verließ den Raum. Tom starrte weiter auf den Bildschirm, sein ganzes Leben lag irgendwo dort drinnen.
Eine neue E-Mail ging ein. Von
[email protected] . Sofort klickte er darauf.
Gratuliere, Tom, du kapierst es allmählich doch noch! Und jetzt geh raus, nimm Kellies Auto, fahr auf der A23 nach Norden und warte auf ihren Anruf. Es gefällt mir übrigens gar nicht, wenn du trotzdem mit der Polizei redest. Hoch ein Wort, EIN Wort, zu deinem neuen Bullenfreund, diesem Grünschnabel von einem Haushälter, und du siehst deine Frau nie wieder. Versuch es nicht, auf diese Mail zu antworten. Oder nach der versteckten Kamera zu suchen. Du sitzt genau davor.
65
CLEO LÄCHELTE IHN AN , ihr Gesicht sah im Kerzenschein wunderbar sanft und schön aus. Im Hintergrund noch immer dezenter Jazz. Roy Grace spürte ihren süßen Atem im Gesicht.
»Das war nicht übel«, flüsterte sie.
»Für einen Bullen?«
Sie knuffte ihn scherzhaft, nahm sein Gesicht in die Hände und küsste ihn auf den Mund. Das Bett war so bequem, Cleos Nähe so angenehm, dass es ihm vorkam, als wären sie ganz, ganz alte Freunde.
Er streichelte ihre Haut, spürte in sich ein warmes Glühen, einen ungeheuren Frieden. In diesem flüchtigen Augenblick war er in einen Raum gelangt, den er für immer verloren geglaubt hatte. Dann fiel ihm ein, dass vorhin sein Handy geklingelt hatte und eine Sprachnachricht eingegangen war. Er sah auf die blau leuchtende Uhr auf dem Nachttisch.
Viertel nach eins.
Scheiße!
Er drehte sich um, tastete auf dem Boden nach dem Telefon und hörte die Nachricht ab.
Es war Glenn. Roy solle sich melden, wenn er die Nachricht noch vor Mitternacht bekäme, und ansonsten bis zum Morgen warten. Erleichtert legte er das Handy weg.
»Schön, dass du gekommen bist«, murmelte Cleo.
»Bei Glenfiddich kann ich einfach nicht nein sagen.«
»Du bist wirklich oberflächlich, Detective Superintendent Roy Grace. Tust wohl alles für einen kostenlosen Drink.«
»Hm. Vielleicht war ich auch ein winziges bisschen neugierig auf deinen Verlobten. Wie oberflächlich ist das denn?« Er sog scharf die Luft ein, als ihre Hände seine Eier umschlossen.
»Du kennst doch den Spruch, Detective Superintendent.« Sie drückte sanft zu.
Ein leichter Schmerz, Roy keuchte vor Lust. »Welchen Spruch?«
»Mit den Eiern hast du den ganzen Mann in der Hand.«
Er atmete stöhnend aus, sie gab ein wenig nach. »Wie sehen deine weiteren Pläne für heute Nacht aus?«
Sie verstärkte den Druck wieder und küsste ihn. »Du bist in einer schlechten Verhandlungsposition, würde ich sagen.«
»Wer redet denn hier von Verhandeln?«
Sie rollte sich aus dem Bett und tappte durchs Zimmer. Er betrachtete ihren schlanken, nackten Körper, die langen Beine, den himmlisch festen Hintern, bevor sie durch die Tür verschwand. Dann verschränkte er die Arme hinter dem Kopf und versank in den tiefen, weichen Kissen. »Mit viel Eis!«, rief er.
Kurz darauf kam sie mit zwei klirrenden Gläsern zurück und gab ihm eins. Sie kletterte zu ihm ins Bett, stieß mit ihm an und sagte: »Auf dich ohne Fisch. Prost ohne Toast. Zum Wohl ohne Kohl!« Und kippte ihr Glas zur Hälfte herunter.
Er hob seins. »Auf dich ohne Fisch!« Der nächste Morgen war unendlich weit weg. Cleos Augen funkelten.
»Du bist also gekommen, weil du etwas über meinen Verlobten erfahren wolltest. War das der einzige Grund, Detective Superintendent Roy Grace?«
»Hör auf damit!«
»Wie soll ich dich sonst nennen? Den heißesten Hengst der Galaxis?«
»Schon besser«, meinte er grinsend. »Ansonsten ginge auch Roy.«
Sie hob das Glas an den Mund, beugte sich vor, küsste ihn sinnlich auf den Mund und schob einen nach Whisky schmeckenden Eiswürfel zwischen seinen Lippen hindurch. »Roy! Toller Name. Wie sind deine Eltern darauf gekommen?«
»Hab nie danach gefragt.«
»Wieso nicht?«
Er zuckte mit den Achseln. »Bin nie auf den Gedanken gekommen.«
»Und du willst Detektiv sein?«
»Warum haben dich deine Eltern denn Cleo genannt?«
»Weil …« Sie kicherte. »Eigentlich ist es mir peinlich. Die Lieblingsbücher meiner Mutter waren das Alexandria Quartett von Lawrence Durrell. Sie nannten mich nach einer der Figuren, Clea, nur verschrieb sich jemand im Taufregister. So wurde aus Clea schließlich Cleo.«
»Hab nie vom Alexandria Quartett gehört.«
»Komm schon, das musst du doch gelesen haben!«
»Ich musste als Kind einiges entbehren.«
»Oder du hast dich mit den falschen Dingen