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Stirb leise, mein Engel

Stirb leise, mein Engel

Titel: Stirb leise, mein Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Götz
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Knall?«
    Der Duschregen brach abrupt ab. Sascha hatte das seltsame Gefühl, dass ihm gleich die Beine wegknickten. Ihm war überhaupt so eigenartig zumute, er konnte nicht einmal sagen, wie. Musste er gleich kotzen? Oder wurde ihm schwarz vor Augen? Abgesehen davon fühlte er sich wie gefroren. Schockgefroren.
    »Mein Gott, Junge!«, rief Hanselmann. »Was ist denn mit dir?«
    Erst jetzt merkte Sascha, dass er am ganzen Körper zitterte. Seine Knie schlotterten, und sogar seine Zähne klapperten.
    »Jetzt ist aber gut. Komm raus da, hier ist dein Handtuch.« Hanselmann nahm es vom Haken und hielt es ihm hin.
    »Ich hab mich noch gar nicht eingeseift.«
    »Jetzt wird nicht mehr eingeseift, Herrgott, jetzt wird abgetrocknet. Und dann ab die Post nach Hause.«
    Sascha griff sich das Handtuch. Hanselmann blieb neben ihm stehen wie ein Irrenhauswärter. Als er halbwegs trocken war, ging er, Hanselmann immer zwei Schritte hinter sich, in die Umkleide und zog sich an.
    »Willst du mir nicht sagen, was los ist, Junge?«, fragte Hanselmann noch einmal, in diesem Ton, der verärgert und besorgt zugleich klang.
    »Nichts ist los. Gar nichts.«
     
    »DAS IST ECHT heftig«, sagte Joy. »Und dir geht’s wirklich gut?«
    »Klar. Wir waren ja nicht …« Er räusperte sich. »Zusammen oder so. Nur irgendwie … Keine Ahnung … Wir kannten uns halt …«
    »Du hast nie was von ihr erzählt.«
    Sascha zuckte mit den Schultern. »Es gab nichts zu erzählen. Nicht wirklich.«
    Er fand, dass er sich ganz ordentlich hielt. Der erste Schock war zwar massiv gewesen, aber danach hatte er sich ziemlich schnell gefangen. Androschs Übungen funktionierten immer besser. Am besten die, die Sascha sich vor Kurzem selbst ausgedacht hatte. Er nannte sie
das coole Herz
. Sie war ganz simpel: Er stellte sich einfach vor, dass sein Herz, genau wie das Glitzerherz von Alina, von einer unzerbrechlichen Schutzschicht umgeben war, die nichts rein-oder rausließ. So war er mit der Enttäuschung über Natalie fertiggeworden, und auch seine Gefühle für Joy hielt er so in Schach. Obwohl es gerade jetzt schwer war. Aber keine Gefühle zu haben, machte das Leben eindeutig leichter, und je mehr er sich darin übte, desto besser würde er werden. Eines hoffentlich nicht mehr fernen Tages würde er genauso cool sein wie dieser Tristan, den Natalie so toll gefunden hatte, oder wie Joys Cabrio-Fahrer vom Sommer. Vielleicht sogar so cool, wie sein Vater gewesen war.
    »Wenn du jemanden brauchst, der mit dir zur Beerdigung geht«, sagte Joy, nachdem sie eine kurze Weile geschwiegen hatten, »als moralische Unterstützung oder so … Einfach Bescheid geben, ja?«
    »Ich krieg das hin. Bin doch kein Weichei.«
    Sie sah ihn irritiert an, sagte aber nichts.
    Geräusche von der Tür ließen sie beide aufhorchen. Sascha schaute auf die Uhr. Eigentlich noch viel zu früh für seine Mutter. Außer sie feierte Überstunden ab. Wenig später stand sie in der Küche, mit zwei prall gefüllten Plastiktüten in der Hand. Es kam nicht oft vor, dass sie während der Woche Einkäufe machte.
    »Hallo, Joy«, begrüßte sie erst den Besuch, ehe sie sich an Sascha wandte: »Hallo, Sohnemann. Keine Sorge, ihr seid mich gleich wieder los. Ich bin nur auf der Durchreise.«
    »Ach, und wo gehst du hin?« Sascha stand auf, um ihr beim Verstauen der Vorräte zu helfen.
    »Ein paar Kollegen wollen noch tanzen gehen.«
    Verstehe, dachte er, die Typen zehn Stunden am Tag zu sehen, reicht nicht.
    Erst jetzt sah seine Mutter ihn richtig an, mit diesem typischen prüfenden Mama-Blick. »Du bist ein bisschen blass, Sascha. Geht’s dir gut?«
    »Alles bestens.«
    Nein, er würde ihr nicht erzählen, was passiert war. Nicht, wenn sie mit dem Kopf schon längst wieder woanders war.
    »Eine Freundin von ihm hat sich letzte Nacht umgebracht«, sagte Joy an seiner Stelle.
    Wieso musste sie das ausplaudern? Hatte sie nicht kapiert, dass er jetzt nicht mit seiner Mutter darüber reden wollte? Er warf Joy einen verärgerten Blick zu, dem sie aber auswich, indem sie zu seiner Mutter schaute. Die ließ das Päckchen Nudeln, das sie eben aus der Tüte geholt hatte, wieder sinken und schaute Sascha groß an.
    »Umgebracht? Oh, mein Gott.« Sie überlegte eine Sekunde. »Moment mal. Heißt sie zufällig Natalie?«
    »Ja. Woher weißt du …?«
    »Schon vergessen? Ich bin bei der Polizei.« Sie kam einen Schritt näher, legte ihre Hand auf seinen Unterarm. »Wie gut kanntest du das arme Ding denn?«
    »Nur

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