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Stirb leise, mein Engel

Stirb leise, mein Engel

Titel: Stirb leise, mein Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Götz
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Fahrgäste ein. Zischend schlossen sich hinter ihm die Türen. Er schwang sich in die erste freie Sitzbank und atmete tief durch. Geschafft!
    Mirko stand noch immer da, wo er von ihm weggelaufen war. Als der Bus nun vorüberrollte, streckte er den Mittelfinger in die Luft. Es wirkte herausfordernd, aber auch hilflos. Vielleicht wurde er nicht zum ersten Mal stehen gelassen. Schon fing es an, Sascha leidzutun, dass er abgehauen war. Und bestimmt wäre es interessant gewesen, ein paar Sachen über Androsch zu erfahren, zum Beispiel wie er als Vater so war.
     
    EINE TÜR FIEL ins Schloss, Schritte im Flur.
    »Bin schon auf dem Weg, Bruno. Bis gleich.«
    Sascha blieb stehen. Das war Joys Stimme gewesen. Die Schritte auf der Treppe – auch unverkennbar ihre.
Bruno
. Sie hatte eindeutig Bruno gesagt. Die beiden hatten es ja ziemlich eilig mit dem Wiedersehen.
    Die hastenden Schritte kamen näher, schließlich stand Joy vor ihm. Sah ihn an, als habe er sie bei etwas Verbotenem ertappt. Oder kam ihm das nur so vor, weil er gerne gehabt hätte, dass sie sich seinetwegen schuldig fühlte, wenigstens ein bisschen?
    »Hi. Wohin?«
    »Nur zu Bruno, auf einen Kaffee. Keine Sorge, es geht nicht um Alina und Tristan und das alles. Keine Extratouren mehr, ich habe meine Lektion gelernt. Zufrieden?«
    Nein, zufrieden machte ihn das ganz und gar nicht.
    »Ich dachte, zu ihm darf niemand. Wegen seiner Eltern.«
    »Nicht bei seinen Eltern. Er hat ja noch das Zimmer in der WG . Wie war’s bei dir?«
    Er stieß seine Schuhspitze gegen die Stufe, einmal, zweimal, dreimal.
    »Ich hab Androsch gefragt, wegen Laila.«
    »Und?«
    »Er hat mir keine Antwort gegeben, aber ich bin ziemlich sicher, dass sie bei ihm war.«
    »Spannend. Wir reden später, ich muss los. Ciao!«
    Sie berührte kurz seinen Unterarm, dann lief sie davon.
    In der Stille, die sie zurückließ, nachdem die Haustür hinter ihr zugefallen war, stieg Sascha die Treppe hinauf. Nie zuvor war ihm das Treppensteigen so beschwerlich vorgekommen. Als müsste er eine tonnenschwere Last auf den Schultern mit nach oben schleppen. Sie ging also zu Bruno. In seine WG . In sein WG -Zimmer. Das bedeutete: Sie würde mit ihm ganz allein sein, in einem Raum, in dem es auch ein Bett gab.
    Als er in der Wohnung war, klingelte sein Handy:
Anrufer unbekannt
. Er nahm ab.
    »Rate mal, wer dran ist.«
    »Mareike?«
    Sie hätte zu keinem besseren Zeitpunkt anrufen können.

23
    » WIR MÜSSEN HÖLLISCH aufpassen, damit die Alarmanlage nicht losgeht«, sagte Mareike mit gedämpfter Stimme.
    »Hältst du das hier wirklich für eine gute Idee?«
    Sie grinste. »No risk, no fun.«
    Sascha scannte die Umgebung. Kein Mensch weit und breit, nur die Dächer der parkenden Autos, die nass im Licht der Straßenlaternen glänzten. Als Mareike gesagt hatte, sie wolle ihm etwas zeigen, etwas, das er unbedingt sehen müsse, hatte er nicht erwartet, dass sie dafür zu Einbrechern werden würden.
    »Warum gehen wir nicht einfach während der Öffnungszeiten rein? Ist doch eine stinknormale Galerie, oder?«
    »Schon, aber erstens wäre das total langweilig, und zweitens geht das, was wir vorhaben, nur so.«
    »Und was haben wir vor?«
    Statt zu antworten, zog sie aus ihrer großen, ledernen Handtasche etwas, das vielleicht ein Dietrich war. Bei dem Licht und so verdeckt, wie sie es hielt, war es nicht zu erkennen.
    Er schluckte trocken und sah sich schon in Handschellen auf einer Polizeiwache sitzen. Und dann seine Mutter reinkommen, mit Blicken so scharf wie Rasierklingen, während sich ihre Kollegen einen abgrinsten. Keine sehr verlockende Vorstellung.
    »Wenn wir drin sind, haben wir nur eine halbe Minute, bis die Alarmanlage losgeht«, erklärte Mareike, während sie begann, im Schlüsselloch herumzustochern.
    »Äh … Für die Alarmanlage braucht man doch bestimmt einen Code.«
    »Ach was. Ich mach das schon. Du behältst die Straße im Auge.«
    Sie redete, als wäre sie das nächste Bond-Girl. Dabei war sie wahrscheinlich nur eine Angeberin, die sie beide gleich in große Schwierigkeiten brachte.
    Er hörte, wie sie das Schloss entriegelte. Eins zu null für sie.
    »Fertig?«
    Sascha zögerte. »Ich weiß nicht …«
    »Go!«
    Sie drückte die Tür auf. Dicht hintereinander huschten sie nach drinnen.
    Mareikes Nerven waren sagenhaft. Während er bis in die Haarspitzen angespannt war, war sie die Ruhe selbst. Mit aufreizender Lässigkeit wandte sie sich der Alarmanlage zu. Sascha blieb hinter der Tür und

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