Stoer die feinen Leute nicht
bezahlt hatte, ja?“
„Ja, das kann ich beschwören!“
Taschenmacher wandte sich zu Katja um. „War die Büchse in Ihrer Tasche, oder nicht?“
Katja starrte die Büchse an. Ein roter Stern, zwei Zeichnungen, einmal ein Krebs mit ausgebreiteten Scheren, zum anderen eine Art Kuchen aus Krebsfleisch und Salat. In blauen Buchstaben mit rotem Rand: CHATKA. In grünen Buchstaben, golden eingefaßt: FANCY CRABMEAT. CRABE AU NATUREL – FANCY. KREBSFLEISCH FANCY. Produkt der UdSSR. Mit der Hand vermerkt der Preis: 7,95.
Katjas Verzweiflung löste sich in einem hysterischen Ausbruch. „Das ist doch alles Unsinn! Sie spinnen ja! Ich klau doch kein Krebsfleisch – ich hab nie welches angerührt. Ich bin allergisch gegen das Zeug… Ich brauch auch keins zu klauen, ich kann mir eine ganze Wagenladung voll kaufen!“
Taschenmacher lächelte milde. „Wollen Sie etwa abstreiten, daß sich diese Konservendose hier in Ihrer Tasche befunden hat?“
„Nein, aber…“ Katja wand sich. „Die muß mir jemand reingesteckt haben!“
Die Verkäuferin lachte höhnisch.
„Die Ausrede hören wir x-mal am Tag“, sagte Taschenmacher.
Alles aus. Keine Studie, kein Abschluß des Studiums. Sie war erledigt… Biebusch! Sie sah ihn schon toben. Ein halbes Jahr für die Vorarbeiten, eine Menge Geld ausgegeben, unzählige Gespräche geführt – alles umsonst. Nur weil diese Krebsfleischbüchse in ihrer Tasche lag. So was sprach sich doch wie ein Lauffeuer herum: Diese linken Soziologen – wollen die Welt verbessern und klauen schon, kaum daß sie hier sind… Und wer glaubte ihr schon? Kein Mensch glaubte ihr… Katja hatte einen Einfall:
„Ich zahle Ihnen das Zehnfache des Preises, wenn Sie…“
„Vielen Dank für Ihr Geständnis!“
„Ich habe nichts zu gestehen, aber ich weiß ganz genau, daß mir doch keiner glaubt.“
„Sie haben die Wahl: entweder vorn ans Schwarze Brett oder eine Anzeige bei der Polizei…“
Katja erkannte sofort, daß beides tödlich war. Auf alle Fälle bekamen diejenigen Wind davon, die ohnehin gegen die Untersuchung waren. Welche Munition für sie! Unschätzbar.
„Ich habe nichts gestohlen!“ schrie sie.
„Ihre Personalien, bitte.“
Katja versuchte es anders. „Verstehen Sie doch – ich bin erledigt, wenn Sie das an die große Glocke hängen! Ich bin Mitarbeiterin von Professor Biebusch, wir führen hier eine großangelegte stadtsoziologische Untersuchung durch…“
„So ein Pech!“ Taschenmacher grinste. „Vielleicht hätten Sie sich mal beherrschen sollen.“
Langsam glaubte Katja selber, daß sie das Krebsfleisch eingesteckt hatte. In Gedanken vielleicht. Aus einer Regung des Unterbewußtseins heraus, um möglichst schnell von Bramme wegzukommen – so etwas gab’s doch. Das war doch möglich… Wer kennt sich schon?
Egal. Jetzt gab es nur noch einen Ausweg: Biebusch anrufen und steif und fest behaupten, man hätte ihr das Krebsfleisch heimlich in die Tasche gesteckt, um die Studie zu sabotieren. Vielleicht konnte Biebusch über Lankenau etwas erreichen…
„Kann ich mal telefonieren?“ fragte Katja.
„Mit Ihrem Anwalt vielleicht?“ höhnte Taschenmacher.
Langsam gewann Katja ihr logisches Denkvermögen zurück. „Sehen Sie sich vor, Herr Taschenmacher!“ bluffte sie. „Ich bin hier groß geworden, ich kenne genug Leute in Bramme, die sich ärgern, wenn Sie mir auf die Füße treten…“
„Bitte – telefonieren Sie…“
Katja ging durch den langgestreckten Supermarkt und stieg zur Empore hinauf. Mit heftigem Herzklopfen und schweißigen Fingern wählte sie die Rathausnummer und ließ sich mit Biebusch verbinden.
Sie brachte kaum ein Wort hervor, als er sich meldete. Stockend erzählte sie ihm, was sie sich zurechtgelegt hatte. Zu ihrer großen Überraschung glaubte er ihr und regte sich nicht weiter auf.
„Schöne Bescherung“, war sein ganzer Kommentar. „Bleiben Sie am Apparat; ich spreche mal mit Lankenau… Taschenmacher heißt der Mann?“
„Ja…“
„Momentchen mal!“
Es knackte ein paarmal in der Leitung, endlose Sekunden vergingen. Taschenmacher war inzwischen herangekommen und hatte sich eine Zigarette angesteckt. Katja vermied es, ihn anzusehen. Irgendwo summte eine Tiefkühltruhe. Auf dem Tisch lagen Rechnungen, endlose Aufstellungen gelieferter Waren.
Endlich meldete sich jemand. „Hier Lankenau, grüß Gott, Fräulein Marciniak; nehmen Sie’s leicht… Und geben Sie mir bitte mal Herrn Taschenmacher!“
„Ja, danke…“ Sie
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