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Stirb leise, mein Engel

Stirb leise, mein Engel

Titel: Stirb leise, mein Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Götz
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dass Mareike auf ihn stehen könnte. Ein reiches, selbstbewusstes Mädchen wie sie – auf einen Jungen wie ihn! Sie gab ihm ja nicht einmal ihre Telefonnummer. Und ihre Anrufe und die Verabredungen hatte er darauf geschoben, dass ihr eben manchmal langweilig war. Ihn hatte das nicht gestört. Sie war das schrägste Mädchen, das er je kennengelernt hatte, und gerade das faszinierte ihn an ihr. So gut wie nichts über sie zu wissen, machte sie noch interessanter. Trotzdem würde er sich nie in sie verlieben, dafür war sie einfach nicht die Richtige.
    »Woran denkst du die ganze Zeit?«
    Er schreckte aus seinen Gedanken auf. »Ich? An nichts.«
    »An nichts denken, geht überhaupt nicht. Und so still, wie du bist …«
    »Ich hab mich gerade gefragt, ob du Alina gekannt hast.«
    »Alina? Welche Alina?«
    »Natalies Freundin. Die, die sich auch vergiftet hat.«
    »Ach die.« Sie fing an, mit dem Verschluss an ihrer Flasche zu spielen. »Nee, gekannt hab ich sie nicht. Aber Natalie hat von ihr erzählt. Die beiden waren ziemlich dicke Freundinnen. Früher.« Sie blickte auf. »Du denkst oft an sie, oder? Natalie, meine ich.«
    »Kann sein, keine Ahnung.«
    »Du warst ziemlich in sie verknallt, stimmt’s?«
    »Nee, so ist das nicht. Es ist nur … Ich hab da so eine Theorie.«
    »Theorie? Was denn für eine Theorie?«
    Er überlegte kurz, ob er ihr davon erzählen sollte, und sagte dann: »Du hast sicher von dem Mädchen gehört, das mit Zyankali ermordet wurde.«
    »Und?«
    »Zyankali. Genau wie bei Natalie. Und bei Alina. Und bei noch einem anderen Mädchen, Sarah heißt sie. Findest du das nicht komisch?«
    Mareike zuckte mit den Schultern. Ansonsten blieb sie regungslos.
    »Wir haben herausgefunden –«
    »Wir?«, unterbrach sie ihn.
    »Eine Freundin und ich. Wir hören uns ein bisschen um. Und dabei haben wir erfahren, dass alle diese Mädchen bei ein und demselben Psychotherapeuten waren. Ist doch echt auffällig, oder?«
    »Schon, aber …«
    »Meine Theorie ist, dass auch bei den Selbstmorden jemand nachgeholfen hat. Denn da ist noch etwas, das allen Mädchen gemeinsam ist: Sie hatten in der Zeit vor ihrem Tod alle einen geheimnisvollen Freund, den niemand kennengelernt hat.«
    »Du meinst diesen Typen, mit dem du Natalie gesehen hast? Wie hieß er noch mal?«
    »Tristan. Ja, genau den meine ich.«
    »Und du denkst, der hat es getan? Der hat alle Mädchen getötet?«
    »Nicht im klassischen Sinn getötet. Aber er muss sie irgendwie dazu gebracht haben, das Gift zu schlucken. Keine Ahnung, wie.«
    »Und was hat dieser Psychiater damit zu tun?«
    »Weiß ich noch nicht. Aber es kann doch kein Zufall sein, oder?«
    »Glaube ich auch nicht. Coole Theorie.« Mareike sah ihn an. Etwas schien ihr durch den Kopf zu gehen. Nach ein paar Sekunden sagte sie: »Wenn du willst, kann ich mich auch mal umhören. Es gibt da ein paar Leute, die Natalie kannten. Vielleicht weiß von denen einer was.«
    »Äh … Klar. Super.«
    Er bereute bereits, dass er ihr davon erzählt hatte. Hoffentlich betrachtete sie sich jetzt nicht als Teil des Teams.
    Mareike schien seine Gedanken zu erraten, denn sie sagte: »Und dieses Mädchen, mit dem du deine Nachforschungen machst … Ist sie nur
irgendein
Mädchen oder …?«
    »Wir sind Freunde, sonst nichts. Ich kenne sie erst seit ein paar Monaten, da ist sie nebenan eingezogen.«
    »So.« Nachdem sie an ihrem Bier genippt hatte, sagte sie: »Du trinkst gar nicht. Schmeckt dir das Bier nicht?«
    »Ich bin eigentlich kein Biertrinker.«
    Sie lächelte. »Ich eigentlich auch nicht.« Wenig später nahm sie eine der beiden Taschenlampen und stand auf. »Ich schau mal, wo hier das Klo ist.«
    Nachdem sie weg war, nahm er die andere Lampe, stand auf und vertrat sich die Beine, die gerade zu kribbeln angefangen hatten. Irgendwann stand er vor dem Tisch in der Ecke und leuchtete auf den Zettel, der zuoberst auf anderen Papieren lag. Jemand schien für einen anderen eine Nachricht hinterlassen zu haben.
    Liebe Mareike, bitte nicht vergessen, die Alarmanlage einzuschalten, wenn Du gehst. Viel Spaß bei Deinem romantischen Abend wünscht Dir
    Gerd
    Er musste den Zettel zweimal lesen, ehe er verstand. So war das also, von wegen Einbruch.
    »Was hast du da?«
    Er zuckte zusammen. Mareike. Langsam drehte er sich um. »Gar nichts. Nur einen Zettel.«
    »Zeig her.«
    Sie kam näher und streckte die Hand aus. Er hätte ihr die Peinlichkeit gerne erspart, aber da sie den Zettel unbedingt sehen wollte, gab

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