Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stirb mit mir: Roman (German Edition)

Stirb mit mir: Roman (German Edition)

Titel: Stirb mit mir: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Dugdall
Vom Netzwerk:
David Jenkins sich in Ihrem Haus umgebracht hat. Wie ist es dazu gekommen? Ich muss auch noch mehr über Sie wissen, Alice. Mariani ist ein ungewöhnlicher Name.«
    »Er ist italienisch.« Ich stehe auf, räume die Tassen ab und kehre ihr den Rücken zu.
    »Kommen Ihre Eltern aus Italien?«
    »Nein. Sie stammen aus Suffolk. Aber sie haben mir den Namen nicht gegeben. Ihr Nachname lautet Dunn. Bis zu meinem sechzehnten Geburtstag war es auch meiner.«
    »Also haben Sie ihn geändert.«
    Muss ich das tun, um auf freiem Fuß zu bleiben? Meine Seele einer Fremden offenbaren? Ich setze mich wieder zu ihr. »Richtig. Würden Sie das bei einem so hässlichen Nachnamen nicht auch tun? Ich habe den meiner Mutter angenommen. Sie hatte einen wundervollen Namen. Matilde Mariani. Dieser Akt erschien mir seinerzeit wichtig. Wie alle Teenager habe ich diejenigen abgelehnt, die mich liebten. Die Namensänderung hat meine Adoptiveltern geschmerzt, auch wenn sie verständnisvoll getan haben. Inzwischen finde ich, dass sie bedeutungslos war. Was wollte ich denn damit beweisen? Man kann seine Vergangenheit nicht ändern, indem man seinen Namen wechselt.«
    »Aber Sie sagten, damals war es für Sie wichtig. Ging es um Identitätssuche?«
    »Nein, so wichtig war es nicht. Ich war ein kleines Kind, als ich adoptiert wurde, fast noch ein Baby. Mittlerweile ist es schon so lange her, dass es mir unwirklich vorkommt. Wie eine Geschichte, die ich mir ausgedacht habe.«
    Ich schaue in den Garten hinaus, in dem es jetzt dunkel ist. Sie nickt, und ich fühle mich erstmals von ihr bestätigt.
    Als Dozentin bin ich daran gewöhnt, vor Publikum zu sprechen, und straffe die Schultern. Meine Angst darf ich ihr nicht zeigen. »Was möchten Sie sonst noch wissen?«
    Sie überlegt, konsultiert ihre Notizen. »Könnte ich bitte mehr über Ihre Adoption erfahren?«
    »Ist sie denn relevant? Was soll die Tatsache, dass ich ein Adoptivkind bin, mit Smiths Selbstmord zu tun haben?«
    »Sie könnte gar nichts damit zu haben. Oder sehr viel.«
    »Wie geheimnisvoll. Und aufgrund eines fraglichen Zusammenhangs soll ich Ihnen meine Seele entblößen?«
    »Alles hängt zusammen«, erwidert sie nüchtern. »Die schwierige Frage ist die nach dem Wie. Eine Adoption ist ein zentrales Ereignis. Für Sie muss es traumatisch gewesen sein.«
    »Eigentlich nicht. Ich war ja noch sehr klein und bin bei einem Ehepaar gelandet, das mich unbedingt haben wollte. Was bedeuten die Gene schon, solange man erwünscht ist?«
    Cate Austin lehnt sich zurück, legt den Stift ab und lässt die Hände in ihren Schoß sinken. »Ich glaube, wir wissen beide, dass es nicht ganz so einfach ist. Sie haben die Wahl, Alice. Wir werden uns mehrere Male treffen. Danach werde ich dem Gericht mein Gutachten zukommen lassen. Ich bin zwar diejenige, die es schreibt, aber der Inhalt und die Schlussfolgerung hängen ganz von Ihnen ab. Deshalb sollten Sie mit mir reden. Mir ist bewusst, dass Ihnen das nicht leichtfallen wird, dennoch sollten Sie darauf vertrauen, dass unser Justizsystem gerecht und unparteiisch ist. Das Urteil wird Ihnen helfen.« Sie macht eine Pause zum Luftholen. »Natürlich können Sie sich auch weigern zu kooperieren. Das ist Ihre Entscheidung. Nur denken Sie daran, wenn ich am Ende ein Urteil empfehle, werden Sie meine Hand geführt haben. Ich hasse es, eine Gefängnisstrafe vorschlagen zu müssen, insbesondere für Frauen. Bitte glauben Sie mir das, Alice.«
    Ich spüre, wie es in mir brodelt. Nur meine Hände sind kalt. Sie droht mir. Ich blicke auf die Wanduhr. »Ich erwarte Besuch, der jeden Moment da sein müsste. Wenn Sie mich bitte entschuldigen wollen. Ich fürchte, ich bin ein wenig in Eile.«
    Sie verzieht den Mund. Ihre Hände tauchen aus ihrem Schoß auf, und sie greift nach dem Kugelschreiber. Die Ärmste. Nach ihrer kleinen Rede hat sie wahrscheinlich gehofft, ich würde mich öffnen wie ein Buch, in dem sie lesen kann. »Das ist kein guter Moment, um unser Gespräch abzubrechen.«
    Sie betrachtet die Zeilen auf ihrem Notizblock. Ich erkenne einen Satz mit einem Fragezeichen. Sie malt einen kleinen Stern dahinter.
    »Was wollen Sie denn noch wissen?«
    »Ich wollte mich nach Ihren derzeitigen Lebensumständen erkundigen. Ob es da einen Mann gibt.«
    Mein Kopf fängt an zu schmerzen. Unter dem Tisch schlüpfe ich in meine Slipper und stehe auf. »Ich glaube, für ein erstes Treffen habe ich genug gesagt. Jetzt möchte ich, dass Sie gehen.«
    Sie zögert, ehe sie ihre

Weitere Kostenlose Bücher