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Stirb mit mir: Roman (German Edition)

Stirb mit mir: Roman (German Edition)

Titel: Stirb mit mir: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Dugdall
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wahrscheinlich, weil auch er nervös war. Als er die Teetasse nahm, klapperte sie auf dem Unterteller.
    Mein Vater bemerkte es ebenfalls. »Tja, Alice«, begann er. »Wir haben dich ja schon seit einer Weile nicht mehr gesehen. Schön, dass du noch zu den Lebenden zählst.« Als ihm klar wurde, was er da gerade gesagt hatte, brach er ab und schaute Smith an. »War nur so ein Ausdruck. Hat sich nicht auf Sie bezogen.«
    Mit lautem Klirren fiel die zarte Teetasse auf den Steinfußboden und zerbrach. Smith sah mich an. Ich richtete den Blick auf die Porzellanscherben auf dem Boden. Ein Kellner kam und fegte die Scherben auf, mürrisch und vorwurfsvoll. Smiths Hand zitterte immer noch.
    »Dad«, zischte ich.
    Mein Vater wirkte zerknirscht und dennoch neugierig. Meine Mutter hatte den Kopf schief gelegt und triefte vor Mitgefühl. Am liebsten hätte ich ihr meinen Tee ins Gesicht gekippt. Smith zog ein Papiertaschentuch hervor, tupfte den vergossenen Tee auf und kam dabei dem Kellner ins Gehege. Dann waren die Scherben zusammengefegt und der Fußboden aufgewischt. Der Kellner verschwand.
    Mein Vater schob seinen Teller mit dem unangerührten Kuchen fort. »Tut mir leid, Richard, das hätte ich nicht so sagen sollen.«
    Meine Mutter holte ein Taschentuch aus ihrer Handtasche hervor. Wahrscheinlich hatte sie es leicht greifbar zwischen Portemonnaie und Lippenstift bereitgehalten. Sie schnäuzte sich. »Nein, das hätte er nicht tun dürfen.« Sie warf meinem Vater einen bösen Blick zu. »Es ist trotzdem tragisch. Endlich ist unsere Tochter einmal glücklich, und dann … Können die Ärzte denn gar nichts mehr für Sie tun?«
    Ich war außer mir vor Wut, aber auch vor Scham. Warum konnten die beiden nicht den Mund halten? Doch offenbar waren meine Gefühle nichts im Vergleich zu dem, was Smith empfand. Aus seinem Gesicht war jegliche Farbe gewichen, und die bebenden Hände hatte er zwischen seine Knie geklemmt. »Nein, die Ärzte können nichts mehr tun«, sagte er gepresst. »Es gibt weder Medikamente noch die Aussicht auf Heilung. Es ist lediglich eine Frage der Zeit.«
    Bis dahin hatte ich nicht gewusst, was für ein guter Schauspieler er war. Wie überzeugend.
    Meine Mutter schniefte. Mein Vater räusperte sich und fragte: »Wie viel Zeit bleibt Ihnen denn noch, mein Junge?«
    Ich glaubte, meinen Ohren nicht zu trauen. Wäre Smith tatsächlich sterbenskrank gewesen, wäre diese Frage der Gipfel der Taktlosigkeit gewesen.
    »Ein Monat, vielleicht auch zwei. Genau kann man das nie sagen.« Plötzlich klang seine Stimme bewegt, und meine Eltern schmolzen dahin.
    Meine Mutter wischte ihre Tränen ab, und mein Vater räusperte sich unentwegt. Ich wusste nicht, was ich tun sollte, doch da Smith sich dermaßen tapfer schlug, konnte ich ihn nicht im Stich lassen. Ich legte einen Arm um ihn und lehnte den Kopf an seine Schulter. Als hätte er kaum noch Kraft, bebte er am ganzen Leib. Für mich war es der beste Grund, uns schleunigst zu verabschieden. Meine Mutter starrte auf ihr angenagtes Puddingteilchen und den kalt gewordenen Tee.
    Smith und ich kehrten zu Fuß zu meinem Haus zurück. Oben auf dem Hang blieb er stehen und schaute zur Kirche St.   Petrus und St.   Paulus hinüber. Es war ein prächtiger Anblick. Selbst ich, die ich ihn täglich vor Augen habe, nehme ihn noch wahr, bestaune immer wieder diese große, imposante Kirche, die den Erfolg des mittelalterlichen Wollhandels in dieser Gegend bezeugt.
    »Lass uns hineingehen«, sagte er und führte mich über die Straße und durch die Holzpforte.
    Wir liefen über den Pfad, der von akkurat gestutzten Büschen gesäumt wurde. An der Gabelung wandten wir uns nach links und folgten dem Weg zur Kirche. Entlang dem Weg blühten Osterglocken. Lavenham besitzt eine der großartigsten Kirchen des Landes, denn innen gleicht sie beinah einer Kathedrale. Wir traten ein, standen da wie Touristen und ließen den Blick in die Höhe wandern. Smith drückte meine Hand. Wir bestaunten die reich verzierten Schnitzereien, die Stichbalkendecke, die leuchtenden Farben der Buntglasfensterscheiben. In stummer Andacht gingen wir weiter und senkten die Köpfe. Nach der grässlichen Begegnung in dem Pub war die Stille eine Wohltat.
    »Ich muss mich für meine Eltern entschuldigen«, begann ich schließlich. »Ich hätte dir sagen sollen, dass sie glauben, du leidest an einer tödlichen Krankheit, aber wer hätte gedacht, dass sie es ansprechen. Ich habe ihnen nur gesagt, dass du krank bist,

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