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Stirb mit mir: Roman (German Edition)

Stirb mit mir: Roman (German Edition)

Titel: Stirb mit mir: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Dugdall
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wusste ich nicht mehr, was ich kaufen wollte, Cornflakes oder Klopapier. Ich wurde panisch, wanderte an den Regalreihen entlang und hoffte, wenn ich das Produkt sähe, würde mein Gehirn kurzgeschlossen und das Gesuchte fiele mir wieder ein. Fehlanzeige, die Daten waren gelöscht. Zu guter Letzt kaufte ich Cornflakes, eine Großpackung Klopapier und eine Flasche Whisky. Kaum war ich zu Hause, wusste ich wieder, was fehlte, doch die wahre Fehlstelle befand sich in meinem Gehirn. Der Verlust des Kurzzeitgedächtnisses zählt zu den ersten Symptomen. Aus Trotz oder reiner Blödheit ertränkte ich mein Gehirn in Alkohol. Zur Strafe für seine Vergesslichkeit.
    Dass ich todsterbenskrank bin, habe ich erst Anfang dieses Jahres erfahren. Nach einer Untersuchung rief Dr.   Froy mich zu Hause an. Damit war klar, dass er keine gute Nachricht hatte. Also fuhr ich in seine Praxis. Er stand in seinem Sprechzimmer, mit dem Rücken zu mir, und schaute aus dem Fenster. Als er sich umdrehte, konnte er mir nicht in die Augen sehen.
    Diesen Arzt kenne ich seit fünf Monaten. Anfangs ging ich zu ihm, weil ich ab und an Schwindel- und Zitteranfälle hatte. Er war der Ansicht, ich sei überarbeitet und brauchte drei ordentliche Mahlzeiten am Tag. Doch nach einer Weile litt ich an Gleichgewichtsstörungen, einmal bin ich sogar in der U-Bahn gestürzt. Danach wurde ich vergesslich und bekam rasende Kopfschmerzen. Dr.   Froy überwies mich an einen Neurologen, der eine MRT-Untersuchung machte. Die Diagnose lautete Verdacht auf Morbus Menière oder eine extreme Migräne. Als ich zu Dr.   Froy kam, hatte er die MRT-Ergebnisse bereits erhalten. Angesichts seines Benehmens wusste ich, dass sie kritisch waren. Allerdings wollte ich eine klare Aussage seinerseits und eine eindeutige Diagnose, um die Ungewissheit loszuwerden. Zumindest glaubte ich das.
    »Möchten Sie nicht Platz nehmen?«, fragte Dr.   Froy, ohne sich selbst zu setzen.
    Am oberen Ende der Wirbelsäule spürte ich einen dumpfen Schmerz. Ich wusste, dass ich krank war. Jetzt wollte ich erfahren, was mir fehlte.
    »Haben Sie schon einmal von der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit gehört?«
    Der Name sagte mir nichts.
    »Oder BSE?«
    Das kam mir bekannt vor. »Meinen Sie etwa Rinderwahn?« Ich erinnerte mich vage an meine Kindheit. John Gummer war damals Gesundheitsminister der Konservativen. Als der Rinderwahn schon sämtliche Weiden erfasst hatte, zwang er seine Tochter noch, Hamburger zu essen. Sofort hatte ich die gestapelten toten Rinder wieder vor Augen, ebenso die abendlichen Berichte darüber in den Nachrichten.
    Dr.   Froy kratzte sich am Kopf. »Eine äußerst seltene Krankheit. Trifft einen auf zig Millionen.«
    »Dann habe ich also das große Los gezogen.«
    Er räusperte sich und nickte kurz. »Ich fürchte, ja.«
    Die Nachricht war niederschmetternd, aber da ich den Versprechungen der modernen Medizin stets geglaubt hatte, ging ich davon aus, die Diagnose sei bereits der erste Schritt auf dem Weg zur Heilung.
    »Haben Sie schon einmal eine Bluttransfusion erhalten?«
    »Nein. Warum fragen Sie?«
    »Weil das eine Übertragungsmöglichkeit ist. Ebenso kann die Krankheit durch den Verzehr kontaminierter Innereien entstehen, selbst wenn dieser Jahre zurückliegt. Die Inkubationszeit ist sehr lang.«
    Stille breitete sich aus. Ich dachte an eine langsam fortschreitende Krankheit, deren Symptome zunehmend schlimmer wurden. »Habe ich deshalb diese Schwindelanfälle?«
    »Ja. Zu den Symptomen zählen außerdem Halluzinationen, Gedächtnisverlust und Zuckungen. Ähnlich wie beim Alzheimer-Syndrom.«
    Alzheimer. Das hatte mein Vater gehabt. Eine tückische Krankheit. Sie hatte mir den Vater schon lange vor seinem Tod geraubt. »Wie sieht die Behandlung aus?«
    Endlich setzte Dr.   Froy sich und sah mich an. »Im Moment gibt es keine Aussicht auf Heilung.«
    Mein Unterkiefer fiel herab, und alles, was ich sagen wollte, blieb mir im Hals stecken. »Sie müssen doch etwas tun können«, brachte ich schließlich hervor.
    Er betrachtete den Stift, den er befingert hatte, räusperte sich und schwieg.
    »Wie lange habe ich noch?«
    »Nach den ersten Symptomen leben die Patienten in der Regel noch ein Jahr.«
    Ein Jahr? Über die ersten Kopfschmerzen hatte ich im Juli geklagt. Demnach blieben mir noch sechs Monate. Auf die Wissenschaft konnte ich nicht mehr zählen. Ich konnte nur noch beten.
    Cate saß wie erstarrt da. Nur ihr Blick wanderte über die Zeilen, die sie gerade gelesen

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