Stirb mit mir: Roman (German Edition)
nach Deutschland wissen?«
»Ich will nur reden, weiter nichts«, sagt sie verletzt und weicht zurück, als sei sie ein Hund, dem ich einen Tritt gegeben habe.
Dabei habe ich ihr gerade meinen Körper dargeboten. Was will sie denn noch? Genügt ihr das nicht? Anscheinend nicht.
»Morgen um diese Zeit bist du in einem anderen Land. Zu welchem Zweck sollen wir jetzt diese Unterhaltung führen? Und noch was: Ich hasse sowohl Erdnussbutter als auch Marmite. So. Könnten wir jetzt bitte schlafen?«
Sie berührt mein Kinn, gibt mir einen verhaltenen Kuss auf die Wange. Bei den nächsten Worten klingt sie traurig. »So war das nicht gemeint. Ich zwinge dich nicht, dich zu öffnen, sondern möchte, dass du mir vertraust. Ich würde alles tun, um mit dir zusammen zu sein, das weißt du. Wenn du willst, verlasse ich die Armee. Oder du kommst mit mir nach Deutschland.«
»Ha! Seit wann sieht die Armee über ein lesbisches Verhältnis weg?«
Jetzt wirkt sie betroffen. »Ich habe nicht behauptet, dass es einfach wäre. Aber es ist möglich. Wenn du bei mir sein willst, bekommen wir das hin.«
Ich kneife die Augen zusammen und warte, bis ihr Atem leise und regelmäßig ist und ich sicher bin, dass sie schläft. Ihre Lider zucken, und ihre halb geöffnete Hand sieht aus wie ein gestrandeter Krebs. Für sie ist alles ganz einfach, sie muss in zwei Tagen nicht vor Gericht erscheinen. Als mir Tränen über die Wangen laufen, ist die Nacht mein einziger Zeuge.
Am Morgen küssen wir uns zum Abschied. Sie muss nach Colchester fahren und packen. Später wird sie sich ein Taxi zum Flughafen nehmen.
Ich bleibe verlassen zurück.
Achtunddreißig
Robin:
Bist du da?
Smith:
Ja. Hast du gut geschlafen?
Robin:
Nein, ich bin zu rastlos.
Smith:
Ich auch. Ich möchte bei dir sein.
Robin:
Das bist du. Immer. Hast du nachgedacht?
Smith:
Ja, über den Tod. Ich will nicht, dass es zu schnell geht, das könnte ich nicht ertragen. Wenn du von mir kostest, möchte ich noch bei Bewusstsein sein. Ich möchte zusehen, wenn du es tust.
Robin:
Womit soll ich dich schneiden?
Smith:
Das übernehme ich. Du sollst nichts tun, was dir später zum Verhängnis wird. Ich möchte nur, dass du bei mir bist.
Robin:
Aber du möchtest, dass ich von dir koste.
Smith:
Ja, mehr als alles andere. Rohes Menschenfleisch dürfte recht zäh sein, deshalb brauchen wir ein gutes Messer.
Robin:
Ich kümmere mich darum.
Smith:
Ich habe an die heilige Kommunion gedacht und mir überlegt, was du von mir essen sollst. Das Beste wird sein, dass ich ein Stück loses Fleisch abschneide. Im Grunde gibt es da nur eine einzige Möglichkeit.
Am Tag vor Smiths Tod ging ich in einen Messerladen. Natürlich hatte das Geschäft auch noch anderes im Angebot. Aber für mich gab es nur einen einzigen Grund herzukommen, deshalb war es für mich ein Messerladen. Die Messer befanden sich in einer Schublade unter der Theke, bewacht von einer Frau mit einer gestreiften Metzgerschütze. Ich warf einen Blick auf die anderen Küchengeräte zum Pinseln, Zerteilen und Mahlen. Die Frau wartete geduldig. Ich tat, als interessierte ich mich für Designerprodukte und hantierte mit der Zitronenpresse von Alessi, dabei lag das, was ich wirklich wollte, unter Glas und funkelte wie Sterne.
»Brauchen Sie Hilfe?«, fragte die Verkäuferin.
Ich versuchte, eine unschuldige Miene aufzusetzen und meine Stimme neutral klingen zu lassen. »Ich hätte gern ein Fleischermesser. Ein gutes.«
Sie schloss die Schublade auf, griff hinein und hielt mir ein Messer hin. »Das hier ist ein hochwertiges Mehrzweckmesser. Wozu brauchen Sie es denn?«
Schwierige Frage. Ich überlegte, wie ich so wahrheitsgemäß wie möglich antworten konnte. Aber eigentlich war es ganz einfach: Ich brauchte ein Messer, um Fleisch zu schneiden. Ein Messer zum Töten. »Um Fleisch zu zerteilen … ein Kotelett abzuschneiden.« Ich wusste nicht mal, ob man so etwas überhaupt tat, ich hatte noch nie Fleisch gekauft. Schnitten die Leute ihre Koteletts von einem größeren Stück ab oder tat das der Metzger für sie? Brauchte man dazu ein Hackmesser?
Sie legte das Mehrzweckmesser zurück in die Schublade. »Dann ist das hier das Beste.« Sie zeigte mir ein größeres mit einer dreieckigen Stahlklinge und einem Griff aus Rosenholz. »Das ist ein Sabatier Filetiermesser. Allerbeste Qualität.«
Ich nahm es und wog es in der Hand, als sei ich in solchen Dingen bewandert. Eine andere Kundin näherte sich der Theke. Ich trat zur Seite,
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