Stirb, Schätzchen, Stirb
Hand auf seine Brust, in der sein Herz noch immer deutlich schneller als gewöhnlich schlug.
»Ich sollte öfter mit dir schimpfen«, stellte er zufrieden fest.
»Gewöhn es dir besser gar nicht erst an. Vielleicht törnt es mich beim nächsten Mal ja ab. Ich war schon den ganzen Tag leicht neben der Spur. Ich habe meinen Job gemacht, so wie du gesagt hast, aber es hat sich irgendwie nicht richtig angefühlt. Fast als sähe ich mir selber bei der Arbeit zu. Passiv oder so. Ich muss meinen Rhythmus wieder finden. Ich muss wieder in Stimmung kommen.«
Er rieb ihr sanft den Bauch. »Ich hatte eben den Eindruck, als ob du durchaus in Stimmung wärst.«
»Sex bringt mich immer in Stimmung. Zumindest Sex mit dir.« Sie richtete sich auf. »Ich muss endlich einen klaren Kopf bekommen und das Ganze noch mal von vorn durchgehen.«
Er streckte eine Hand nach seinem Weinglas aus. »Dann tu das.«
Sie nahm einen Schluck aus seinem Glas. »Erst mal werde ich unter die Dusche springen und mich anziehen, dann gehe ich meine Notizen, die Berichte und die Aussagen der Zeugen durch. Danach nehme ich mir etwas Zeit und ordne alles in Gedanken um.«
»Okay. Dann mache wohl auch ich mich besser wieder an die Arbeit und gucke, ob ich dieses Konto finden kann.«
»Kann ich die Fakten mit dir durchgehen, wenn ich sie neu geordnet habe?«
»Wenn du das nicht tätest, wäre ich enttäuscht. Warum treffen wir uns nicht einfach in einer Stunde wieder, und ich höre mir beim Abendessen an, was du herausgefunden hast?«
»Das wäre toll.« Sie drückte ihm die Hand. »Schließlich sind wir beide auch ein tolles Paar.«
Er küsste ihren Handrücken und sah sie lächelnd an. »Das sind wir auf jeden Fall.«
13
Sie ging in ihr Büro und fing noch einmal von vorne an. Ging Schritt für Schritt die Aufnahmen vom Tatort, ihre eigenen Notizen, den Laborbericht, den Bericht der Spurensicherung und des Pathologen durch.
Sie hörte sich die Aussagen noch einmal an und achtete dabei genauso auf den Ausdruck und den Ton der Leute wie auf ihre Worte selbst.
Dann stellte sie sich vor die Pinnwand und sah sich die Fotos von allen Seiten an.
Als Roarke aus seinem Arbeitszimmer kam, drehte sie sich zu ihm um, er ging mit einem Grinsen und mit einer hochgezogenen Braue auf das Leuchten ihrer Augen ein. »Lieutenant.«
»Allerdings. Ich habe mich den ganzen Tag wie ein Cop verhalten und die Arbeit eines Cops gemacht, ohne mich wie ein Cop zu fühlen. Aber jetzt bin ich wieder okay.«
»Das hatte ich gehofft.«
»Lass uns etwas essen. Worauf hast du Appetit?«
»Da du gerade in Arbeitslaune bist, schätze ich, dass du am liebsten eine Pizza willst.«
»Da hast du völlig recht. Wenn ich dich nicht schon gevögelt hätte, würde ich es jetzt wahrscheinlich einfach deshalb tun, weil du mich so gut kennst.«
»Schreib mir das Mal einfach zugute, ja?«
Mit Pizza und zwei Gläsern Wein nahmen sie an ihrem Schreibtisch Platz. Selbst hier in ihrem Arbeitszimmer stand ein Weihnachtsbaum. Verglichen mit den anderen Bäumen überall im Haus war er ziemlich klein, aber, Himmel, sie betrachtete ihn wirklich gern, wie er neben dem Fenster stand und sein helles Licht in die Dunkelheit des Gartens warf.
»Irgendwie ergibt das alles keinen Sinn«, begann sie das Gespräch.
»Ah.« Er prostete ihr zu und trank einen Schluck von seinem Wein. »Gut, dass das geklärt ist.«
»Im Ernst. Auf den ersten Blick sieht's aus, als hätten wir ganz einfach eine tote Frau, die durch mehrere Schläge mit einem stumpfen Gegenstand auf den Hinterkopf getötet worden ist. Die älteren Verletzungen weisen darauf hin, dass sie bereits am Vortag angegriffen und /oder zusammengeschlagen worden ist. Die Tür war von innen abgesperrt, das Fenster nicht.«
Da sie in der Rechten ein Stück Pizza hielt, wies sie mit der Linken auf die Pinnwand und fuhr fort: »So, wie es aussieht, ist der Eindringling durchs Fenster eingestiegen, hat sie niedergeschlagen und sich auf demselben Weg wieder aus dem Staub gemacht. Da es keine Abwehrverletzungen gibt, muss angenommen werden, dass sie ihren Mörder kannte oder dass sie auf jeden Fall nicht erwartete, dass er ihr gefährlich wird. Wenn man aber von jemandem verprügelt wird, ist man doch wohl zumindest leicht in Sorge, wenn derselbe Typ am nächsten Tag wieder erscheint.«
»Angeblich hat sie sich die älteren Verletzungen doch selber zugefügt.«
»Ja* aber woher hätten wir das wissen oder auch nur in Erwägung ziehen sollen, als
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