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Stirb, mein Prinz

Stirb, mein Prinz

Titel: Stirb, mein Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Carver
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die auch mit … damit zu tun?«
    »Ich denke schon«, sagte Marina. »Verschiebung. Weil du dein Kindheitstrauma unterdrückt hast, blieb es die ganze Zeit über unverarbeitet. Du hast dich ihm nie gestellt. Es war also immer da. Es hat dich bloß auf andere Weise gequält.«
    »Dein Job hilft auch nicht gerade«, warf Don ein.
    Phil nickte. Die Verkrampfung in seinem Körper löste sich allmählich. Die Wirkung des Adrenalins ließ nach, und er wurde müde.
    Aber dann kam ihm noch eine weitere Frage.
    »Das Hotel. Wieso hatte ich das Gefühl, ich wäre schon mal da gewesen?«
    »Weil es so ist«, sagte Don. »Du hast dort gelebt. Da, wo jetzt das Hotel ist, war früher der Garten.«
    Phil seufzte und rieb sich mit dem Handrücken über die Stirn. Erneut machte sich Schweigen breit.
    Irgendwann ergriff Don wieder das Wort.
    »Es … tut mir leid, Junge. Ich wusste nicht … ich wusste nicht, was ich tun soll. Ich und deine Mutter.« Er berichtigte sich. »Eileen.«
    Auf einmal war Phil unglaublich müde. Ihm gelang ein schwaches Lächeln. »Ist schon gut«, sagte er. »Ich kann sie immer noch Mutter nennen.«
    Don nickte. Lächelte zaghaft. Sah zu Marina, die sein Lächeln matt erwiderte.
    »Das wird sehr, sehr lange dauern, bis ich damit klarkomme«, sagte Phil. »Verdammt lange. Aber ich werde es versuchen.« Erneut rang er sich ein Lächeln ab. »Wie Don immer sagt, Familie ist mehr als Biologie.« Er seufzte. »Ja …«
    Er spürte Marinas Hand auf seiner. »Ich glaube, es ist Zeit fürs Bett«, sagte sie.
    Phil, der schon fast schlief, nickte nur.

    84 Mickey gab den Zahlencode ein und öffnete die Tür zum Einsatzraum. Er hatte sich früh von Lynn verabschiedet und war noch bei sich zu Hause vorbeigefahren, damit er sich umziehen und schnell unter die Dusche springen konnte. Sie hatte ihm angeboten, bei ihr zu duschen. Ihm sogar gesagt, sie könnten es zusammen tun. Ein verlockendes Angebot. Sehr verlockend. Aber er hatte es trotzdem abgelehnt. Nächtliche Lust war eine Sache. Doch am Morgen danach tickte man anders. Und wenn er sich nicht irrte, hatte er sogar eine gewisse Erleichterung bei Lynn wahrgenommen, weil er nicht auf ihr Angebot eingegangen war. Offenbar nahm sie ihre Arbeit genauso ernst wie er. Noch etwas, das sie gemeinsam hatten.
    Als er losgefahren war, hatte er aus irgendeinem Grund ein schlechtes Gewissen gehabt. Nicht wegen dem, was zwischen ihnen passiert war. Er hatte jeden Augenblick genossen. Sie beide. Er ließ die Ereignisse der Nacht immer wieder Revue passieren und dachte über die schönsten Momente – von denen es viele gab – auf der Fahrt zur Arbeit nach. So wie er es davor bereits in der Dusche gemacht hatte. Trotzdem nagte ein komisches Gefühl an ihm. Irgendetwas stimmte da nicht.
    Er wusste, was es war, wollte es sich aber nicht eingestehen. Er hatte mit jemandem geschlafen, der – wenngleich nur ganz am Rande – in eine laufende Ermittlung verwickelt war. Und dadurch hatte er womöglich genau diese Ermittlung in Gefahr gebracht.
    Als er durch das Tor des Polizeireviers fuhr und seinen Wagen parkte, nahm er sich vor, nicht weiter darüber nachzudenken und sich stattdessen auf das Schöne zu konzentrieren. Das würde ihn den Tag lang über Wasser halten. Oder so lange, bis er Lynn wiedersehen konnte. Nicht, dass sie sich zu irgendetwas verabredet hätten, aber das war garantiert nur eine Frage der Zeit. Garantiert.
    Als er mit einem Kaffee in der Hand den Einsatzraum betrat, fiel ihm sofort die allgemeine Unruhe auf. Der erhöhte Lärmpegel, das kopflose Durcheinander. So war es gestern nicht gewesen. Was war los? Hatte es in dem Fall einen Durchbruch gegeben? Warum hatte ihm dann niemand Bescheid gesagt? Ratlos schaute er sich nach jemandem um, der ihn auf den neuesten Stand bringen und ihm sagen konnte, was er verpasst hatte.
    Er musste nicht lange suchen. Glass hatte ihn hereinkommen sehen und bereits Kurs auf ihn genommen. Er machte ein Gesicht wie ein Baum, den der Blitz gespalten hatte.
    »Wo zum Teufel haben Sie gesteckt?« Er sprach so laut, dass einige Kollegen in ihrer Arbeit innehielten und neugierig zu ihnen herüberschauten.
    Mickey runzelte die Stirn. »Wie bitte?«
    Glass baute sich vor ihm auf. »Ich frage Sie, wo zum Teufel Sie gesteckt haben. Gehen Sie nicht an Ihr Handy?«
    »Doch, klar. Es hat nicht geklingelt. Es war die ganze Nacht an.« Mickey wandte den Blick ab, weil er sich nicht bei einer Lüge ertappen lassen wollte. Er hatte sein Handy am Abend

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