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Stirb, Schätzchen, Stirb

Stirb, Schätzchen, Stirb

Titel: Stirb, Schätzchen, Stirb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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nach.«
    »Das tue ich auch.«
    »Aber du bringst nicht auch noch Polizisten mit.«
    »Das habe ich noch nie getan und werde es auch weiterhin nicht tun. Aber wenn ich ein Problem damit hätte, dass du die Leute mitbringst, würde ich dir das sagen.«
    »Ich habe mich heute an etwas erinnert.«
    Ah, dachte er. Jetzt kamen sie zur Wurzel des Problems. »Woran?«
    »Ich habe an die Art gedacht, in der sie sich verletzt hat, daran, dass sie extra Socken kaufen gegangen ist, um auf ihr eigenes Gesicht und ihren eigenen Körper einzuschlagen. Daran, wie bösartig und selbstzerstörerisch sie vorgegangen ist. Und plötzlich fiel mir etwas ein ...«
    Sie erzählte ihm, woran sie sich in ihrem Büro erinnert hatte und was ihr später noch zu der Geschichte eingefallen war. Dass es heiß gewesen war und dass sie Gras gerochen hatte. Was für sie, da sie nur selten vor die Tür gekommen war, ein geradezu exotischer Geruch gewesen war. An den CD-Spieler, den einer von den Jungs gehabt hatte, und an die Musik.
    Daran, wie der Streifenwagen an dem Abend beinahe lautlos vorgefahren war. An die Knöpfe an den Uniformen der Beamten, die im Licht des Mondes geglitzert hatten, als die beiden über die Straße gegangen waren. Es war spät gewesen, musste spät gewesen sein, denn nirgends hatte Licht gebrannt. Dann waren die Lichter angegangen, in dem Gebäude auf der anderen Straßenseite, und der Vater von dem Jungen hatte den beiden Polizisten die Haustür aufgemacht.
    Als Eve plötzlich verstummte, blickte Roarke sie fra gend an. »Was ist dann passiert?«
    »Ich weiß es nicht genau. Ich nehme an, der Junge hat ihnen gesagt, dass er nichts verbrochen hat. Dass er geschlafen hat. Was sich natürlich nicht beweisen ließ. Ich kann mich noch daran er innern, dass die Polizisten wieder rausgekommen sind, sich umgesehen und die Spraydose gefunden haben. Ich kann immer noch deutlich vor mir sehen, wie einer von den beiden die Dose eingetütet und den Kopf geschüttelt hat. Dummer Junge, Rotzgör, hat er wahrscheinlich gedacht.
    Dann ist sie rübergelaufen, hat angefangen rumzuschreien und auf die Dose, ihr Auto und das Nachbarhaus gezeigt. Ich stand einfach da und habe zugesehen, dann bin ich ins Bett gegangen und habe mir die Decke über den Kopf gezogen.«
    Sie klappte die Augen zu. »Als ich in der Schule hörte, wie die anderen darüber sprachen, dass er mit seinen Eltern auf die Wache musste, habe ich einfach die Ohren zugemacht. Ich wollte es nicht hören. Es war einfach zu schlimm. Ein paar Tage später hatte Trudy einen neuen Wagen. Einen todschicken, glänzenden neuen Wagen. Kurz darauf bin ich davongelaufen. Bin von dort getürmt. Ich hielt es einfach nicht mehr bei ihr aus. Ich hielt es einfach nicht mehr aus, in ihrem Haus zu leben und täglich auf das Haus auf der anderen Straßenseite zu sehen.«
    Jetzt machte sie die Augen wieder auf und starrte auf das dunkle Fenster über ihrem Kopf. »Erst heute ist mir klar geworden, dass ich deswegen davongelaufen bin. Dass ich nicht damit leben konnte, dass sie so etwas getan hatte und dass ich einfach zugesehen hatte, ohne irgendwas zu tun. Der Junge hatte mir den bis dahin schönsten Augenblick in meinem Leben geschenkt, und als er in Schwierigkeiten war, habe ich es tatenlos mit angese hen. Ich habe niemandem erzählt, was sie getan hatte. Ich habe einfach zugelassen, dass der Junge die Sache ausbaden musste.«
    »Du warst damals noch ein Kind.«
    »Ist das vielleicht eine Entschuldigung?«
    »Oh ja.«
    Sie setzte sich auf, wandte sich ihm zu und sah ihn böse an. »Oh nein, das ist es sicher nicht. Sie haben ihn aufs Polizeirevier gezerrt, und auch wenn es abgesehen von der blöden Dose keine Beweise gab, haben sie ihn wahrscheinlich bestraft und seine Eltern für den Schaden bezahlen lassen, den er nicht angerichtet hat.«
    »Für so was gibt es Versicherungen.«
    »Als ob das etwas daran ändern würde, dass das alles furchtbar ungerecht gewesen ist.«
    Jetzt setzte auch er sich auf, legte eine Hand unter ihr Kinn und zwang sie, ihm ins Gesicht zu sehen. »Du warst neun Jahre alt und hattest eine Heidenangst. Jetzt blickst du zwanzig Jahre zurück und gibst dir die Schuld an dem, was damals vorgefallen ist. Als ob das irgendetwas ändern würde, Eve.«
    »Ich habe nichts getan, um ihm zu helfen.«
    »Was hättest du machen sollen? Hättest du vielleicht zur Polizei gehen und erklären sollen, dass du gesehen hat, wie diese Frau - die offiziell vom Jugendamt als Pflegemutter

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