Stirb, Schätzchen, Stirb
sollten wir den Deal auch feiern. Das meine ich ernst.« Sie schüttelte ihn sanft. »Ich bestelle einen Flasche Sekt, und du entspannst dich etwas und bist stolz auf dich. Trinken Sie ein Gläschen mit, Eve?«
»Danke, aber ich muss langsam wieder los.«
»Ich dachte, du hättest vielleicht irgendwelche Neuigkeiten. Von meiner Mutter, meine ich.«
»Die Ermittlungen kommen voran. Das ist alles, was ich dir augenblicklich sagen kann. Ich komme morgen wieder vorbei. Falls sich vorher etwas ergibt, gebe ich dir Bescheid.«
»Okay. Danke. Ich bin froh, dass du dich dieser Sache angenommen hast. Irgendwie macht es das für mich ein bisschen leichter.«
Sie konnte nach Hause fahren, dachte Eve und zwängte ihren Wagen in eine kleine Lücke im Verkehr. Das konnte Bobby augenblicklich nicht. Sie konnte nach Hause fahren, wo alles normal war, zumindest für sie selbst normal.
Während sich die Schlange langsam weiterschob, studierte sie die leuchtende, bewegliche Reklametafel, die für besondere Rabatte auf Urlaubsreisen nach Aruba warb.
Alle wollten immer woanders sein, überlegte sie. Leute aus Texas und sonst wo strömten nach New York, und die New Yorker selbst krochen über die Autobahn in Richtung Hamptons oder stiegen in ein Shuttle, das sie auf irgendeine südliche Insel trug.
Und wohin begaben sich die Leute von der Insel? Wahrscheinlich in irgendeine laute, übervolle Stadt.
Warum konnte nicht einfach jeder bleiben, wo er war?
Weil das niemand tat, waren die Straßen, Gehwege und selbst der Luftraum überfüllt. Trotzdem gab es keinen Ort, an dem sie augenblicklich lieber wäre.
Schließlich fuhr sie durch das Tor des Grundstücks auf die Lichter ihres Hauses zu.
Hinter allen Fenstern brannten helle Lampen, und mit all den Kerzen und den festlich geschmückten Bäumen, die man durch die Scheiben sah, kam ihr das Haus wie ein Gemälde vor. Seine elegante Form hob sich im Licht des aufgehenden Mondes deutlich vom dunklen Abendhimmel ab.
Sie konnte nach Hause fahren.
Warum also war sie trotzdem deprimiert? Das Gefühl trübte ihre Gedanken, und sie hatte einen Kloß im Magen, als sie ihren Wagen parkte, müde ausstieg und in Richtung Haustür ging. Sie wollte sich hinlegen, und zwar nicht, weil sie müde war, sondern weil sich dann vielleicht wenigstens für fünf Minuten ihr Hirn ausschalten ließ.
Wie immer stand Roarkes Butler wie ein säuerliches Skelett in dem festlich geschmückten Foyer.
»Roarke ist in seinem Arbeitszimmer und erledigt wieder einmal irgendwas für Sie.«
Durch seinen missbilligenden Ton wurde ihre gedrückte Stimmung noch verstärkt. »Es hat ihm niemand eine Waffe an den Kopf gehalten, damit er mir behilflich ist«, schnauzte sie ihn an. »Aber ich träume jede Nacht davon, das endlich einmal zu tun.«
Ohne sich auch nur die Mühe zu machen, ihren Mantel auszuziehen, stürmte sie die Treppe in den ersten Stock, hinauf
Obwohl sie wusste, dass es falsch und kleinlich war, ging sie nicht zu Roarke, sondern direkt ins Schlafzimmer und warf sich, immer noch in ihrem Mantel, bäuchlings auf das breite Bett.
Fünf Minuten, dachte sie. Sie hatte ja wohl das verdammte Recht auf fünf Minuten Ruhe. Wenn sie doch nur ihr Hirn ausschalten könnte ...
Ein paar Sekunden später hörte sie das schnelle Trippeln kleiner Füße und spürte, wie das Bett vibrierte, als der dicke Kater schwerfällig neben sie auf die Decke sprang.
Sie drehte ihren Kopf, starrte in seine zweifarbigen Augen. Er starrte zurück.
Dann drehte er sich ein paar Mal gemächlich um sich selbst, rollte sich neben ihrem Kopf zusammen und starrte sie weiter an.
Sie versuchte, ihn dazu zu bringen, dass er als Erster blinzelte, als sie verlor, hatte sie den Eindruck, er sähe sie hämisch grinsend an.
»Wenn du ein Bulle wärst, würdest du Verdächtige wie Nüsse knacken«, stellte sie anerkennend fest, streckte einen Arm aus, um ihn hinter dem Ohr zu kraulen, und blickte, während der Kater wie ein frisierter Motor schnurrte, auf die Lichter des Weihnachtsbaums.
Sie hatte es nicht schlecht getroffen. Lag in einem großen Bett, kraulte einen netten Kater und blickte auf einen hübschen Baum. Was war nur mit ihr los?
Sie hörte ihn nur deshalb kommen, weil sie darauf gelauscht hatte, ob er - hoffentlich - kam.
Als er sich auf den Rand des Bettes setzte, wandte sie sich ihm zu und starrte dieses Mal in Augen von einem wilden, lebendigen Blau.
Sie hatte es sogar sehr gut getroffen, dachte sie.
»Ich wäre gleich
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