Stirb, Schätzchen, Stirb
und den Mund herum, waren, wie sie annahm, nicht nur ein Zeichen seines Alters, sondern auch der Last der Verantwortung, die er trug.
»Lieutenant, Sie haben die Ermittlungen in einem Mordfall übernommen, der sich bereits gestern ereignet hat, mich aber bisher noch nicht darüber informiert.«
»Sir, ich habe die Ermittlungen gestern, das heißt, Sonntagmorgen, aufgenommen, Sir, da waren wir beide nicht im Dienst.«
Er nickte unmerklich mit dem Kopf. »Obwohl Sie nicht im Dienst waren, haben Sie den Fall einfach übernommen, Personal und Ausrüstung dieser Dienststelle verwendet und mich als Ihren Vorgesetzten nicht davon in Kenntnis gesetzt.«
Es hatte keinen Sinn, um den heißen Brei herumzureden, überlegte sie. »Ja, Sir, das stimmt. Ich war der Ansicht, dass mein Tun durch die Umstände gerechtfertigt war, und kläre Sie gern umgehend über diese Umstände und über mein bisheriges Vorgehen auf.«
Er hob eine Hand. »Nach dem Motto >Besser spät als nie«
»Nein, Sir, bei allem Respekt. Nach dem Motto, dass man einen Tatort möglichst umgehend sichern und auch möglichst umgehend die ersten Beweise sammeln soll.«
»Sie haben das Opfer gekannt.«
»Ja. Allerdings hatte ich über zwanzig Jahre keinen Kontakt zu ihr, bis sie zwei Tage vor ihrem Tod in meinem Büro erschienen ist.«
»Sie bewegen sich auf gefährlichem Terrain.«
»Das glaube ich nicht, Sir. Ich bin dem Opfer nur kurz als Kind begegnet. Deshalb -«
»Sie hat damals mehrere Monate als Ihre Pflegemutter fungiert«, verbesserte er sie.
Okay, vergiss es, dachte Eve. »Die Bezeichnung >Pflegemutter< ist nicht zutreffend, weil sie mir keine Pflege angedeihen lassen hat. Wenn ich ihr irgendwo auf der Straße begegnet wäre, hätte ich sie nicht erkannt. Nach ihrem Besuch bei mir am letzten Donnerstag hätte es auch keinen erneuten Kontakt zwischen uns gegeben, hätte sie nicht am folgenden Tag meinen Mann in seinem Büro aufgesucht und versucht, ihn um zwei Millionen zu erleichtern.« Er zog die Brauen hoch. »Und Sie finden immer noch, dass Sie sich nicht auf gefährlichem Terrain bewegen, Dallas?«
»Er hat sie rausgeworfen. Captain Feeney hat die Überwachungsdisketten aus seinem Büro. Roarke hat ihn gebeten, sie sicherzustellen, um uns bei den Ermittlungen behilflich zu sein. Sie hat das Gebäude genauso unversehrt verlassen, wie sie es betreten hat.«
»Setzen Sie sich, Dallas.«
»Wenn Sie es gestatten, Sir, bleibe ich lieber stehen. Am Sonntagmorgen bin ich dann in ihr Hotel gefahren, weil ich es nötig fand, noch einmal mit ihr zu reden und ihr deutlich zu verstehen zu geben, dass sie weder Roarke noch mich erpressen kann. Dass uns ihre Drohung, mit Kopien meiner damaligen Akte, die sie angeblich hatte, zu den Medien oder zu meinen Vorgesetzten zu gehen, nicht im Mindesten erschreckt. Sie -«
»Hatte sie diese Kopien?«
»Ich gehe davon aus. Es wurden keine Kopien am Tatort gefunden, aber wir haben einen leeren Diskettenhalter sichergestellt. Weshalb wir davon ausgehen, dass ihr Mörder die Disketten an sich genommen hat.«
»Dr. Mira hat mit mir gesprochen. Im Gegensatz zu Ihnen hat sie mich heute Morgen sofort aufgesucht.«
»Ja, Sir.«
»Sie glaubt, dass Sie in der Lage sind, die Ermittlungen in diesem Fall zu leiten, und dass es in Ihrem Interesse ist, das auch zu tun.« Er beugte sich etwas nach vorn, und sein Sessel stieß bei der Gewichtsverlagerung ein leises Quietschen aus.
»Außerdem habe ich auch mit Morris telefoniert, ich weiß also inzwischen ziemlich gut über den Fall Bescheid. Bevor Sie mir Bericht erstatten, würde ich gern von Ihnen wissen, warum Sie nicht gleich zu mir gekommen sind. Und kommen Sie mir nicht mit irgendwelchen faulen Ausreden.«
»Ich dachte, Sie würden mir eher gestatten, die Ermittlungen weiter zu leiten, wenn ich schon irgendwelche Ergebnisse vorzuweisen hätte. Denn dann würde meine Objektivität in dieser Angelegenheit vielleicht nicht so schnell in Frage gestellt.«
Er sah sie lange schweigend an. »Sie hätten sofort zu mir kommen sollen. Und jetzt erstatten Sie Bericht«, forderte er sie mit strenger Stimme auf.
Er hatte sie aus dem Gleichgewicht gebracht, und sie musste sich bemühen, nicht ins Stottern zu geraten, als sie ihm berichtete, was seit ihrem ersten Kontakt mit Trudy Lombard bis zu diesem Vormittag alles geschehen und herausgefunden worden war.
»Sie denken, sie hat sich die Verletzungen selber zugefügt, um ihren Forderungen Ihnen gegenüber Nachdruck zu
Weitere Kostenlose Bücher