Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stirb leise, mein Engel

Stirb leise, mein Engel

Titel: Stirb leise, mein Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Götz
Vom Netzwerk:
gefragt. Das Ganze war ihr endpeinlich, noch mehr als mir, da wollte ich sie nicht …«
    Eine Bedienung kam an den Tisch. Sascha bestellte eine Cola.
    Als sie wieder ungestört waren, fuhr Mareike fort: »Natalie war echt ziemlich hinüber. Ich hab sie also nach Hause gebracht. Bevor ich gegangen bin, musste ich ihr tausend Eide schwören, dass ich niemandem was erzähle. ›Das ist nie passiert‹, hat sie immer wieder gesagt, ›das ist nie passiert.‹ Ich hab nicht verstanden, warum sie so ein Drama draus macht. Kann doch mal vorkommen, dass man abstürzt, oder? Außerdem: Wem sollte ich was erzählen? Wir hatten keine gemeinsamen Freunde, ihre Mutter hab ich auch nie gesehen. Aber es war ihr trotzdem total wichtig. Fast so, als würde ihr Leben davon abhängen.«
    Die Bedienung brachte Saschas Cola und stellte sie vor ihn hin.
    »Der Punkt ist«, sagte Mareike, »ich glaube nicht, dass sie bei einer Freundin war. Das war eindeutig die Wohnung von einem Typen. Eigentlich war es nur ein Apartment, eineinhalb Zimmer oder so, in einem total abgefuckten Haus. Und wie es da aussah. Total verdreckt und so.«
    Sascha lächelte. »Können Mädchen nicht auch Schweine sein?«
    »Schon, aber … Natalie hatte nicht so viele Freundinnen, sie hatte ja an jeder was auszusetzen. Ich glaube, außer dieser Alina war ich das einzige Mädchen, mit dem sie sich überhaupt abgegeben hat. Mit wem hätte sie also saufen oder kiffen sollen oder was immer sie gemacht haben?«
    Erst jetzt verstand Sascha, worauf sie hinauswollte. Und der Gedanke elektrisierte ihn sofort.
    »Du meinst …?«
    »Genau. Vielleicht war das die Wohnung von diesem Typen, diesem Tristan.«
    Wenn das stimmte, dann hatte er endlich die erste heiße Spur zu Tristan.
    »Würdest du da wieder hinfinden?«
     
    SIE WOLLTE GERADE wieder auflegen, da ging er doch noch ran.
    »Ja?«
    »Ich bin’s, Joy.«
    »Ich weiß, dass du es bist. Ich hab deine Nummer noch im Adressbuch. Was willst du?«
    Er klang nicht so, als würde Bruno sich darüber freuen, dass sie sich meldete. Und das
noch
hatte sie auch nicht überhört. Wahrscheinlich war es ein Fehler gewesen, ihn anzurufen. Ganz bestimmt sogar. Sie wusste selbst nicht, warum sie es tat.
    »Ich wollte nur fragen, wie es dir geht.«
    »Wie soll es mir gehen? Ich bin verprügelt worden.«
    Sie schaute auf und sah im Spiegel über ihrer Kommode ein dunkelhäutiges Mädchen, das verzagt an seiner Unterlippe kaute und dabei weder schön noch sonst wie attraktiv aussah. Was sahen die Kerle nur in ihr?
    »Ich wollte nicht, dass wir so auseinandergehen, Bruno.«
    »Wieso? Wie sind wir denn auseinandergegangen?« Die Gereiztheit in seiner Stimme nahm eher zu als ab.
    »Keine Ahnung. Irgendwie …«
    »Irgendwie was, Joy? Weißt du, was dein Problem ist?«
    Aha, dachte sie, endlich kommt mal einer und erklärt mir, was mein Problem ist. Wurde ja auch mal Zeit.
    »Du weißt nicht, was du willst. Und drum weiß man nie, woran man mit dir ist. Du hast einfach keinen Plan.«
    Sie hielt die Luft an. So, so, dachte sie, ich hab also keinen Plan. Danke für die Auskunft. Nicht zu fassen, was er da vom Stapel ließ, nachdem er sie gerade mal kennengelernt hatte.
    »Ich hätte nicht anrufen sollen«, sagte sie schließlich.
    »Wahrscheinlich nicht.«
    Sie überlegte, ob sie einfach auflegen sollte, sagte dann aber versöhnlich: »Alles Gute, Bruno. Und mach keine Dummheiten, ja?«
    Das Tuten in der Leitung sagte ihr, dass er sie nicht mehr gehört hatte.
     
    DER REGEN HATTE endlich nachgelassen, als Sascha und Mareike vor dem Haus ankamen, in dem – vielleicht – Tristan wohnte. Ein scheußlicher Bau aus den Siebzigern mit aschgrauer Fassade.
    »Die Wohnung war in einem der oberen Stockwerke«, sagte Mareike und schnippte ihre heruntergerauchte Kippe zwischen die am Bordstein parkenden Autos. Sie gingen an die Eingangstür, wo Mareike die Klingelleiste betrachtete. »Jetzt weiß ich’s wieder. Das hier war’s.« Sie deutete auf ein Schild. »Hier musste ich klingeln.«
    M. Engelhart
, las Sascha auf dem Klingelschild, das eigentlich nicht mehr war als ein Fetzen Karton, den jemand mit einem breiten Tesafilm neben die Klingel geklebt hatte. Enttäuschung machte sich breit. »Dann kann es Tristan schon mal nicht sein«, meinte er. »Falsches Initial.«
    »He, nicht gleich aufgeben. Es gibt Leute, die haben mehr als einen Vornamen. Oder vielleicht heißt er gar nicht Tristan, sondern hat sich nur bei den Mädchen so genannt.«
    »Wäre

Weitere Kostenlose Bücher