon längst keiner mehr. Außerdem hatte Sascha inzwischen bestimmt tausendmal erklärt, dass zwischen ihm und Natalie nichts lief und nie was gelaufen war. Einfach ignorieren, war die Devise, auch wenn’s schwerfiel.
    Erleichtert, die zwei Sportstunden hinter sich zu haben, schloss Sascha seinen Spind auf, holte eine Flasche Sprudelwasser heraus und trank sie in einem Zug leer. Ansonsten machte er langsam, weil er keine Lust hatte, mit der großen Meute zu duschen. Im Augenwinkel sah er Björn mit seinem neuen Smartphone hantieren. Eigentlich war es ja verboten, das Handy während der Unterrichtszeit einzuschalten, aber seit Björn sein neues Wunderwerk der Technik hatte, checkte er in jeder freien Sekunde seine superwichtigen Mails und seine Facebook-Seite. »Das ist ja echt der Hammer«, hörte Sascha ihn nun sagen, in einem Ton, der vermuten ließ, dass ausnahmsweise mal wirklich was von Bedeutung eingegangen war. Nachdem Sascha sich das durchgeschwitzte T-Shirt über den Kopf gezogen hatte, stand Björn plötzlich direkt hinter ihm. »Ist was?« Wieso rückte Björn ihm so auf die Pelle?
    »Mann, wenn ich dir das erzähle … Das haut dich glatt um.«
    »Dann lass es halt bleiben.«
    »Es ist wegen Natalie.
Deiner
Natalie.«
    Was sollte das Gedruckse? War doch sonst nicht seine Art. Meist konnte er es gar nicht erwarten, seine Neuigkeiten rauszuposaunen. Aber wahrscheinlich war es eh bloß wieder ein blöder Scherz.
    »Ich hab keine Natalie, also lass mich in Ruhe.«
    Sascha hatte Sport-und Unterhose ausgezogen, nahm jetzt sein Badetuch und das Duschzeug und schlurfte in Badelatschen zu den Brausen.
    »Jetzt warte doch!« Björn kam ihm nach. »Es ist echt krass. Natalie ist … Sie hat sich … umgebracht …«
    Sascha blieb abrupt stehen und sah Björn ungläubig an. »Spinnst du?«
    »Nee, echt! Laura hat mir eine SMS geschickt, sie hat es von ihrer Mutter, und die ist ganz eng mit Natalies Mutter. Hier, willst du lesen?«
    Sascha schüttelte den Kopf. Dann wandte er sich ab und ging Richtung Duschen. Natalie tot … Sich umgebracht … Konnte nicht sein … Nie und nimmer …
    Im Vorraum, wo ein paar Jungs sich mit ihren Schlappen johlend gegenseitig den Hintern versohlten, hängte er sein Badetuch auf. Seine Finger waren träge und gefühllos, es kostete ihn unendlich viel Mühe, die Schlaufe über den Haken zu kriegen. Auf dem Weg unter die Dusche stolperte er fast über die eigenen Füße. Er drückte auf den großen, runden Knopf, und sofort schoss mit hohem Druck eiskaltes Wasser auf ihn herab. Wie bei einem Stromschlag zuckte er zusammen. Als er die Augen zumachte, sah er Natalie vor sich: ihre großen Augen, den Kirschmund. Und schon war sie wieder weg und hinterließ nur eine Schwärze hinter seinen Lidern.
    Es wurde allmählich still um ihn herum, Stimmen und Geschrei verebbten, bald stellte sich auch die letzte Brause selbst ab. Sascha jedoch drückte immer wieder auf den Knopf, damit das Wasser weiterlief. Eiskalt. Das kann nicht sein, dachte er die ganze Zeit, das kann einfach nicht sein. Wieso sollte Natalie so was tun?
    »Sascha?«
    Er öffnete die Augen. Hanselmann stand im Jogginganzug vor ihm und starrte ihn an wie einen Leprakranken.
    »Junge, was ist denn los mit dir?«, schrie er.
    »Nichts. Ich dusche.«
    »Hast du ’nen

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