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Stirb schön

Stirb schön

Titel: Stirb schön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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seinem Schreibtisch ausgebreitet und schaute Grace eindringlich an. »Immerhin konnten wir es von der Titelseite fernhalten, Roy.« Seine Augenbrauen zuckten hoch wie zwei abflugbereite Krähen.
    Sie hatten Glück gehabt, dass eine Story über Charles und Camilla die Titelseite beanspruchte. Es waren die Zeichen der modernen Zeit, dass die Sache mit dem kopflosen Torso nur einige Seiten weiter innen und in manchen Blättern gar nicht erst erwähnt wurde. Die Daily Mail hingegen brachte einen halbseitigen Artikel mit der Riesenüberschrift ZWEI TOTE BEI VERFOLGUNGSJAGD MIT POLIZEI , eine Story, die alle überregionalen Zeitungen aufgenommen hatten.
    »Sie haben Ihr Bestes getan«, sagte Grace. Anders als viele Kollegen wusste er, wie wichtig es war, sich den Pressesprecher warm zu halten.
    »Sie haben die Konferenz gut gemanagt«, sagte Ponds. »Wir können heute höchstens auf die Torso-Geschichte bauen. Hab für zwei Uhr eine PK anberaumt. Sind Sie dabei?«
    »Auf in den Kampf«, versetzte Grace.
    »Können Sie mir schon jetzt etwas liefern?«
    Grace schraubte die Flasche auf und zu. »Keine Übereinstimmung bei den Fingerabdrücken. Auf die DNA-Analyse warten wir noch. Bis dahin gehen wir die Vermisstenmeldungen durch.«
    »Sollen wir sagen, dass der Kopf fehlt?«
    »Das soll noch niemand erfahren. Ich werde lediglich sagen, dass der Körper beträchtlich verstümmelt wurde, was die Identifizierung erschwert.«
    »Ich dachte, ich wäre derjenige, der die Wahrheit in genießbaren Dosen verabreicht.«
    Grace lächelte. »Offenbar habe ich von Ihnen gelernt.«
    Die Augenbrauen zuckten wie Flügel empor. »Irgendwelche heißen Spuren?«
    »Kommen Sie, Dennis, jetzt klingen Sie selbst wie ein Reporter.«
    »Ich würde ihnen gern etwas zum Fraß vorwerfen.«
    »Es gibt Übereinstimmungen mit den Vermisstenmeldungen.«
    »Wie ich hörte, scheint es auf eine Jurareferendarin aus Brighton hinauszulaufen. Stimmt das?«
    »Woher haben Sie das denn?«, fragte Grace verblüfft.
    Der Pressesprecher zuckte die Achseln. »Man erzählt sich so einiges.«
    »Wer erzählt was? Woher zum Teufel haben Sie das?«
    Ponds schaute Grace erstaunt an. »Mich haben drei Journalisten unabhängig voneinander angerufen.«
    Grace erinnerte sich an das Telefonat mit Glenn Branson, bei dem sein Kollege über die Identität der jungen Frau spekuliert hatte. Hatte jemand mitgehört? Kaum denkbar – die neuen Handys sandten zerhackte digitalisierte Signale. Wut stieg in ihm auf, und er fragte ungehalten: »Scheiße, wer hat mit denen gesprochen? Dennis, das tote Mädchen hatte Familie. Vielleicht einen Mann, Kinder, eine Mutter, einen Vater, die sie alle geliebt haben. Wir können uns keine Spekulationen leisten.«
    »Das weiß ich doch, Roy. Aber wir können die Presse auch nicht belügen.«
    Wie immer ließ ihn der Gedanke an Sandy nicht los. »Verstehen Sie denn nicht, dass jeder, der eine Person vermisst, auf die die Beschreibung passen könnte, die Artikel verschlingen und jede Radio- und Fernsehsendung verfolgen wird? Es ist nicht meine Aufgabe, den Leuten Hoffnung zu machen, sondern Verbrechen aufzuklären.«
    Dennis Ponds stenographierte wie wild mit. »Das ist toll«, sagte er, »der letzte Satz, meine ich. Darf ich den in der Presseerklärung verwenden?«
    Grace starrte ihn an. Typisch PR-Mann, Hauptsache knallige Statements. Dann nickte er und sah auf die Uhr, es zog ihn in die Soko-Zentrale zu seinem Team. Danach musste er zur Autopsie, die für zehn Uhr angesetzt war.
    Er wollte unbedingt dabei sein, und das nicht nur wegen der armen Frau, deren zerstückelte Überreste vom Pathologen noch weiter zerstückelt würden.
    Nein, ihm ging es um eine andere junge Frau, die im Leichenschauhaus arbeitete und mit der er an diesem Abend verabredet war.
    Unter den Zeitungen, die sich auf seinem Schreibtisch stapelten, lag auch das Männermagazin FHM. Grace hatte gehofft, es irgendwann am Morgen überfliegen und sich über die neueste Herrenmode informieren zu können. Glenn Branson zog ihn ständig wegen seiner Kleidung, Frisur, sogar wegen seiner verdammten Uhr auf. Die treue alte Seiko, ein Geschenk von Sandy, verschaffe ihm das falsche Image.
    Wie zum Teufel sah man cool aus? Und lohnte es überhaupt die Mühe, wenn man bald neununddreißig wurde?
    Dann dachte er an Cleo Morey, und sein Magen schlug freudige Kapriolen. Ja, sagte er sich, und ob es die Mühe lohnte.
    Dennis Ponds schwätzte noch ewig weiter, doch Grace ließ ihn reden, weil er

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